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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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eine Spur sarkastisch. „Was führst du denn im Schilde?"
    „Ich habe einen Geheimauftrag."
    Da wußte ich nicht, ob ich nun lachen oder beleidigt davon stolzieren sollte, weswegen ich lediglich fragend die Brauen hob und wartete, ob noch mehr käme. Bill war der Ermittler für den fünften Bezirk, einen der Bezirke, in die die Vampire Louisiana aufgeteilt haben. Bisher hatte Eric, der Leiter des fünften Bezirks, meinem Liebsten noch nie einen Auftrag erteilt, den dieser hatte vor mir 'geheimhalten' müssen. Im Gegenteil: Wenn Bill ermittelte, dann war ich in der Regel integraler Bestandteil des Teams, ob ich das nun wollte oder nicht.
    „Eric darf nichts davon erfahren. Kein Vampir aus dem fünften Bezirk darf etwas wissen", fuhr Bill fort.
    Da wurde mir mulmig zumute. „Aber wenn du nicht für Eric arbeitest - für wen denn dann?" Die Füße taten mir weh, weswegen ich mich auf die Knie sinken ließ und meinen Kopf an Bills Knie lehnte.
    „Für die Königin von Louisiana", erklärte mein Liebster so leise, daß man schon fast hätte sagen können, er flüstere.
    Da Bill bei seinen Worten eine ganz feierliche Miene machte, bemühte auch ich mich, ernst zu bleiben, was mir allerdings nicht gelingen wollte. Ich mußte kichern - leise, aber unüberhörbar.
    „Das hast du ernst gemeint?" fragte ich dann vorsichtshalber nach, auch wenn mir schon klar war, daß Bill bestimmt nicht gescherzt hatte. Er ist nämlich ein ernsthafter Typ und selten zu Späßen aufgelegt. Ich vergrub das Gesicht in seinem Oberschenkel; Bill sollte nicht mitbekommen, wie sehr ich mich amüsierte. Dann warf ich von unten her einen vorsichtigen, abschätzenden Blick auf sein Gesicht. Mein Vampir wirkte reichlich angesäuert.
    „Todernst", sagte Bill so eisig, daß ich aufrichtige Anstrengungen unternahm, die ganze Sache ebenfalls nüchtern zu sehen.
    „Nur um sicherzugehen, daß ich dich richtig verstanden habe", sagte ich halbwegs gefaßt, wobei ich mich im Schneidersitz auf den Boden hockte und beide Hände auf die Knie legte. „Du arbeitest für Eric, der der Leiter des fünften Bezirks ist, aber eine Königin gibt es auch noch? Eine Königin von Louisiana?"
    Bill nickte.
    „Louisiana ist also in Bezirke aufgeteilt, und da Eric seinen Betrieb in Shreveport im fünften Bezirk hat, ist diese Königin seine direkte Vorgesetzte?"
    Als Bill daraufhin einfach nur erneut nickte, legte ich mir die Hand vor die Augen und schüttelte den Kopf. „Wo wohnt sie? In Baton Rouge?" Baton Rouge war unsere Landeshauptstadt; das schien mir der logische Wohnsitz für eine Königin.
    „Nein! In New Orleans natürlich!"
    Natürlich! In der Vampirzentrale! Man konnte ja heute im Big Easy nirgendwo mehr einen Stein werfen, ohne einen Untoten zu treffen - wenn man den Zeitungen Glauben schenken wollte (was wohl nur ein Narr täte). In New Orleans boomte der Tourismus, aber anders als früher. Die trinkfesten, lärmenden Horden, die früher in die Stadt geströmt waren, um nach Herzenslust zu feiern, kamen nun weniger. Die neuen Touristen waren solche, die die Untoten der Stadt möglichst hautnah erleben wollten und deren Besichtigungsprogramm darin bestand, in einer Vampir-Bar zu trinken, zu einer Vampirprostituierten zu gehen und eine Sexshow von Vampiren für Vampire zu besuchen.
    Das hatte ich zumindest gehört: Ich selbst war zuletzt als Kleinkind in New Orleans gewesen. Meine Eltern hatten meinen Bruder Jason und mich dorthin mitgenommen. Das mußte gewesen sein, ehe ich sieben wurde, denn meine Eltern waren kurz nach meinem siebten Geburtstag gestorben.
    Als die Vampire sich im öffentlich-rechtlichen Fernsehen vorstellten, um die Tatsache kundzutun, daß sie wahr und wahrhaftig unter uns weilten, waren Mama und Papa bereits zwanzig Jahre tot gewesen. Dieser öffentlichen Ankündigung war die Entwicklung synthetischen Blutes durch japanische Vampire vorangegangen: Mit Hilfe dieses Blutes konnte ein Vampir sich nun ernähren, ohne sich dabei unbedingt eines Menschen bedienen zu müssen.
    Die Vampirgemeinde der Vereinigten Staaten hatte die japanischen Vampirklans als erste an die Öffentlichkeit gehen lassen. In fast allen anderen Nationen der Welt, in denen es Fernsehen gab (und wo gibt es das heutzutage nicht?) waren die weiteren Ankündigungen dann zeitgleich gelaufen, durch hunderte sorgfältig ausgesuchter Vampire mit besonders angenehmem Äußeren, in hunderten verschiedener Sprachen.
    Wir normalen, altmodisch sterblichen Menschen hatten in

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