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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Afrika oder achtzehnhundert Kilometer westwärts nach Gibraltar und unterwegs allem, was außer Marsagharalla noch im Meer herumschwamm, als Nahrung dienen.
    Ich war Clara nie begegnet, aber allmählich war sie mir fast so vertraut wie eine Verwandte geworden. Ich hatte Mitleid mit ihr. Sie mochte vielleicht durchtrieben gewesen sein, aber schließlich war sie auch als Kind missbraucht worden. Hier hatte sie endlich ihr persönliches Märchen gefunden, den Wahn vom Frieden, bis ihre eigene Unvorsichtigkeit etwas Bösartiges aus der Vergangenheit weckte, das dem Ganzen ein Ende bereitete.
    Ich war mir ganz sicher.
    Margas Hände legten sich auf meine, als wolle sie mich auffordern weiterzumachen. Ich hielt sie fest.
    »Ich glaube nicht, dass es sehr schwer war«, sagte ich. »Sie warteten auf ihre Chance. Es musste wie ein Unfall aussehen. Sie hatten beobachtet, dass Clara praktisch jeden Tag schwimmen ging. Samstag war der sicherste Tag; die Gäste reisen ab, die Apartments werden gereinigt, der Sohn spielt Kreuzritter mit seinen Freunden im Dorf, kein Mensch weit und breit. Morgens checken sie aus, nehmen ihr Gepäck mit. Gozo ist so klein, dass sie mit einem Bus oder einem Taxi nach Victoria fahren und zwei Stunden später wieder zurück sein können. Überall gibt es kleine Wege. Sie warten hier, bis Clara auftaucht. Sie haben Schnorchel. Clara geht schwimmen, sie schwimmen hinter ihr her, ziehen sie unter Wasser und halten sie fest. Sie sind zu zweit.«
    »Aber da haben doch Männer gesessen, die beim Angeln waren!«
    »Ja, auf der anderen Seite. Hundert Meter entfernt und sie schauten genau in die Sonne. Vielleicht hat sie einmal kurz geschrien, bevor sie sie hinunterzogen und unter Wasser festhielten. Vielleicht hat sie gezappelt und die Fischer sahen den Strudel und das Monster. Clara ist tot. Die Mörder selbst bleiben mit Hilfe der Schnorchel unter Wasser, ziehen sie mit sich aus der Bucht heraus; es ist Ebbe, sie wissen von den Strömungen und lassen sie wegtreiben. Sie schwimmen irgendwo an Land, holen ihre Sachen rechtzeitig in Mgarr ab und nehmen das Fährschiff, das um halb sechs ablegt.«
    Marga lag einen Moment still an mich gelehnt. Die Dinge erhalten eine ganz andere Dimension, wenn man über gewaltsamen Tod spricht, während man Leben im Arm hält, das noch dazu so aufregend ist.
    »Meinst du diese beiden sanftmütigen und freundlichen jungen Homos aus den Niederlanden?«
    »Ich glaube, dass sie Cleo um Geld gebeten hatte. Vielleicht drohte sie, an die Öffentlichkeit zu gehen. Normalerweise würde sich kein Mensch für einen außerehelichen Sohn interessieren, aber Cleveringa ist ein tugendhafter katholischer Minister. Er hat seiner Geliebten Heiratsversprechungen gemacht, aber als sie schwanger wurde, hat er sich von ihr losgekauft und sie gezwungen, ins Ausland zu verschwinden. Eine üble Geschichte für Cleveringa. Möglicherweise steckt auch noch mehr dahinter. Cleveringa bekommt den Brief. Er ist nicht dumm, er ist ein hoch geschätzter Minister, Witwer, ordentlich wieder verheiratet. Er erkennt sofort, dass dies ein Problem von der Sorte ist, das nur noch größer werden kann.«
    »Also schickt er zwei diskrete blonde Tunten?«
    »Die sich eintragen als R. Gullit und M. van Basten.«
    Marga schaute mich verwirrt an. Zwar pflegte sie, den Fernseher auszuschalten, sobald etwas über Politik oder Fußball kam, aber von Marco van Basten und Ruud Gullit hatte sie zwangsläufig schon einmal gehört. Ich fragte mich, in welcher schrägen Laune sich die beiden blonden Typen ausgerechnet diese Decknamen ausgedacht hatten. Natürlich war es auf Gozo völlig egal; sie hätten sich auch Vroom und Dreesmann oder Willem Alexander und Johan Friso nennen können, ohne dass hier jemand auch nur eine Miene verzogen hätte.
    »Man kann ja so manches über Ruud Gullit und Marco van Basten sagen«, bemerkte ich, »aber blonde, sanftmütige Homos sind die nie gewesen.«

 
6
     
    Ich hatte gerade die Nummer von Lonneke Cleveringa herausgesucht und schon den Hörer in der Hand, als es klingelte.
    Zwei Männer standen vor der Tür, die aussahen wie Vater und Sohn.
    Der eine musste Mitte vierzig sein, der andere knapp zwanzig, aber bei beiden fiel mir gleichermaßen der Widerspruch zwischen ihrem Körperbau und ihrem Gesichtsausdruck auf. Sie hatten die gesunden, muskulösen Körper von Maurern oder Kranführern, dazu aber die frustrierten Gesichter von Streikenden, die eine Fünfundzwanzig-Stunden-Woche mit

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