Club der gebrochenen Herzen
geholfen«, sagte er und wickelte sich den Schal ab. »Sie sind der Superstar!«
»Nicht der Rede wert«, sagte sie mit einem Schulterzucken.
Die Kursteilnehmerinnen verzogen sich eine nach der anderen. India holte für den Lunch Speisen aus dem Eisschrank. Buffy nahm die Baskenmütze ab und setzte sich schwerfällig.
»Mein lieber Schwan, ist das heiß hier.« Er blickte mit gerunzelter Stirn zu ihr hoch. »Ich habe nicht gewusst, dass Sie kochen können.«
»Kann ich auch nicht«, sagte sie. »Ich kann nur Lasagne.«
Das war natürlich gelogen. Noch eine Lüge. Wie konnte sie ihm denn ihre tiefe Verzweiflung eingestehen, dass sie sich einzig und allein mit der Absicht, einen Mann kennenzulernen, beim Kochkurs angemeldet hatte? Und zwar in der Annahme, gerade dieser Kurs sei vollgepackt mit ihnen? Natürlich konnte sie verdammt gut kochen. Vielleicht auch all die anderen Frauen hier. Vielleicht waren sie alle aus genau demselben Grund gekommen.
»Alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.
»Bestens.«
»Sie haben was gut bei mir«, sagte er. »Ich lade Sie zum Lunch ein.«
»Es macht Spaß zu schwänzen!«, sagte Buffy.
Sie saßen im Restaurant Chez Adele, einem aufgetakelten Etablissement in einer gepflasterten Nebengasse der High Street. Buffy hatte ihr erzählt, dass die namengebende Adele ein fett gewordenes Exmodel war und früher mal mit Mick Jagger poussiert hatte. Poussiert . Monica fragte sich, ob er diesen altertümlich hübschen Ausdruck aus Achtung vor ihrem Alter gewählt hatte.
»Was sollen wir trinken?«, fragte er.
»Für mich nur Wasser, danke.«
»Lassen Sie mich nicht im Stich. Ich bin gerade beim Zahnarzt gewesen, ich brauche alkoholischen Trost.«
»Was haben Sie machen lassen?«
»Er hat gereinigt, was mir an Zähnen geblieben ist.«
Monica hob die Augenbrauen. »War's traumatisch?«
Buffy nickte. »Er hat gesagt, jede Menge Zahnbelag.«
»Oh, Sie Ärmster«, sagte sie.
»Rotwein und dergleichen.«
»Jetzt, da Sie es erwähnen«, sagte sie, »vielleicht ein Gläschen.«
Buffy bestellte eine Flasche Rioja. Er spendierte ihr ein Essen, doch nur aus Dankbarkeit. Und natürlich aus Mitleid – wegen ihres Alters, ihrer Witwenschaft. Monica grollte noch immer mit ihm, dass er ihrer Lüge geglaubt hatte. Wie um Himmels willen sollte sie sich da herauswinden? Sie musste beim Esseneinen klaren Kopf behalten und danach seine Gesellschaft meiden. Es gab viele andere Frauen, mit denen er flirten konnte.
Nicht, als ob er mit ihr flirtete, da machte sie sich keine falschen Hoffnungen. Er plauderte gern, war ein geselliger Typ und fühlte sich wohl vertrauter mit jemandem ihres Alters als mit einer Tussi von vierzig. Aber eins jener Vor-der-Verführung-Essen, wie sie es aus ihrer trüben fernen Vergangenheit liebevoll in Erinnerung hatte, war das jetzt leider kaum. In der City ging sowieso keiner mehr zu einem ausführlichen Lunch, alle aßen nur noch die Sandwiches aus dem Selbstbedienungslokal an der Ecke. Einen fröhlichen Fick am Nachmittag gab es nicht mehr, ausgestorben wie der Holzschuhtanz. Außerdem war Buffy viel zu klapprig, selbst für sie. Dass Frauen ihn offensichtlich noch anziehend fanden – unwiderstehlich –, bewies bloß die furchtbare Ungerechtigkeit des Lebens. Als wäre es nötig, sie daran zu erinnern.
Beide bestellten Pasta. Ihr Kater hatte sie heißhungrig gemacht. Wie sie so kräftig zulangte, sagte Buffy: »Ich mag es, wenn eine Frau isst.«
»Tut das nicht jede?«
»Es gibt nichts Irritierenderes als jemand, der im Essen herumstochert.«
»Was finden Sie sonst noch irritierend?«, fragte sie.
»Leute, die aus einer Teetasse trinken, in der noch der Beutel hängt.«
»Daran gibt's nichts zu kritteln.«
»O doch«, sagte er.
»Noch etwas anderes?«
»Radfahrer auf dem Bürgersteig. Leute, die fünfundzwanzig nach zwölf sagen statt zwölf Uhr fünfundzwanzig. Leute,die vierundzwanzig-Stunden-sieben-Tage sagen. Leute auf der Straße, die blubbernd aus Wasserflaschen trinken.«
»Du meine Güte, Sie müssen ja ständig miese Laune haben.«
Er nickte. »Jogger. Leute, die Ich liebe dich sagen, wenn sie ein Handygespräch beenden. Überhaupt Leute, die sich auf dem verfluchten Handy unterhalten. Autokleber, die sagen: Abstand halten, Baby an Bord .«
»Sie sind wirklich miesepetrig.«
»Und Dackel«, sagte Buffy.
»Warum Dackel?«
»Sie sind zu klein«, sagte er.
»Aber Ihr Hund ist doch auch klein.«
»Meiner hat längere Beine.«
»Nur
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