Club der gebrochenen Herzen
sagte: Jetzt habe ich alles gesehen .«
Harold lachte. »Was ist mit Ihren Freunden, kommen die nicht zu Besuch?«
»Nein. Sie sind eingespannt, verstehen Sie, sie haben ein Leben. Und Enkelkinder und Wochenendhäuschen, wohin sie mich immer locken wollen. Ich denke manchmal daran, sie zu bestechen, aber wer bei Verstand möchte ein Wochenende in Matsch und in Dunkelheit verbringen, wenn man sich in London amüsieren kann?«
»Aber sie würden doch kommen, um Sie zu sehen«, sagte Harold.
»Nein, das tun sie nicht. Ich bin langweilig geworden. Das Highlight der letzten Woche war Halesworth, da musste ich hin, um den Rasenmäher reparieren zu lassen.«
»Erzählen Sie mir alles darüber.« Harold beugte sich mit leuchtenden Augen nach vorne. »Welche Sorte von Rasenmäher? Was war daran kaputt?«
Penny lachte. Harold wurde ihr immer sympathischer, obwohl er nicht ihr Typ war – zu nachlässig gekleidet, zu neurotisch, zu klein. Sein Pullover hatte Mottenlöcher, und seine Handgelenke waren haarig wie von einem Affen.
»Es ist hier auch nicht gerade aufregend«, sagte er. »Ich habe aber gehört, es gibt in Llandrod ein Schafsköttelmuseum.«
»Ausgezeichnet. Nichts wie hin.«
Offensichtlich hatte Harold sich nach Knockton zurückgezogen, weil er an einem Roman schrieb. Er und Buffy hatten sich angefreundet, und sie konnte verstehen, warum. Sie hatten viel gemeinsam – beide schwatzten gern, beide waren vom Leben lädiert und beide in diesem Kaff versandet, und zwar aus Gründen, die sie nicht so recht begreifen konnte.
Sie war froh, ihrem Ex an dem Abend entkommen zu sein. Buffy schien es amüsant zu finden, aber sie war noch verwirrt von der ganzen Sache. Sie hatte nicht geahnt, dass er nach Wales gezogen war oder sogar – was höchst witzig war – ein Hotel führte. Sie hatte nur von einem Kochkurs gehört und sich gedacht, dass sie, da der nächste Marks & Spencer fünfundvierzig Kilometer entfernt war, vielleicht die Grundlagen lernen sollte, wie man sich eine Mahlzeit zubereitete. Etwas, das sie bei dem lebenslangen Schnorren und Einkaufen in der Selfridges Food Hall selten hatte tun müssen. Und als die Tage kürzer wurden, fiel ihr die Decke auf den Kopf, und sie glaubte, eine Woche zusammen mit anderen Leuten würde sie wieder ins Lot bringen.
»Warum hat Buffy nicht gewusst, dass Sie kommen?«, fragte Harold.
Sie zuckte mit den Achseln. »Unsere Nachnamen sind unterschiedlich, und vermutlich hat das Mädchen mit dem komischen Namen –«
»Voda.«
»– die Buchung gemacht.«
»Nun, ich bin froh, dass Sie hier sind. Ich habe viel von Ihnen gehört.«
Penny errötete. »Wirklich? Was hat er gesagt?«
Sie wurden von murmelnden Stimmen unterbrochen. Die Tür öffnete sich, und die Gäste schoben sich aus der Bar herein, wo eben der Film zu Ende gegangen war. India kam zu Penny und gab ihr einen Gutenachtkuss. Sie trug eine Hibiskusblüte aus Plastik im Haar. Auch Voda trug eine, aus nur ihnen bekannten Gründen.
»Wir gehen jetzt. Bis morgen«, sagte India.
Penny nickte. Das war ja auch heftig, ihre quasi Ex-Stieftochter im Myrtle House – und nicht nur, dass sie hier war, sondern dazu noch eine Lesbe! Indias grobe Gesichtszüge strahlten vor Glück. Penny freute sich für sie: Die junge Frau hatte eine schwierige Zeit hinter sich – kaum überraschend bei einer Mutter wie Jacquetta.
India beugte sich näher zu Penny und flüsterte ihr ins Ohr: »Buffy ist ein bisschen angesäuselt.«
»Mal was anderes«, sagte Penny.
»Vielleicht solltest du ein Auge auf ihn haben.«
Penny schenkte ihr ein knappes Lächeln. »Herzchen, ich bin nicht mehr für ihn verantwortlich.«
Monica
Später konnte Monica sich nicht daran erinnern, wie sie in Buffys Bett gelandet war. Sie waren beide betrunken gewesen. Sie erinnerte sich, dass der Film sie sentimental gestimmt hatte und beide sich sicher waren, niemand wie Babette würde für sie jemals ein Festmahl zubereiten. Sie erinnerte sich auch, dass sie Whisky im Wohnzimmer getrunken hatten, als alle anderenweg waren und die Asche auf dem Kaminrost bereits erkaltet. Sie erinnerte sich an die animalische Gegenwart von Buffys Ex im Zimmer über ihnen, einer Frau, mit der er tausendmal geschlafen haben musste. Herrgott, das hatte sie doch wohl nicht laut ausgesprochen, oder? Was hatte sie Buffy sonst noch erzählt? Dass sie höllisch einsam war?
Sie wurde geweckt, als der Hund aufs Bett sprang. Buffy lag neben ihr und schnarchte ins Kissen, einen
Weitere Kostenlose Bücher