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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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da die persönlicheren Beiträge, in denen sie gnadenlos ihre eigenen Erfahrungen – besonders die Wochenenden in Buffys Landhaus während ihrerEhe – ausschlachtete. Indem sie gewieft den Ton modifizierte, hatte sie es geschafft, die Artikel über verschiedene Absatzkanäle zu verbreiten, von der Regionalzeitung bis hin zu den Sonntagsbeilagen – Pannen beim Dekorieren, amüsante Einheimische und dergleichen. Das waren noch Zeiten.
    Denn die Welt hatte sich verändert. Das Internet hatte viele Zeitschriften sterben lassen, auf die sie angewiesen war, und ihre Kontakte lösten sich in Luft auf, als hätten sie nie existiert. Wenn sie anrief, wurde das Telefon von Minderjährigen beantwortet, denen sie ihren Namen buchstabieren musste. Sie war abgehalftert, ihre Glanzzeit vorbei. Doch wie ein Drogenhändler war sie abhängig von der eigenen Ware geworden. Allein am Computer, erwischte sie sich dabei, wie sie die Immobilien-Websites herunterlud. Jedes Haus und jedes Cottage bedeutete ein neues Leben mit Kaminecke und Gemüsegarten, eine tabula rasa . Sie hatte für andere geschrieben und schließlich sich selbst überzeugt. Sie würde aufs Land ziehen! Sie würde den Traum leben, den sie für ihre Leser erschaffen hatte. Mit Pub, Ententeich, Gemeinschaftsgefühl und Dorftrottel.
    Im Grunde genommen war sie auf dem Lande aufgewachsen – na ja, Godalming –, aber sie erinnerte sich an eine goldene Kindheit, als sie durch Wiesen getollt war und mit dem Stock auf alles Mögliche eingedroschen hatte. In späteren Jahren gab es Buffys Landhaus – lange schon verkauft –, und wohlig dachte sie daran zurück, wie sie dort an warmen Sommerabenden Chardonnay gesüffelt hatte. Zugegeben, sie waren nie im Winter dort gewesen, zweifellos hätten sie belebende Spaziergänge genießen können, worauf gemütliche Abende am Kaminfeuer gefolgt wären. Und sie hatte Freunde, die auf dem Land lebten und glücklich schienen – ja geradezu glückselig.Aufreizend glücklich. Wie kann man es in London bloß aushalten? Hätten wir es doch nur früher schon getan.
    Aber der Hauptauslöser war die Trennung von Colin. Es war wirklich ein Wunder, dass es fünf Jahre gehalten hatte, er war so jung und – um ganz ehrlich zu sein – so langweilig. Natürlich hatten das ihre Freunde viel früher erkannt. Doch in der Anfangszeit hatte sie, wenn er herumschwadronierte, nur auf seinen Mund geschaut, und in späteren Jahren war sie einfach dankbar gewesen, einen Mann zu haben, dazu einen so umwerfend attraktiven, im Gegensatz zu vielen ihrer sitzengelassenen Freundinnen. Außerdem waren sie oft getrennt – Colin fotografierte die Prominenten überall auf der Welt, während sie selbst für irgendeinen Auftrag unterwegs war. Wochen vergingen, in denen sie kaum miteinander sprachen. Und dann hatte sie entdeckt, dass Colin, nicht gerade für seine Originalität bekannt, eines seiner Modelle vögelte.
    Ihre Trennung fiel mit ihrem sechzigsten Geburtstag zusammen. Auf Grund der beiden traumatischen Ereignisse überprüfte sie ihr Leben. Warum nicht über die Stränge schlagen und neu anfangen? Sie redete sich ein, sie sei der schrillen Medienwelt von Kontaktpflege und Presseausflügen überdrüssig geworden; in Wirklichkeit war man wohl ihrer überdrüssig. Eine lange Zeit war sie sehr erfolgreich gewesen, aber jetzt war sie ein Auslaufmodell. Sowieso würden bald gar keine Zeitschriften mehr existieren. Weiß Gott, wie die Jungen damit umgehen würden, aber egal, sie war weg. Weg aufs Land! Seltsamerweise hatte Buffys Ankündigung den Ausschlag gegeben. Sie war ihm zufällig an einem Nachmittag auf der Wardour Street über den Weg gelaufen, und er hatte sich über die Politessen beschwert, wegen denen er Kekse in Nyanges Auto essen müsse,und geschimpft, London hänge ihm zum Hals raus, er habe vor, dahin zu gehen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. In ihrer Ehe hatte Buffy sie häufig überrascht. Nichts aber hatte sie dermaßen in Staunen versetzt wie das.
    »Das hältst du nicht eine Woche aus«, hatte sie gesagt. »Ist dir klar, dass das außerhalb des Stadtzentrums ist? Was für einen Ruck hast du dir geben müssen, bis du dich zum Chelsea-Arts-Club aufgerafft hast.«
    »Das haben mir meine Kinder schon gesagt. Glaubst du nicht daran?«
    »Nein.«
    »Aber ich habe zehn Jahre lang ein Landhaus gehabt«, hatte er geantwortet.
    »Doch nur, weil Jacquetta dich zum Kauf genötigt hat. Als wir verheiratet waren, musste ich dich an

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