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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Blümchen pflücken gehen und eine Flasche Rose für den Strand mitnehmen.«
    Ein Tropfen schmelzendes Eis fiel von Margas Löffel auf den grün gestrichenen Tisch, als sie kurz beim Essen innehielt und mich vorwurfsvoll anschaute. »Es gibt keinen Zufall«, sagte sie.
    Die Irene Holiday Apts. lagen am östlichen Rand der Bucht, umgeben von einem Gitterzaun mit Steinpfeilern und einem Garten voller Zitrus- und Olivenbäume sowie großer Kakteen. Das Ganze machte einen freundlichen und gastlichen Eindruck, trotz des eckigen Betongebäudes.
    Der Lieferwagen stand neben dem dreistöckigen, gelb gestrichenen Hauptgebäude, das in Apartments mit Balkonen zur Meerseite unterteilt war. Das Haus wirkte wie aus Beton gegossen, aber es konnte auch aus aneinander geklebten Ytong-Steinen errichtet worden sein, da ein Kupferschild neben dem Haupteingang verkündete, der Grundstein sei von Dr. Johann Metz gelegt worden, und zwar am 12. Oktober 1980.
    Diese Jahreszahl begann allmählich groteske, überdimensionale Proportionen anzunehmen, ähnlich wie der Berg Kokain unter Al Pacinos Nase in Scarface.
    Die Eingangshalle wirkte nach dem grellen Licht draußen sehr düster: viel dunkles Holz, eine breite Holztreppe, rote Steinplatten, Topfpalmen und einige kleine, erleuchtete Nischen hinter einer bierflaschenfarbenen Bleiverglasung, ein bescheidener Empfangstresen mit einem Ständer für Prospekte und Ansichtskarten darauf und Schlüsselfächern an der Wand dahinter. Ich drückte auf die verchromte Klingel und betrachtete die Postkarten. Es gab mindestens fünf verschiedene Ansichten von Xlendi, aber alle jünger und von besserer Aufnahmequalität als die Karte, die Irene erhalten hatte.
    Ein älterer Mann kam die Treppe herunter. Er war gedrungen gebaut, mit dicken Händen und schweren Schultern unter einem khakifarbenen Jackett. Er hatte ein freundliches, gerötetes Gesicht mit blauen Augen und Augenbrauen, die ebenso wie sein kräftiges, kurzes Haar schneeweiß waren.
    »Guten Tag. Ich bin Johann Metz. Sind Sie mit dem Taxi gekommen? Wo ist Ihr Gepäck?« Seinem Englisch fehlte der singende Tonfall der Malteser; sein Akzent klang eher deutsch. Johann.
    »Im Hotel St. Patrick«, antwortete ich. »Mein Name ist Max Winter.«
    Marga gab ihm ebenfalls die Hand und stellte sich vor.
    Metz war verwirrt. »Pardon«, sagte er. »Ich erwarte ein Ehepaar aus London. Aber ich habe noch genug frei, falls Sie ein Apartment suchen.«
    »Ich hätte nur ein paar Fragen; wenn Sie vielleicht einen Moment Zeit für uns hätten …«, begann ich.
    »Sie stammen aber nicht aus Gozo, oder?«, fragte Marga freundlich.
    »Nein, aus Dortmund in Deutschland, aber das ist schon eine Weile her. Man hört es natürlich immer noch an meinem Akzent. Sie kommen bestimmt aus Holland, stimmt’s?«
    Marga nickte. »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Knapp zwanzig Jahre.«
    »Seit der Grundsteinlegung?«
    »Ja, nun ja, schon ein halbes Jahr vorher. Sogar auf Gozo muss man sich erst mit einer Menge Papierkram herumschlagen, bevor man mit dem Bauen anfangen kann.« Er runzelte seine eckige Stirn. »Wollten Sie darüber mit mir sprechen?«
    »Eigentlich sind wir auf der Suche nach einer Bekannten und kamen auf die Idee, sie könne sich vielleicht hier in Xlendi aufhalten.«
    »Wer ist denn diese Person?«, fragte Metz.
    Ich suchte in meiner Tasche nach dem Foto. Draußen hörte man das Geräusch eines ankommenden Wagens und das Schlagen von Autotüren.
    »Die Engländer«, murmelte Metz.
    Ein Mann in Shorts und schreiend buntem Hawaiihemd schleppte zwei Koffer durch die Tür, gefolgt von einer mageren Frau mit noch mehr Koffern und Taschen. Die Frau ließ ihre Last auf die Bodenfliesen fallen und blieb vor sich hin schimpfend und blinzelnd im Dunkel der Eingangshalle stehen, während der Mann auf den Empfang zukam.
    Metz warf einen Blick auf das Foto, riss es mir aus der Hand, drückte es an die Brust und fing an zu weinen.
    In den Niederlanden dürfen Männer ohne weiteres weinen, sie werden sogar von den meisten Psychologen ausdrücklich dazu ermuntert, doch für Engländer ist ein erwachsener Mann, der in Tränen ausbricht, wahrscheinlich noch immer ein völlig unpassender Anblick. Der Mann blieb stocksteif stehen. Seine Frau stieß einen Seufzer aus und schlug die Hand vor den Mund, mitten in einer Tirade über Malteser Taxifahrer, die zu faul waren, die Koffer zu tragen, und mit kaputten Taxametern herumfuhren, um einen besser übers Ohr hauen zu können.
    Marga

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