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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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wie man früher gefallene Frauen nach Australien schickte, oder woher das Geld kam oder wer Hans’ Vater war. Hans ist mein Sohn. Das ist die ganze Geschichte.«
    »Ein Märchen mit einem bösen Marsagharalla«, bemerkte Marga ohne jede Spur von Ironie.
    Metz lächelte traurig. Er hatte natürlich Recht, was die Vergangenheit betraf. Sie ist ein Stachel, der zu Argwohn, unnötigen Vergleichen und Eifersucht führt, oft genug auch zur Trennung. Allerdings war das selbst gewählte Vergessen der Vergangenheit ein Kraftakt, den meines Wissens noch keiner vollbracht hat.
    »Es ist eine schmerzliche Frage«, sagte ich vorsichtig. »Aber sind Sie sicher, dass es ein Unglücksfall war?«
    Sein Gesichtsausdruck wurde abweisend. »Meine Frau ist ertrunken, natürlich war es ein Unfall.« Er verstand mich falsch, wie es unschuldige Menschen tun, die sich nicht jeden Abend Krimis im Fernsehen anschauen. »Selbstmord wäre ihr nie in den Sinn gekommen. Es gab nicht den geringsten Grund dazu. Wir hatten in dem Jahr ein paar finanzielle Probleme, aber wenn man bei so etwas zusammenhält, wird das Verhältnis dadurch nur noch enger.«
    »Darf ich fragen, welcher Art diese finanziellen Probleme waren?«
    Er machte eine abwehrende Geste. »Wir hatten einen Kredit aufgenommen. Die beiden Jahre davor war das Geschäft schlecht gelaufen und es stand eine Tilgung bevor. Es war kein riesiger Betrag, rund sechstausend Pfund, etwa zwanzigtausend Mark. Ich versuchte, den Termin zu verschieben oder unseren Kredit zu erhöhen, aber die können sich hier manchmal ganz schön quer stellen, insbesondere Ausländern gegenüber.«
    »Aber Sie haben das Problem gelöst?«
    »Nicht sofort. Clara versuchte zunächst, sich das Geld von einer früheren Freundin zu leihen.«
    »Aus Belgien?«
    »Nein, aus den Niederlanden. Ich dachte sofort an diesen Mann, aber Clara sagte, ich brauchte mir keine Sorgen zu machen. Sie wollte mir den Namen der Freundin nicht nennen, aber es ging um eine reiche Freundin, die ihr gewiss helfen würde. Sie hatte ihr im Mai schon geschrieben.«
    Ich versuchte, meine Unruhe zu verbergen. Es kam nur eine reiche Freundin in Frage: Cleopatra mit ihrem Textilvermögen. Clara hatte sich hier völlig von der Welt abgesondert und wusste vielleicht nicht, dass Cleopatra bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen war. Ich konnte mir bloß nicht vorstellen, welcher irrtümliche Gedanke Clara auf die Idee gebracht hatte, Cleopatra um Geld zu bitten. Erpressung? Wie dem auch sei – es bedeutete in jedem Fall, dass ihr Brief bei Cleveringa gelandet war.
    »Hat sie eine Antwort auf ihren Brief erhalten?«
    »Nein, ich habe die Sache schließlich mit der Bank geregelt.«
    Ich schaute zu Marga hinüber, die genug von der Sache wusste, um mein Unbehagen zu begreifen. Sie schüttelte unauffällig den Kopf, doch ich ignorierte sie und fragte Metz, ob er ein Gästebuch führe.
    Er schaute mich verwirrt an. »Warum?«
    »Es ist nur so eine Idee«, sagte ich vorsichtig. »Für meine eigene Seelenruhe würde ich mir gerne einmal anschauen, wer hier im Juli 1991 gewohnt hat.«
    Metz sah aus, als hörte er meine Bitte mit widersprüchlichen Gefühlen, stand dann aber auf und ging hinüber zum Schrank. Seine Finger wanderten über eine Reihe dünner, in grünes Leinen gebundener Bücher und er zog eines heraus. Er gab es mir und setzte sich wieder neben Marga.
    Ich studierte die Namen der Gäste vom Juli 1991. Viele Engländer, ein französisches Ehepaar, zwei Niederländer in Apt. 206. Ankunft 6. Juli, Abreise 13. Juli.
    Ich ging mit dem Buch zu Metz und setzte mich neben ihn auf die andere Seite. »Können Sie sich an diese beiden Namen erinnern?«
    Er warf einen flüchtigen Blick darauf. »Nicht besonders gut. Warten Sie … zwei blonde junge Männer aus Holland. Sehr freundlich. Ich glaube, dass es Homos waren.« Er schaute Marga an. »Deshalb kann ich mich noch an sie erinnern. Mir ist das egal, solange sie nicht andere damit belästigen.«
    »Sind sie an dem Morgen abgereist, als es passierte?«
    Er nahm mir das Buch wieder aus der Hand und schaute hinein. »Ja, aber das ist normal, es war ein Samstag. Die meisten Gäste kommen und gehen an einem Samstag, da findet der wöchentliche Wechsel statt. Es ist auch der ruhigste Tag am Strand.«
    »Haben Sie ihre Pässe gesehen?«
    »Ich glaube nicht, ich frage nie danach.«
    »Mussten die beiden nicht so ein Formular für die Polizei ausfüllen?«
    »Doch, das haben sie natürlich getan.«
    Und da

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