Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
sie herum, als stünden sie auf dem Grund eines Mahlstroms. »Als Sophie heute aszendiert ist …«, setzte er an.
»Ja?«
»Ist die Aszension etwas, das du auch gern gewollt hättest?« Will wandte sich Tessa wieder direkt zu, mit weißen Eiskristallen in den dunklen Wimpern.
»Du weißt, dass mir das nicht möglich ist, Will. Ich bin ein Hexenwesen oder zumindest etwas in der Art. Ich werde niemals eine richtige Nephilim sein.«
»Ich weiß.« Will blickte auf seine Hände und spreizte die Finger, damit die Schneeflocken sich darauf setzen und in seiner Handfläche schmelzen konnten. »Aber am Cadair Idris hast du gesagt, du hättest gehofft, eine Schattenjägerin zu sein…und dass Mortmain diese Hoffnung zunichte gemacht habe …«
»Damals habe ich das tatsächlich so empfunden«, räumte Tessa ein. »Aber als ich mich in Ithuriel verwandelt habe, als ich meine Gestalt gewandelt und Mortmain vernichtet habe … wie könnte ich etwas hassen, das es mir erlaubt, diejenigen zu beschützen, die ich liebe? Es ist nicht leicht, anders zu sein, und noch viel schwieriger, einzigartig zu sein. Aber ich komme allmählich zu der Überzeugung, dass ich nicht dafür bestimmt bin, den leichten Weg zu gehen.«
Will lachte. »Der leichte Weg? Nein, der bleibt dir versperrt, meine Tessa.«
»Bin ich denn deine Tessa?« Sie zog die Stola enger um die Schultern und tat so, als zittere sie nur vor Kälte. »Das, was ich bin … macht es dir etwas aus, Will? Dass ich nicht bin wie du?«
Die Worte standen unausgesprochen zwischen ihnen: Für Schattenjäger, die mit Hexenwesen herumtändeln, gibt es keine Zukunft.
Will wurde blass. »Diese Dinge, die ich damals auf dem Dach gesagt habe … du weißt, dass ich sie nicht ernst gemeint habe.«
»Ich weiß …«
»Ich möchte gar nicht, dass du jemand anderes wärst als du selbst, Tessa. Du bist, was du bist, und ich liebe dich. Und ich liebe nicht nur die Teile von dir, die der Rat gutheißt …«
Tessa zog die Augenbrauen hoch. »Du bist bereit, den Rest zu ertragen?«
Will fuhr sich mit der Hand durch die dunklen, schneefeuchten Haare. »Nein. Ich habe das falsch formuliert. Es gibt nichts an dir, was ich nicht lieben würde. Glaubst du wirklich, es wäre wichtig für mich, dass du eine Nephilim bist? Meine Mutter ist keine Schattenjägerin. Und als ich gesehen habe, wie du dich in den Engel verwandelt hast … als ich sah, wie du mit Himmlischem Feuer branntest … dieser Anblick war überwältigend, Tess.« Er trat einen Schritt auf sie zu. »Das, was du bist…wozu du fähig bist, ist wie eines der großartigen Wunder dieser Erde, wie Feuer oder Wildblumen oder die Weite des Meeres. Du bist einzigartig auf dieser Welt, genau wie du einzigartig in meinem Herzen bist, und der Moment, in dem ich dich nicht mehr liebe, wird niemals kommen. Ich würde dich auch lieben, wenn du überhaupt kein Schattenjägerblut in dir tragen würdest …«
Tessa schenkte ihm ein zittriges Lächeln. »Aber ich bin froh, dass ich zur Hälfte Nephilim bin«, sagte sie, »denn das bedeutet, dass ich bei euch bleiben darf, hier im Institut. Und dass die Familie, die ich hier gefunden habe, auch weiterhin meine Familie bleiben kann. Charlotte sagt, wenn ich will, könnte ich den Namen Gray aufgeben und den Geburtsnamen meiner Mutter annehmen. Ich könnte eine Starkweather sein. Ich könnte einen richtigen Schattenjägernamen tragen.«
Geräuschvoll ließ Will die Luft aus seinen Lungen weichen, die sich als weiße Wolke in der Kälte abzeichnete. Seine Augen waren blau und groß und klar und schauten Tessa unverwandt an. Seine Miene erinnerte sie an einen Mann, der sich für eine Furcht einflößende Aufgabe wappnet und diese nun angeht. »Selbstverständlich kannst du einen richtigen Schattenjägernamen tragen«, sagte er. »Du kannst meinen Namen tragen.«
Tessa starrte Will an, der sich schwarz und weiß vor dem Hintergrund aus weißem Schnee und schwarzem Mauerstein abhob. »Deinen Namen?«
Entschlossen trat Will noch näher heran, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. Dann nahm er Tessas Hand, zog ihren Handschuh aus und hielt ihre nackte Hand in seinen warmen, rauen Fingern. Die Berührung jagte einen elektrisierenden Schauer durch Tessas Körper. Seine tiefblauen Augen schauten ruhig und beständig und spiegelten all das wider, was Will war: aufrichtig und zärtlich, scharfsinnig und weise, liebevoll und freundlich. »Heirate mich«, sagte er. »Heirate mich, Tess. Heirate mich
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