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Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition)

Titel: Cloudbusters und die Stadt der Schläfer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Dahmke
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musste nicht lange suchen; Hagen saß mit dem dünnen Mann am Tresen, der gleich am Eingang anfing und an dem man sich nach hinten vorbeiquetschte. Sie unterhielten sich. Eine blonde Frau mit roten Wangen, so Mitte dreißig, spülte Gläser und zapfte Bier. Sie hatte Ähnlichkeit mit Annas Mutter und sah für einen Tresenprofi unerwartet frisch aus. Sie lächelte Milli freundlich zu.
    Milli nahm das als Aufforderung und ging zum Tresen wo Hagen saß. Sie kam ohne Umschweife zum Thema, und Hagen hörte ihr gespannt zu. Hin und wieder grinste er.
    „Hut ab – da wollen also ein paar Gören für Aufmerksamkeit am 1. Mai sorgen“, wiederholte er langsam „euch ist doch klar, dass ihr mit der Polizei Probleme bekommen werdet.“
    „Die kriegen uns nicht. Und wenn, sind wir ja noch minderjährig“, erklärte Milli ernsthaft, „damit haben wir schon Übung. Wir sagen, dass wir die Raketen noch von Silvester haben. Ist klar, dass wir dich nicht erwähnen.“
    Der dünne Typ fing vor Begeisterung zu husten an. Hagen stieß ein ohrenbetäubendes Grunzen aus und klopfte sich mit beiden Händen auf die Schenkel. „Ihr seid ja ein wilder Haufen! Um mich müsst ihr euch keine Gedanken machen“, polterte er, „ich werde dann euer geringstes Problem sein.“
    „Hilfst du uns?“, fragte Milli und sah ihn herausfordernd an, „es ist uns wirklich sehr ernst.“
    Die Frau hinter dem Tresen amüsierte sich und musterte Milli mit Sympathie. „Nun hilf ihr schon“, sagte sie zu Hagen, „sie ist ein tapferes Mädchen. Die 1. Mai Demo ist eine Institution.“
    Ein Muskel zuckte an Hagens Kiefer, er blickte erstaunt und überlegte. „Wo ist der Laden?“, fragte er Milli - ohne aber den Blick von der Frau hinter dem Tresen zu nehmen.
    „Gleich um die Ecke, zwei Minuten von hier.“ Milli zog Notizzettel und Geld hervor und legte ihm alles hin. „Hier steht drauf, was wir brauchen“, sagte sie, „ich habe es genau ausgerechnet.“
    Hagen nahm den Zettel an sich.
    „Und eine Genehmigung dafür habt ihr vermutlich auch nicht“, sagte die Frau und beugte sich über den Tresen zu Milli.
    „Äh – na ja – eigentlich nein.“
    „Ich verstehe - aber das wird Hagen auch so hinkriegen. Stimmt’s, mein Guter?“, sie strahlte ihn an und blinzelte Milli unauffällig zu.
    Hagen nahm einen Schluck Bier, gab einen gurgelnden Laut von sich und stand unter lautem Getöse auf.
     
    Bevor er den Deko-Laden betrat, drehte er sich noch einmal um und formte mit zwei Fingern das Zeichen für Victory.
    „Wie hast du den bloß rumgekriegt?“, sagte Anna, als Hagen nicht mehr zu sehen war.
    „Das war die Frau hinterm Tresen“, antwortete Milli.
    Kurz darauf kam Hagen mit einer bunten Plastiktüte aus dem Laden und wiegte zufrieden den Kopf hin und her.
    Milli sprang auf und lief ihm entgegen. „Wow! Und du hast alles gekriegt!“, sie riss ihm die Tüte aus der Hand und guckte rein.
    Anna stand zögernd auf. Sie warf jetzt auch einen Blick in die Tüte und staunte.
    „Fantastisch. Alles dabei. Sogar drei Zehnerpack Teufelsraketen“, Milli war außer sich vor Freude. „Toll! Und die Genehmigung?“
    „Ach Göttchen, die müssen wir wohl vergessen haben“, grinste Hagen mit gespitzten Lippen und gespielter Unschuld.
    „Aber … hat das Geld überhaupt gereicht?“
    „Ich glaube, ein paar Raketen waren gratis“, flüsterte er hinter vorgehaltener Hand und fing an zu pfeifen.
    „Danke“, sagte Milli.
    Hagen nickte. „Mädels! Ich fühle mich besser, wenn ich euch meine Handynummer mit auf den Weg gebe. Bei Stress, ruft mich an.“
    Milli nahm seine Karte und bedankte sich noch einmal. Sie las: Hagen Thomas, Eberswalde, IHK-geprüfter Schädlingsbekämpfer, Berlin und Brandenburg.
     
    „Hoffentlich erzählt er meiner Mutter nichts“, sagte Anna als sie in der U-Bahn Richtung Kreuzberg saßen.
    „Bestimmt nicht“, erwiderte Milli.
    Möckernbrücke stiegen sie in die U1 Richtung Warschauer Straße. Sie fuhren jetzt oberhalb der Erde und Anna gefiel das. Sie stand von ihrem Sitz auf und stellte sich an die Tür, um besser sehen zu können. Milli stellte sich zu ihr und erklärte ihr ein paar Gebäude und Plätze, wenn sie dran vorbei kamen. Schlesisches Tor stiegen sie aus und liefen die Oppelner Straße runter zum Görlitzer Park, wo Milli gewohnt hatte. Kreuzberg hatte sich nicht verändert. Hundekacke auf den Fußwegen, Elektroschrott und ausrangierte Matratzen an den Bäumen und Radfahrer, die den Fußweg für sich

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