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Club Dead

Club Dead

Titel: Club Dead Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wird er herumgereicht wie das Mitglied einer königlichen Familie, das nicht alle Tassen im Schrank hat. Im letzten Jahr war Louisiana für seine Unterbringung zuständig gewesen.
    „Miß Sookie, wie geht's, wie steht's?" Immer noch klang seine Aussprache breit und nuschelnd, immer noch war sein Gesicht auf pummelige Art sehr attraktiv. Eine Locke des dichten, schwarzen Haars fiel ihm scheinbar zufällig in die Stirn, eine Frisur, die achtlos schien, in Wirklichkeit aber harte Arbeit erforderte. Die dicken Koteletten waren gebürstet. Irgendein untoter Fan hatte dafür gesorgt, daß Bubba an diesem Abend geschniegelt und gebügelt unter die Leute kam.
    „Mir geht es gut, vielen Dank", sagte ich höflich und strahlte über das ganze Gesicht. Ich strahle immer, wenn ich nervös bin. „Ich bin gerade auf dem Weg zur Arbeit", fügte ich hinzu, während ich mich fragte, ob es mir eventuell möglich sein würde, einfach in mein Auto zu klettern und davonzufahren, aber bereits ahnte, daß das wohl eher nicht der Fall sein dürfte.
    „Miss Sookie, man hat mich hierher geschickt, um auf Sie aufzupassen."
    „Ach ja? Wer hat dich denn geschickt?"
    „Eric!" erwiderte Bubba stolz. „Ich war der einzige im Büro, als der Anruf kam. Eric hat gesagt, ich soll meinen Arsch hierher schaffen."
    „Warum denn? Welche Gefahr droht mir denn?" Ängstlich spähte ich in den Wald, der mein Haus umstand. Bubbas Worte hatten mich unruhig gemacht.
    „Das weiß ich nicht. Eric sagte nur, ich soll auf Sie aufpassen, bis einer von denen aus dem Fangtasia hier sein kann. Eric oder Chow oder Miß Pam oder vielleicht sogar Clancy. Wenn Sie zur Arbeit wollen, dann fahre ich mit Ihnen und kümmere mich um jeden, der Sie belästigt."
    Jegliche weitere Befragung wäre fruchtlos gewesen. Ich hätte Bubbas armes Spatzenhirn nur sinnlos gequält. Damit hätte ich ihn lediglich verärgert, und ein ärgerlicher Bubba, glauben Sie mir, ist kein angenehmer Anblick. Von daher mußte man auch stets peinlich darauf bedacht sein, nie seinen alten Namen zu nennen - selbst wenn er sang, was von Zeit zu Zeit vorkam und einen unweigerlich an den erinnerte, der er einstmals gewesen war.
    „Mit in die Bar kannst du aber nicht kommen", teilte ich dem Vampir unumwunden mit. Das wäre das reinste Desaster! Die Gäste im Merlottes sind durchaus daran gewöhnt, von Zeit zu Zeit einen Vampir hereinschneien zu sehen, das ja, aber ich konnte schließlich nicht vorher jeden einzelnen Besucher warnen und alle bitten, nur ja nicht den bewußten Namen in den Mund zu nehmen. Eric war wohl mit seinem Latein ziemlich am Ende gewesen; in der Regel sorgte die Vampirgemeinde dafür, daß Fehler wie Bubba sich nicht in der Öffentlichkeit herumtrieben. Manchmal gelang es Bubba, sich davonzustehlen und eigene Wege zu gehen. Dann wurde 'ER' gesehen, und die Regenbogenpresse geriet regelmäßig schier aus dem Häuschen.
    „Könntest du nicht im Wagen sitzen bleiben, während ich arbeite?" schlug ich vor. Die Kälte würde Bubba ja nichts auszumachen.
    „Das ist zu weit weg, ich muß näher dran sein", erwiderte mein Wächter, und das hörte sich nicht so an, als wolle er darüber diskutieren.
    „Was hältst du vom Büro meines Chefs? Das befindet sich direkt neben der Bar. Dort kannst du mich hören, wenn ich um Hilfe rufe."
    Das schien Bubba nicht wirklich zufriedenzustellen, letztlich aber nickte er zustimmend. Erst jetzt wurde mir bewußt, daß ich die Luft angehalten hatte: Erleichtert atmete ich aus. Am einfachsten wäre die Sache für mich gewesen, wenn ich gleich zu Hause bleiben und mich bei Sam telefonisch hätte krank melden können. Aber mein Chef rechnete fest damit, daß ich auftauchte, und was noch wichtiger war: Ich brauchte den Lohn.
    Mit Bubba auf dem Beifahrersitz neben mir kam mir mein Auto sehr klein vor. Holpernd fuhren wir vom Grundstück, und ich nahm mir fest vor, die Leute vom Kieswerk zu benachrichtigen und sie zu bitten, auf meiner Auffahrt, die sich unendlich lang durch den Wald schlängelte, neuen Kies aufzuschütten. Den Auftrag strich ich im Geiste aber gleich wieder. Momentan konnte ich mir das nicht leisten. Es würde bis zum nächsten Frühjahr warten müssen - oder gar bis zum Sommer.
    Von meiner Auffahrt bogen wir nach rechts auf die Landstraße ein, um die paar Kilometer bis zum Merlottes zurückzulegen. Im Merlottes arbeite ich als Kellnerin, wenn ich nicht gerade schwer geheimnisvolle Dinge für die Vampire erledige. Wir hatten die halbe

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