Club der gebrochenen Herzen
Dung, aber plötzlich wurde ihr leicht und beschwingt zumute; sie hatte den verrückten Wunsch, ihre Hand durch Buffys Arm zu schlingen und als Paar durch die Straße zu schlendern. Wie die selbstgefällig Verheirateten! Er sah so groß und beruhigend aus, eingewickelt in seinem gelben Rupert-Bear-Schal. Sie hatte jäh die lächerliche Vorstellung, sie und Buffy zusammengekuschelt auf dem Sofa vor dem Fernseher, dazu eine Kanne Tee und länger werdende Nächte. Und Lachen. Lachen .
Monica ging langsam und genoss die Fantasie. Sie trödelte an einer Auslage herum; in Wirklichkeit betrachtete sie ihr und Buffys Spiegelbild. Sie hielt ihn im Gehen an, die Hand auf seinem Arm, und zeigte auf einen Passanten. »Erzählen Sie mir von ihm«, flüsterte sie. Alles nur, damit sich ihre Ankunft im Myrtle House verzögerte. Für den Augenblick hatte sie ihn ganz für sich allein. Vielleicht konnten sie beim Abendessen nebeneinander sitzen.
Als sie die Church Street entlanggingen, dachte sie, was würde passieren, wenn ich ihm die Wahrheit sagte? Wenn ich sagte: Ich bin so einsam, ich könnte schreien.
Buffy öffnete die Eingangstür. »Zurück zum Unterricht«, sagte er. »Sagen Sie der Lehrerin, es sei alles meine Schuld.«
Er half ihr aus dem Mantel. Ihr Glücksgefühl schwand. Zurück in der Schule, die Sommerferien vorbei. Sie fragte sich, wie sie auf einmal so alt geworden war? Mir kommt es vor, als hätte ich letzte Woche noch meine Bücher in die Schultasche gepackt.
Unversehens hatte sie Buffy so viel zu erzählen, und jetzt war es zu spät. Stimmen und Gelächter drangen aus der Küche. Während sie durch den Korridor zur Küche liefen, dachte Monica, ich kann ihm alles sagen. Er würde es interessant finden; ich würde es interessant finden – dumme Dinge aus der Vergangenheit, vergessen geglaubte Dinge. Ich habe nie einen Mann kennengelernt, der all das in mir heraufbeschwören konnte, nicht einmal Malcolm, die sogenannte Liebe meines Lebens.
Sie hatte das verrückte Verlangen, Buffy am Arm zu packen und zu sagen: Gehn wir zurück und essen das Dessert . Zu spät, sie waren an der Küche.
Die Kursteilnehmerinnen hatten sich um Voda geschart, sie war dabei, einen Klumpen Teig zu formen.
»Conor hat sich das Schlüsselbein gebrochen, der Idiot!«, rief sie Buffy zu. »Ist in einen Container gefallen.«
Aber Buffy hörte nicht zu. Er starrte eine Frau an, die am Rande der Gruppe stand. Monica kannte sie nicht; es musste der Spätankömmling sein – schlank und glamourös, glänzender rötlich brauner Bubikopf, ein gewisses Alter, aber sehr gepflegt. Auch sie sah verblüfft aus.
»Penny!«, sagte Buffy leise. »Was um Himmels willen tust du hier?«
»Und was tust du hier?«, stieß sie hervor.
»Ich wohne hier«, sagte Buffy.
Voda hörte mit dem Teigkneten auf. Schweigen machte sich breit, da nun alle neugierig guckten.
Buffy machte eine Geste in ihre Richtung. »Das ist Penny, meine Exfrau.«
Penny lachte kurz auf. »Nun, eine von ihnen«, sagte sie.
FÜNFZEHNTES KAPITEL
Penny
Penny war süchtig nach Eigentums-Geschichten. Sie selbst hatte zu dieser Welle beigetragen. Artikel über Traumhäuser waren in den Jahren der Hochkonjunktur ein netter kleiner Verdienst gewesen. Hätte sie ein Pfund kassiert für jeden verfassten Lifestyle-Beitrag, wozu das Foto eines selbstgefälligen Paares im eigenen Scheunenumbau gehörte, wäre sie eine reiche Frau. In jenen Tagen kam der Appetit beim Essen; Immobilien-Beilagen quollen aus jeder Zeitung und priesen die Freuden von einsamen Marktflecken, von Ferienhäusern an der Küste, von Penthauswohnungen in alten Schuhcremefabriken. Zwischen den Anzeigen der Grundstücksmakler gab es viele Spalten, die gefüllt werden wollten, und dafür war Penny da – Artikel über Versuche, das Dach auszubauen; Artikel wie: Veranda oder nicht? ; Auflistungen mit Tipps, wie man sein Haus am besten verkauft (Brot backen, frische Blumen, blablabla, stinklangweilig). Sie hatte sie so oft geschrieben, dass sie es im Schlaf konnte. Jedes Blatt wollte eine eigene Haus-und-Garten-Seite. Sie erinnerte sich gern an ihre Serie Die Wonnen des Badezimmers für The Tablet , eine katholische Wochenzeitung, mickrige Bezahlung, dafür aber lief sie jahrelang. Ebenso an ihre Kolumne für das Quantas-Bordmagazin, Mein Unterschlupf auf dem Lande , in der B-Promis – manchmal auch C-Promis – vor ihrem Heim in Cotswold in Begleitung ihrer bald schon geschiedenen Ehefrauen posierten. Dann waren
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