Club der gebrochenen Herzen
anscheinend eine Menge Ehefrauen gehabt. Ich weiß, er ist grässlich alt, aber irgendwie kann ich verstehen, wieso.«
»Wirklich?«
Monica stand auf und ging zu den Frauen, die sich um den Ofen gruppiert hatten. Voda rührte Butter und Mehl zu einer cremigen Paste, während India mit einer Flasche Milch daneben stand. Monica dachte, sie sollten die Milch erst mal erwärmen.
Buffy war nirgends zu sehen. Er hatte also viele Ehefrauen gehabt? Sie fragte sich, was ihn in diese kleine Stadt geführt hatte. War er noch Schauspieler? Hätte sie ihren Laptop dabei, könntesie das herausfinden. Vielleicht zog er sich einmal im Jahr ein Kostüm an und gab den Weihnachtsmann, eine Rolle, für die er hervorragend geeignet schien. Sie erinnerte sich, wie die Frauen ihn am Abend umlagert hatten; das kreischende Gelächter. Sie glichen erwartungsvollen Kindern – glühende Gesichter, strahlende Augen –, die auf ihre Geschenke warteten. Sie waren, verglichen mit ihr, ja fast Kinder.
Buffys Bemerkung schmerzte sie immer noch. Natürlich konnte sie sich an Terry-Thomas erinnern, aber er hätte das nicht extra betonen müssen. Außerdem war es unfair. Obwohl sie die Älteste war, war sie bei weitem nicht so alt wie Buffy – er war über siebzig, sie hatte das im Bett ausgerechnet. Er hatte in einem Film den Bruder von Susannah York gespielt, da war sie noch ein Teenager. Sie würde ihm das bei ihrer nächsten Begegnung aufs Brot schmieren.
»Schließt die Augen, Vegetarier«, sagte Voda. »Ich brate jetzt das Hackfleisch.«
In der Ferne klingelte das Telefon. India eilte nach draußen, um den Anruf entgegenzunehmen.
Monica setzte sich wieder und versuchte sich an das letzte Mal zu erinnern, als sie Lachen in ihrer Wohnung gehört hatte. Pfeifen, das ja – vom Mann, der den Boiler reparierte. Aber Lachen? Ein oder zwei Mal hatte sie laut herausgelacht, weil ihr Kater, gegen Ende seines Lebens korpulent geworden, Schwierigkeiten hatte, sich durch die Katzentür zu zwängen, doch der Klang ihrer Stimme hatte sie verschreckt. Eine Verrückte, deren Gegacker in der Stille widerhallte! Wenigstens redete sie nicht laut, sie murmelte nur vor sich hin.
India kam in die Küche gestürzt. »Es ist Conor!«, keuchte sie. »Er hatte einen Unfall!«
Voda riss sich die Schürze ab. Eine Entschuldigung murmelnd, lief sie aus der Küche.
»O Gott«, sagte India, »was sollen wir jetzt tun?«
»Das sagen Sie uns«, sagte eine Frau.
»Ich kann den Kurs nicht geben«, stöhnte India. »Ich kann nicht mal ein Ei kochen.«
»Na prima«, murmelte eine Stimme.
Plötzlich meldete sich das junge Mädchen zu Wort und zeigte auf Monica. »Sie weiß Bescheid.«
Köpfe drehten sich zu ihr um.
»Stimmt das?«, fragte Tess.
Monica zuckte mit den Achseln. »Ich bin hoffnungslos, was das Kochen allgemein angeht«, log sie. »Aber Lasagne kann ich.«
Sie erhob sich. India reichte ihr die Schürze.
»Das Geheimnis einer guten Lasagne? Reichlich Käse, mehr, als man meint, möglichst reifen Cheddar, obendrauf geriebenen Parmesan. Reichlich Knoblauch, mehr, als man denkt. Das Hackfleisch anbraten, bis alle Flüssigkeit verdampft ist und es in der Pfanne anpappt, das macht es dunkel und kräftig im Geschmack, wir wollen es doch nicht schwabbelig und grau haben. Ein Glas Rotwein hinein, dass es zischt.«
Ihre Schülerinnen drängten sich um sie. Während Monica rührte und briet, redete und sogar scherzte, hatte sie ein ungewohntes Gefühl – freudige Erregung. Sie war früher bekannt für ihre Dinnerparties, hatte allerdings seit Jahren keine mehr gegeben. Die Ausstattung war zwar etwas altmodisch – ein schwerfälliger Raeburn und ein verschmierter Elektroherd –, aber sie kam damit zurecht; sie führte auch vor, wie man eineperfekte Vinaigrette für einen Salat herstellt. »Das Geheimnis? Zuerst rührt man Senf, Salz, Zucker und Balsamico-Essig zusammen, dann fügt man das Olivenöl hinzu, Mischungsverhältnis drei zu eins. Hier, probieren Sie.«
Mittags kam Buffy zu ihnen in die Küche, gut verpackt in Mantel, Schal und Baskenmütze. Er war beim Zahnarzt in Hereford gewesen und wusste nichts von dem morgendlichen Drama.
Während India erklärte, was passiert war, zog Monica sich die Schürze aus und wischte sich heimlich das Gesicht mit einem Zipfel des Küchentuchs ab. Schweiß lief ihr aus den Achselhöhlen. Und jetzt bahnte sich Buffy den Weg durch die Stühle und kam direkt auf sie zu.
»Sie haben uns aus der Patsche
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