Clockwork Princess: Chroniken der Schattenjäger (3) (German Edition)
ihrer Seite, so dicht neben ihr, dass ihre Schultern sich berührten. Er sah bleich und nervös aus und Tessa sehnte sich danach, seine Hand zu nehmen.
»Wir kehren nicht nach Hause zurück, Cecy«, berichtigte er seine Schwester. »Wir reisen nur zu einem Besuch dorthin. Ich möchte unseren Eltern meine Verlobte vorstellen.« Bei diesen Worten bekamen seine Wangen wieder etwas Farbe und ein Lächeln umspielte seine Lippen. »Damit sie das Mädchen kennenlernen, das meine Frau werden wird.«
»Ach, papperlapapp!«, erwiderte Cecily. »Wir können das Portal nutzen, um sie so oft zu besuchen, wie wir wollen! Charlotte ist die Konsulin, deshalb werden wir deswegen wohl kaum Ärger bekommen.«
Charlotte stöhnte. »Cecily, diese Reise stellt eine absolute Ausnahme dar. Das Portal ist kein Spielzeug. Man kann es nicht nach Lust und Laune nutzen und dieser Ausflug muss auf jeden Fall geheim bleiben. Niemand außer uns darf davon erfahren, dass ihr eure Eltern besucht habt … dass ich euch erlaubt habe, gegen das Gesetz zu verstoßen!«
»Ich werde niemandem davon erzählen!«, protestierte Cecily. »Und Gabriel auch nicht.« Sie warf dem jungen Schattenjäger an ihrer Seite einen kurzen Blick zu. »Das wirst du doch nicht, oder?«
»Warum kommt er noch mal mit?«, fragte Will in die Runde, meinte aber eigentlich seine Schwester.
Cecily stemmte die Hände in die Hüften. »Warum nimmst du Tessa mit?«
»Weil Tessa und ich bald verheiratet sein werden«, entgegnete Will. Tessa musste lächeln; es amüsierte sie, wie Wills kleine Schwester ihn noch immer aus der Ruhe bringen konnte.
»Nun, Gabriel und ich sind vielleicht auch bald verheiratet«, sagte Cecily. »Eines Tages.«
Gabriel brachte einen erstickten Laut hervor und sein Gesicht nahm eine beunruhigend violette Tönung an.
Genervt riss Will die Hände in die Höhe. »Du kannst nicht heiraten, Cecily! Du bist erst fünfzehn! Wenn ich heirate, werde ich achtzehn sein! Ein Erwachsener!«
Cecily wirkte kein bisschen beeindruckt. »Wir mögen vielleicht eine längere Verlobungszeit haben als üblich«, setzte sie an, »aber ich verstehe nicht, wie du mir dazu raten kannst, einen Mann zu heiraten, den meine Eltern nie zu Gesicht bekommen haben.«
Will sprudelte aufgebracht hervor: »Ich rate dir überhaupt nicht, einen Mann zu heiraten, den deine Eltern nie zu Gesicht bekommen haben!«
»Dann sind wir uns ja einig. Gabriel muss Mam und Dad kennenlernen.« Cecily wandte sich an Henry: »Ist das Portal bereit?«
Tessa beugte sich zu Will hinüber. »Ich mag es, wie sie mit dir umgeht«, flüsterte sie. »Das ist sehr amüsant anzusehen.«
»Warte, bis du erst meine Mutter kennengelernt hast«, erwiderte Will und schob seine Hand in Tessas. Seine Finger waren kalt; sein Puls musste rasen. Tessa wusste, dass er die ganze Nacht kein Auge zugetan hatte. Die Vorstellung, seine Eltern nach so vielen Jahren wiederzusehen, musste für ihn gleichermaßen erfreulich und beängstigend sein. Tessa wusste, dass diese Mischung aus Hoffnung und Furcht unendlich viel schlimmer war als jedes dieser Gefühle für sich genommen.
»Das Portal ist bereit«, sagte Henry in diesem Augenblick. »Denkt daran: In einer Stunde werde ich es erneut öffnen, damit ihr zurückkehren könnt.«
»Und vergesst nicht, dass dies eine Ausnahme ist«, mahnte Charlotte besorgt. »Auch wenn ich die Konsulin bin, kann ich euch nicht gestatten, eure irdische Familie zu besuchen …«
»Nicht einmal zu Weihnachten?«, fragte Cecily, mit großen, tragischen Augen.
Charlottes Entschiedenheit ließ deutlich nach. »Nun ja, vielleicht zu Weihnachten …«
»Und zu Geburtstagen«, warf Tessa ein. »Geburtstage sind schließlich etwas Besonderes.«
Resigniert schlug Charlotte die Hände vors Gesicht. »Oh, beim Erzengel.«
Henry lachte und zeigte dann auf das Portal. »Geht schon«, sagte er.
Cecily trat als Erste hindurch und verschwand im Portal, als wäre sie durch einen Wasserfall gegangen. Als Nächster folgte ihr Gabriel und dann Will und Tessa, die einander fest an den Händen hielten. Tessa konzentrierte sich auf den Druck von Wills Fingern, das Pulsieren seines Bluts unter seiner Haut, als sie von Kälte und Dunkelheit erfasst und mehrere atemlose, zeitlose Augenblicke herumgewirbelt wurden. Dann erstrahlte ein helles Licht hinter Tessas geschlossenen Lidern und sie tauchte plötzlich blinzelnd und taumelnd aus der Dunkelheit auf. Will fing sie auf und zog sie an sich.
Sie standen am oberen
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