Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
gesehen“, sagte Milli.
Anna ließ sich wieder aufs Sitzkissen fallen. „Apropos Gemeindehaus“, sagte sie, „die Frau vom Bürgermeister hat meiner Mutter erzählt, dass ein Techniker von Ziggedorn die Gemeindebüros auseinander nimmt, weil jemand von dort die Gorillawebseite auf Ziggedorns Server gelegt hat.“
Ben lachte schadenfroh. „Misstrauen breitet sich aus. Sehr gut! Dann traut Ziggedorn bald keinem mehr.“
„Allerdings“, stimmte Anna zu. „Frau Fischer sagt, dass Ziggedorn das erste Mal zu einem Gemeinderatstreffen nicht gekommen ist.“
„Mein Werk!“, sagte Ben triumphierend und schlug sich voller Stolz selber auf die Schulter.
„Die werden schnell rauskriegen, dass sich jemand von außerhalb in ihr Netz gehackt hat“, meinte Milli.
„Irrtum, meine Liebe“, Ben grinste verschlagen, „die werden höchstens feststellen, dass etwas mit ihrem Systemprotokoll nicht stimmt … ich bin doch kein Anfänger.“
Anna war wieder aufgestanden und ans Fenster gegangen, wo sie mit ihren Fingerspitzen auf dem Fensterbrett trommelte. „Lasst uns zur Sache kommen … wie gehen wir jetzt vor?“
Milli fand, dass Anna sich anders benahm als sonst. Wo waren ihre gewohnte Vorsicht und Vernunft geblieben? Sogar ihre Bewegungen wirkten hektisch und kantig.
„Du würdest uns doch sagen, wenn Nouri irgendwie in die Sache verwickelt wäre?“, fragte Milli zögernd und wurde rot.
„Bist du verrückt!“ Auf Annas Gesicht erschienen hektische rote Flecken. „Natürlich nicht - Nouri hat selber Stress!“
Stille trat ein. Die Jungs guckten betreten zu Boden.
Anna starrte Milli an und holte tief Luft. „Nouri macht nichts Böses, aber ich merke, dass er beunruhigt ist. Er wird da in was reingezogen oder steckt schon drin … dieses Praktikum ist nicht gut“, sagte sie mit kummervollem Blick. „Aber er braucht die Praktikumsbescheinigung, sonst wird sein Visum nicht verlängert.“
„Also weiß er das mit dem Van?“
„Nein, wo denkst du hin! Er läuft nur rum und guckt nach dem Van. Er hat höchstens einen Verdacht … und mit mir redet er darüber ja nicht.“
Ben stieß ein Grollen aus. Mit bitter Miene sagte er zu Anna: „Allmählich kapier ich. Du denkst, wenn wir den Van ausschalten, hört dein Nulli auf herumzurennen und hängt wieder die ganze Zeit bei dir rum.“
Milli versetzte Ben einen Klaps und ging zu Anna ans Fenster. „Hör nicht auf ihn. Er ist bloß eifersüchtig.“ Sie räusperte sich und sah verzweifelt Chong an, „wir wollen ja auch, dass der Spuk aufhört. Wie gehen wir also vor?“
„Ganz einfach“, antwortete Chong ruhig. „Ihr beiden guckt tagsüber nach dem Van, und Ben und ich schauen uns an, wo er nachts steht. Wenn wir eine gute Stelle gefunden haben, schlagen wir los.“
„Gut – dann machen wir jetzt Mathe“, sagte Milli, ging zu ihrem Platz und schlug den Hefter auf.
„Ich sitz nicht neben dem“, murrte Anna. Sie schob sich mit dem Rücken zu Ben an ihm vorbei und blickte Milli an „Wollen wir tauschen?“
Milli stand wortlos auf und wechselte auf das Sitzkissen neben Ben, der sie hilfesuchend ansah. Milli verzog den Mund und zuckte mit den Schultern.
„Tut mir leid, Anna“, sagte er stockend, „ehrlich“, schob er kaum hörbar hinterdrein.
„Kannst du dir sonst wo hinstecken“, erwiderte Anna mit steinerner Miene. Sie zog ihr Mathebuch aus dem Rucksack und lächelte Chong an. „Von mir aus können wir anfangen.“
Angebot von einer Hexe
„Alles easy. An der Stelle kann uns nichts passieren“, sagte Chong und schwang sich auf Bens Stuhl. „Der Van steht ungefähr dreißig Minuten da. Wir können sogar zwischen vier Grundstücken wählen ... obwohl ich das mit den vielen Bäumen am besten finde.“
„Dann schießen wir von einem fremden Grundstück aus?“, Anna schaute skeptisch, „das ist doch ein weiteres Risiko.“
„Aber die Fluchtmöglichkeit ist optimal“, sagte Chong und rückte näher an die Mädchen heran, „und die Bäume bieten Schutz.“
Ben kam angetrottet. Er schlurfte und sah verschlafen aus. Sein Haar war schmierig und stand nach allen Seiten ab, und auf seinem Pullover, unter dem ein viel zu langes T-Shirt hervorquoll, war ein faustgroßer Fleck. Anna, die auf Millis Schoß saß, musterte ihn gerührt.
Ben knallte seine Tasche auf den Tisch und blieb vor Chong stehen.
„Hey Alter, du sitzt auf meinem Platz“, sein Blick wanderte weiter zu Anna und Milli, „seid ihr lesbisch, oder was?“
Millis
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