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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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beanspruchten. Milli fragte sich, wann Anna das wohl auffallen würde, und sie musste nicht lange warten.
    „Warum fahren die Radfahrer nicht auf der Straße“, sagte Anna und lachte, weil sie es lustig fand.
    Milli prophezeite ihr, dass sie es bald nicht mehr lustig finden würde, schon gar nicht, wenn die Wege enger wurden.
    Weil das Wetter so schön war, gingen sie nicht sofort zur alten Wohnung sondern in den Görlitzer Park zum Skateboard-Platz. Hier hatte Milli oft mit Freundinnen gesessen. Wenn man wollte, konnte man hier Jungs kennen lernen. Ein paar Leute trainierten mit Skateboards. Zwei Mädchen versuchten sich auf Rollschuhen. Eine junge Mutter beaufsichtigte drei Kinder, die noch unsicher auf ihren Rollschuhen waren. Mehr am Rande des Platzes gab es eine Gruppe türkischer Jungs, die sich untereinander Stress machten. Man konnte nichts verstehen, weil sie türkisch sprachen und einen Ghettoblaster dabei hatten, aus dem eine Art deutsch-türkischer Rap dröhnte.
    Einem der Jungs, der ziemlich gut mit dem Skateboard war, hing seine Jeans bis in die Knie. Milli fand Baggy Pants absolut unsexy, aber viele Jungs standen immer noch drauf. Sie setzten sich auf die Mauer und schauten zu. Direkt neben dem Skateboardplatz gab es ein Café mit bunten Liegestühlen und ein Jugendhaus. Beides waren Güterschuppen aus der Zeit, als das Gelände noch ein Bahnhof war, sorgfältig modernisiert und über und über mit Graffiti bedeckt. Gegenüber war ein Hügel mit Terrassen aus hellem Stein, in Verfall begriffen, Reste eines missglückten Brunnenprojekts und Gegenstand länglicher Prozesse. Dort, auf den Treppenstufen zum Café und in den Liegestühlen räkelten sich Mengen von meist jugendlichen Kreuzbergern in der Frühlingssonne.
    Der Junge in den Baggy Pants machte seine Skateboardübungen jetzt mehr in ihrer Nähe. Er war virtuos.
    „Der ist süß“, meinte Anna, „lass uns trotzdem weiter gehen.“
    Sie spazierten bis zum Markt am Maybachufer, wo sie etwas Vegetarisches mit Kochbananen, Gemüse und Reis aßen.
     
    Als sie dann später vor ihrem Haus standen, war Milli irgendwie mulmig zu Mute. Sie nahmen den modernen, gläsernen Fahrstuhl im Innenhof. Obwohl die Sonne schon tief stand, betraten sie sonnendurchflutete Räume. Milli, die sich an die Dimensionen in der Villa Hermes gewöhnt hatte, kam das Wohnzimmer merkwürdig klein vor und das Klacken ihrer Sohlen auf dem Laminatboden war befremdlich – als ginge sie durch ein Puppenhaus. In ihrem alten Zimmer blieb sie eine Weile stehen und sah um sich. Sie konnte sich kaum noch vorstellen, dass sie hier bis vor kurzem unbedingt hatte bleiben wollen. Sie öffnete den Kleiderschrank und stopfte alles, was sie brauchte, in ihren Rucksack.
    „Ich bin fertig“, rief sie.
    Anna antwortete nicht. Milli fand sie auf der Dachterrasse.
    „Wow – ist das toll hier“, schwärmte Anna, „wir könnten für ein paar Tage nach Berlin fahren und dann hier wohnen.“
    „Mal sehn“, antwortete Milli. Der Gedanke machte sie nervös.
    „Findest du nicht?“
    „Doch schon.“ Milli lächelte und versuchte einen unbekümmerten Eindruck zu machen. „Ich bin dann soweit. Wir sollten uns langsam auf den Weg zum Hauptbahnhof machen.“
     
    Die Fahr verging wie im Flug. Es war halb zehn abends, als sie in Koppelitz aus dem Zug stiegen. Sie machten sie sich gleich auf den Weg zum Dorfplatz, um den Lieferwagen zu suchen. Der Platz lag in grellem Scheinwerferlicht. Handwerker waren noch damit beschäftigt, die hölzerne Rednertribühne zu errichten. Die große Platane an der kleinen Feldsteinkirche wirkte mit ihren verzweigten Ästen im künstlichen Licht wie ein Riesenkrake, der seine Tentakel über den Platz legt. Eine Hälfte des Parkplatzes war gesperrt. Im anderen Teil drängten sich Autos und drei Lieferwagen – alle von ortsansässigen Handwerksbetrieben - nur der silberne Van war nicht dabei.
    Sie waren enttäuscht.
    Dann hörten sie einen schrillen Pfiff und kurz darauf kam Chong aus dem Halbdunkel auf sie zu. Sie erkannten ihn nicht sofort, weil er eine dunkle Mütze trug. Er klatschte beide Mädchen an den Händen ab.
    Milli setzte ihren Rucksack ab.
    „Und Ben?“, fragte Anna und sah sich um.
    „Der muss zu Hause was machen“, antwortete Chong, während er wie ein Köter um ihr Gepäck herumschlich. „Habt ihr Feuerwerk gekriegt?“
    Anna stellte sich vor Milli und stemmte beide Hände in die Hüften. „Natürlich. Coole Raketen … sogar

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