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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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wenige Zentimeter.«
    »Und was irritiert Sie?«, fragte er. »Da muss es doch auch etwas geben.«
    Monica leerte das Glas. Der Wein war ihr zu Kopf gestiegen. »Na gut. Ältere Paare, die Händchen halten.«
    »Ganz Ihrer Meinung.«
    »Die mit ihrer Generalstabskarte bumsfidel durch die Gegend marschieren.«
    Er nickte. »Auf dem Offa's-Dyke-Wanderweg. Ich hab das Gesocks gesehen.«
    Sie überstürzte sich beim Sprechen. »Und für immer leben und das Erbe ihrer Kinder verprassen, gemeinsame Fahrradtouren machen und allerbeste Freunde sind. Ich finde, man sollte sie aussortieren. Sie haben ihren Spaß gehabt, Zeit, dass sie gehen. Ich finde, es sollte Scharfschützen geben, die überall an den Gebäuden des National Trust positioniert sind, bereit zu schießen. Ebenso auf dem South-Downs-Weg und am Hadrianswall.«
    Errötend hielt sie inne. Hatte sie das wirklich laut gesagt? Doch Buffy nickte zustimmend. »Nicht zu vergessen das Tate Modern«, sagte er. »Mit seinen verdammten Krippenspielen der lieben Kleinen. Man findet sie reichlich dort, die selbstgefälligen Saftsäcke.«
    »Welke Hand in welker Hand.«
    »Goldene Hochzeitsfeiern!«
    »Alles aussortieren!«
    Sie lachten. Buffy trug ein ausgefranstes grünes Hemd und ein getüpfeltes Halstuch. Er sah aus wie der betagte Besitzer eines Fahrgeschäfts. Beschwipst stellte Monica sich die Achterbahn seines ausgelassenen Lebens vor – unmöglich, er konnte kein selbstgefälliger Verheirateter gewesen sein. Wie viele Ehefrauen hatte er eigentlich gehabt? Ihr Leben schien so steril im Vergleich zu dem seinen – Ehefrauen und Schauspielerinnen und Theaterschminke und Spaß. Banker waren kein Spaß, außer sie waren besoffen. Aber selbst dann blieb es irgendwie offiziell. Sie waren solche Gefühlsdeppen; sie schob den Privatschulen die Schuld zu. Und wann gingen die je mal ins Theater?
    »Ich sollte nicht lachen«, sagte er. »Nicht nach allem, was Sie durchgemacht haben.«
    Monica erstarrte. »Darüber möchte ich nicht sprechen«, sagte sie.
    »Dann lassen wir's.« Er blickte sie an, die Augen feucht vor Anteilnahme. »Popsi, meine erste Frau, starb vor fünf Jahren. Nicht vergleichbar mit Ihrer Situation, wir waren seit Jahrzehnten geschieden. Und Bridie, diejenige, von der ich das Haus geerbt habe, war eine liebe Freundin … Aber mir war nicht klar, wie sehr sie mir fehlen würden. Für Sie muss es viel, viel schlimmer sein. Es tut mir ausgesprochen leid.« Er reichte ihr die Speisekarte. »Wie wäre es mit einem Dessert?«
    Monica schüttelte den Kopf. »Sollten wir nicht zurück?«
    Wie blöd sie war! Gegen ihren Willen hatte sie sich für Buffy erwärmt. Natürlich war er nicht an ihr interessiert – wie sollte das überhaupt jemand? –, aber es war lange her, dass sie zu einem Nicht-Geschäftsessen eingeladen worden war, und es war sehr lange her, dass sie laut heraus gelacht hatte. Buffy hatte etwas Umgängliches; sie selbst kam sich amüsanter in seiner Gesellschaft vor. War es nicht passenderweise Falstaff, der nicht nur selbst witzig war, sondern frechen Witz auch in anderen weckte? Und sie hatte das alles ruiniert; das Ganze beruhte auf einer Unwahrheit. Wer hatte gesagt, dass man mit den Jahren weiser wird? Gerade sie beide benahmen sich so töricht.
    Buffy half ihr in den Mantel. Als seine Hände ihre Schultern berührten, spürte sie einen kleinen elektrischen Schlag. Mein Gott, sie glich einem Pulverfass! Die Hände eines Mannes konnten sie entzünden. Vier Jahre – vier Jahre – war das her, seit sie etwas gehabt hatte, was sich nur vage als Sex beschreiben ließ, ein trunkenes Gefummel mit dem Hotelmanager vom Royal Thistle Hotel in Harrogate. Es hatte eben mal zehn Minuten gedauert und war in einem demütigenden Fiasko geendet. Vor ihrem Auge tauchte das Bild auf, wie sie halb angezogen auf dem Bett lag, während er aus dem Zimmer stolperte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Buffy, als er ihr die Tür aufhielt.
    »Bestens.«
    »Sie sahen auf einmal so gequält aus.«
    »Es ist nichts!«, sagte sie schroff.
    Sie dachte, womöglich habe ich eine verkümmerte Vagina. Der Hotelmanager kam da nicht rein, hatte ihn aber auch nicht hochgekriegt. Und wer konnte ihm das verübeln?
    Sie gingen die Gasse hinunter. Ein Traktor fuhr ratternd die Hauptstraße entlang, wobei die Reifen Schmutzspuren hinterließen. Buffy machte auf einige Leute aufmerksam; anscheinend kannte er die halbe Stadt. Es war ein nasskalter, stürmischer Tag, die Luft stank nach

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