Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)
Chong, „wenn du mit deiner Annäherungsaktion einen Autounfall verursachst, kann auch jemand dabei sterben.“
„Was übrigens auch der Grund war, weshalb Eliza es beenden wollte“, erklärte Milli.
Es wurde laut an der Kreuzung. Hupen und Gebrüll. Ein paar Autofahrer waren ausgestiegen und liefen irritiert um ihre Autos, andere hatten schon die Motorhaube geöffnet. Anna übergab die Steuerung an Ben, der manuell auf Steigung ging. Sie schossen ruckartig in die Höhe und flogen zurück zum Amtsgericht.
„Seht ihr die Kurve dort vor dem Verfassungsgerichtsgebäude?“, sagte Ben, „am besten wir ziehen die Aktion da durch. Milli und Chong könnten sich bei den Autos verstecken. Der Durchgang in der Mauer ist direkt daneben. Wenn ihr rennt, braucht ihr ungefähr zwei Minuten zum Parkhaus, und um die Kameras kümmere ich mich.“
„Ich hab uns zwei Halloweenmasken besorgt“, Milli fischte sie aus dem Rucksack und setzte eine auf. Chong bekam einen Lachanfall.
Ben hatte dazugelernt. Die Landung auf dem Parkdeck war ohne Erschütterung, sanft und elegant. Er ließ Eliza drei Zentimeter über dem Boden schweben. Am Treppenaufgang war eine Kamera, die Anna mit Magnetstahlen außer Funktion setzte. Jetzt kam der kritische Teil: rechts von ihnen befand sich ein hässliches Bürohaus mit hunderten von Fenstern. Zum Glück hatten viele Markisen davor. Zum Aussteigen mussten sie kurz die Tarnung deaktivieren. Milli und Chong nahmen die Masken und befestigten die Sprechgeräte an ihren Pullis. Sie überprüften die Ohrplättchen, die einsatzbereit und fest an den Ohrmuscheln saßen. Dann stellten sie sich vor die automatische Tür. Als sie sich öffnete, war die Tarnung noch aktiv.
„Achtung fertig los - Jetzt!“, brüllte Anna.
Sie spurteten los und drehten sich nach zwanzig Metern um. Eliza war wieder im Tarnmodus. Milli inspizierte das Bürogebäude. Weit und breite keine Leute an den Fenstern.
„Das Werkzeug für Nouris Handschellen?“, fragte Milli.
Chong zeigte auf seine Beintasche. „Keine Panik, alles da.“
Sie nahmen die Treppen und gingen über den Hof bis zur Mauer. Dort war über einer Stahlgittertür ein Schild angebracht: „Durchgang Justizzentrum“.
Der Justizinnenhof bestand hauptsächlich aus Rasen, umgeben von Gebäuden, Babypappeln, parkenden Autos und ein paar alten Bäumen; genauso, wie sie es aus der Vogelperspektive bei Google gesehen hatten. In der Mitte gab es mehrere im Kreis angeordnete Sitzbankgruppen, wo ein paar Leute herumsaßen. Milli und Chong steuerten das Verfassungsgerichtsgebäude an und hockten sich hinter die parkenden Autos an eine alte Buche. Die Stelle war genial.
„Seid ihr hier irgendwo und hörst du mich?“, fragte Milli.
„Gut zwanzig Meter über euch, und ich höre dich laut und deutlich“, antwortete Anna.
„Ich höre euch auch“, sagte Chong und lachte Milli zu.
Chong und Milli blickten nach oben. Da gab es eine Stelle, die irgendwie an den Rändern flirrte, aber man musste schon sehr genau hinsehen, es konnte aber auch komplett Einbildung sein.
„Ich habe gerade was entdeckt“, hörten sie Annas Stimme, „man kann mit Eliza Wolken machen … und sie selbst kann sich auch als Wolke tarnen.“ Anna kicherte. „Cloudbuster … wenn du verstehst, was ich meine?“
„Cloudbuster, oh Gott! Bloß keine Experimente“, kreischte Milli. Sie kam kurz hoch und ging sofort wieder in die Hocke. „Anna - Anna! Da kommt ein Auto.“
„Wollte ich gerade sagen“, hörte man Ben. „Das Infrarotbild zeigt hinten fünf Leute. Drei mit Handschellen und vorn der Fahrer. Das sind sie nicht.“
Ein grüner Kleinbus, hinten mit handgroßen Gucklöchern, fuhr langsam an ihnen vorbei. Kurze Zeit später fuhr ein silbergrauer Kleinwagen in die entgegengesetzte Richtung. Zwei dunkelgrau gekleidete Frauen gingen den Weg aus Steinplatten zwischen den Rasenflächen entlang und setzten sich auf eine weiße, geschwungene Bank.
„Keinen Schreck kriegen, Milli“, hörten sie Ben, „ein blauer Volvo mit Lorenz von Rippel kommt gleich bei euch vorbei.“
Vor ihnen war keine Parklücke mehr frei. Milli atmete erleichtert auf, je weiter weg Rippel parkte, desto besser.
Dann meldete sich Anna übers Sprechgerät. „Lorenz Rippel geht jetzt ins Gebäude. Wir bestrahlen gerade die herumsitzenden Leute, damit sie müde oder apathisch werden. Sonst kommen die noch auf die Idee sich einzumischen.“
Milli fühlte ein leichtes Unbehagen in sich aufsteigen. Vielleicht
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