Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
ausladende Handbewegungen, was zum Schreien komisch aussah. „Wie meine Schwester Kira, die hüllt sich auch gern in Geheimniskrämerei, obwohl sie stinknormal ist.“
„Tatjana Mondstein ist nicht harmlos“, sagte Anna steif, und ihr Tonfall ließ keinen Zweifel daran, dass sie es ernst meinte. „Die Frau ist eine skrupellose, rachsüchtige, ausgekochte und gierige Geschäftsfrau.“
Ben lachte ein paar Takte. Mit einer freundlichen Geste berührte er ihre Schulter und sagte. „Dann ist es die skrupellose Geschäftsfrau, die dir Angst macht?“
„Nein“, antwortete Anna barsch. „Aber vielleicht erzähle ich dir irgendwann einmal von Mama Siebenrocks Schlacht gegen Hexe Mondstein. Beides Geschäftsfrauen … das war die Hölle! Und gewonnen hatte keine. Aber jetzt fahren wir runter zum See und reden da weiter.“
An ihrem Platz am Wasser fühlten sie sich gleich besser. Es war warm und die Luft duftete nach Wildrosenblüten. Ben hatte sich im Gras ausgestreckt und grunzte zufrieden. Aus den Augenwinkeln beobachtete er Anna.
„Freitag ist besser als Mittwoch“, sagte Chong, „wegen der Matheklausur am Donnerstag.“
„Also gut. Freitagnacht braten wir die Karre vom Pseudo“, erklärte Milli. „Und Milli und ich ziehen eine super Show durch“, sagte Anna kichernd.
Chong blickte zum Himmel, wo ein großer Vogel, wahrscheinlich ein Fischadler, über dem Wasser kreiste. Er kraulte sich am Kinn und schaute nachdenklich drein. „Dann seid ihr aber ganz auf euch allein gestellt.“
„Ja klar. Aber viel zu befürchten haben wir nicht, außer, dass wir dumm auffallen - was wir ja auch wollen“, meinte Milli.
„Ihr könntet eine Flasche Alk mitnehmen und auf besoffene Tussis machen“, schlug Ben vor und kicherte, „und diese ekelhaft langen Fingernägel mit Glitter draufkleben.“
Annas Augen leuchteten auf; sie hatte die Idee, Cidre in eine leere Weinflasche zu füllen. Das wäre total lecker. Zigaretten bräuchten sie natürlich auch welche und für die Verkleidung würde ihr schon noch was einfallen.
„Wie bitte - verkleiden?“
„Ist doch lustig. Ich setzte eine schwarze Langhaarperücke auf … vielleicht mit Brille - und für dich …“, Anna betrachtete Milli, „hätte noch eine weißblonde Perücke - glatte halblange Haare mit langem Pony ...“
„Pony“, wiederholte Milli zerstreut und schob ihre Augenbrauen nach oben. Oje - was da wohl noch auf sie zukam? Hoffentlich nicht so kompliziert und hoffentlich ohne schmierige Schminke.
Randale in der Nacht
Batori ging seinen Geschäften nach und war mit Isabella Schlips für ein paar Tage nach Brüssel gefahren. Endlich hatte Milli die Gelegenheit, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Rippel war Daheim geblieben, aber das sollte kein Hindernis sein, sie musste nur besser aufpassen.
Sie vergewisserte sich, dass Rippel beschäftigt war, und schlich sich in Batoris Büro. Dort nahm sie den Schlüssel für den Schuppen aus dem Holzkästchen und betrachtete ihn genauer. Er hatte seltsame Löcher und sah kompliziert aus. Nicht gut! Einen Sicherheitsschlüssel konnte man nur mit der Identifikationsnummer nachmachen lassen. Koppelitz bekanntester Schlüsseldienst in der Hauptstraße fiel schon mal aus; der Besitzer stand auf Emma und war mit Batori zu gut bekannt. Milli sah sich schon im Zug nach Berlin sitzen, als ihr die verrückte Idee mit Rocker Hagen kam. Er hatte ihr in Berlin seine Karte gegeben - wenn sie mal Hilfe brauchte -, hatte er gesagt. Sie sah im Handy nach, dort war seine Nummer nicht gespeichert. Sie rannte sie in ihr Zimmer und durchwühlte den Schreibtisch. In der obersten Schublade wurde sie fündig. Jetzt brauchte sie nur noch eine einleuchtende Geschichte für Hagen.
Sie trat ans Fenster und ließ ihre Gedanken schweifen. Ihr Blick blieb an vier Nebelkrähen auf dem Rasen hängen, die umeinander herumhüpften, als würden sie einen Tanz aufführen. Das war es! Tanzen - der Übungsraum. Milli machte vor Freude selbst eine kleine Hüpfrunde und quiekte dazu. Ein Ersatzschlüssel für den Übungsraum. Super! - das würde Hagen sicherlich schlucken.
Milli legte sich alles noch einmal gut zurecht, holte ein paar Mal tief Luft und rief ihn an. Sie hatte Glück, er saß bei Ilona im Café Siebenrock und zu ihrer Überraschung stellte er keine Fragen. Sie verabredeten sich für eine Stunde später am großen Tor, an der Zufahrt zur Villa Hermes. Er kam mit seinem gewaltigen Motorrad.
Verstohlen gab sie ihm den Schlüssel
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