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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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fragte Joe.
    »Ihre Mächtigkeit!«, antwortete Stuart fröhlich. »So nenne ich sie. Lois Vyvyan verkörpert alles, woran man bei >Memsahib< denkt. Stimmt’s oder habe ich Recht? Außerdem ist sie ehrgeizig. Ich glaube, sie übt schon mal für die Position der Vizekönigin ... hoffentlich hat jemand daran gedacht, den armen, alten Claude davon in Kenntnis zu setzen!«
    Joe war verblüfft. »Meinen Sie das ernst? Claude als Vizekönig? Das sehe ich nicht.«
    »Natürlich völlig aussichtslos! Der Bursche hat Talent . nicht ganz so viel wie Curzon, aber wer hat das schon? Aber er ist auf demselben Gebiet talentiert. Allerdings verliert er hinsichtlich seines Stammbaums an Punkten. Ihr Briten seid ja immer noch allzu beeindruckt von einem Duke oder einem Earl, und Claude hat nichts weiter vorzuweisen als einen Schwiegervater, der angeblich eine Art Baronet sein soll. Claudes Großvater hat sich offenbar im Handel ein Vermögen erwirtschaftet, soweit ich weiß. Prompt hat dessen Sohn das Vermögen durchgebracht, und Claude hat nur noch einen schäbigen Familiensitz daheim in Wiltshire. Er musste sich die Leiter der Außenpolitik und Respektabilität mühsam hocharbeiten. Das prägte auch seine Weltsicht.«
    »Woher wissen Sie das alles?«, fragte Joe.
    »Hat er mir mal im Suff erzählt - war das einzige Mal, dass ich ihn unter Alkoholeinfluss erlebt habe. Oder unter einem anderen Einfluss als dem seiner Frau.«
    Stuarts Gesichtsausdruck wurde einen Augenblick lang ernst. »Und wer weiß, ob er sich irrt? Die Welt ändert sich so rasant, dass man Schwindelgefühle bekommen könnte! Sogar hier draußen. Nur die Klugen und Anpassungsfähigen schaffen es nach oben. Schmieden Sie Ihre Pläne, Joe! Ich habe das jedenfalls getan!«
    Bevor sie in Hörweite des geduldigen Ahmed kamen, der mit der Hand am Propeller auf sie wartete, fragte Joe: »Dieses Surigargh ... Ich hörte, es sei auch das Heimatdorf von Udai und seinem Bruder Zalim?«
    »Ja, das stimmt. Und es ist auch das Heimatdorf von Udais Lieblingskonkubine Lal Bai, der Mutter von Bahadur. Lal Bai bedeutet Rubinfrau. Sie ist im ganzen Land für ihre Liebe zu Juwelen bekannt. Es heißt, sie besitzt die bedeutendste Sammlung von Rubinen. Sie sollten versuchen, sie kennen zu lernen, Joe. Es heißt, sie sei eine unglaubliche Frau!«
Kapitel 12
    Lal Bai eilte einen dunklen Korridor des Alten Palastes entlang. Ihr roter Rock wirbelte, und die Füße in den Sandalen knirschten über die Scherben zerbrochenen Schmucks. Ein Haufen billiger Glasperlen, die in Trauer über den Tod des Yuvaraj zerschmettert worden waren, nervte sie - ungeduldig trat sie die Perlen aus dem Weg. Wertloser Tand! Ihre eigenen Juwelen waren sicher versteckt in der Tosha Khana, und es bestand nicht die geringste Chance, dass sie sie gemäß altem Brauch opfern würde. Lal Bai lebte und überlebte nur, indem sie sich nach ihren eigenen Regeln richtete.
    Warum sollten die Frauen der Zenana ihre hübschen Sachen aufgeben, um einen Mann zu ehren, der sie nie besucht hatte? Sie hatten ohnehin nur wenig Zeit gehabt, um ihre Schmuckschatullen nach der Bestattung des ersten Sohnes wieder aufzustocken. Und Prithvi war nicht beliebt gewesen. Seine Angrez- Ehefrau hatte ihn vom Harem fern gehalten, und selbst seine verrückte, alte Mutter hatte sich beschwert, dass sie ihren Sohn seit seiner Hochzeit kaum mehr zu Gesicht bekam.
    Nun wurde seine Leiche von den Bestattern für den Scheiterhaufen vorbereitet. Vor Sonnenuntergang würden Männer aus der Kaste der Jats die Totenbahre zu dem Scheiterhaufen aus Sandelholz tragen. Sie würden die Flammen anfachen und das Feuer mit Baumwollöl und Kampfer füttern und beim Samshan ausharren, bis das Feuer ausgebrannt war. Dann würden sie das, was von der Leiche noch übrig war, in den Fluss werfen. Lal Bai stellte sich die Szene in all ihren befriedigenden Einzelheiten vor. Prithvi Singh würde seinem Bruder nachfolgen. Lal Bai lächelte triumphierend und zog hastig das Ende ihrer Dopatta über das Gesicht. Sie war ihrem Ziel so nahe, dass sie jetzt kein illoyales Benehmen riskieren konnte. Überall in diesem Labyrinth gab es Augen, und nicht alle waren vor Tränen blind. Sie konnte sich das Frohlocken vorstellen, verborgen hinter falschem Bedauern in der Stimme eines verräterischen Eunuchen, wenn er um eine Audienz beim Herrscher ersuchte: »Wie es mich schmerzt, Hukham , von einer solchen Sache zu sprechen - und Ihr werdet meine Zunge herausschneiden, wenn sie mit mir

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