Club der gebrochenen Herzen
hat sie nicht irgendwo eine Panne«, sagte Rosemary und hielt ihr Glas hin. »Sie hätte das Ende des Kurses abwarten sollen, dann hätte sie gewusst, was zu tun ist.«
»Wenn sie eine Panne hat, würde sie anrufen«, sagte Buffy.
»Darauf würde ich nicht wetten«, sagte Rosemary. »Sie hat Orange und nur sporadischen Empfang. Selbst an der Umgehungsstraße bricht das Netz ständig ab.« Sie trank hastig ihren Wein. »Gestern hat man mich da zum ersten Mal in dreißig Jahren angemacht. Schade nur, der Kerl hat sich als geistig unterbelichtet herausgestellt.«
Buffy mochte Rosemary mit ihren provinziellen Zweiteilern und dem herzhaften Lachen. Außerdem erwärmte er sich immer für Mittrinker; die meisten Damen waren enttäuschend etepete in dieser Hinsicht, legten die Hand übers Glas und verdrehten die Augen himmelwärts wie die Heilige Jungfrau auf einem Gemälde in einer dämmerigen italienischen Kirche. Heute jedoch schien ihm Rosemary von der Rolle zu sein. Sie hatte die Zähne zusammengebissen angesichts ihres Unglücks, aber jetzt brach die Bitterkeit aus ihr heraus. Er hatte gehört, wie sie während der Cocktails mit einer anderen Kursteilnehmerin reiferen Alters, die ebenfalls einer jüngeren Ausgabe wegen verlassen worden war, Erfahrungen ausgetauscht hatte.
»Man stelle sich vor, er geht mit einer ins Bett, die noch nie etwas von Cliff Michelmore gehört hat«, hatte Rosemary geschnaubt. »Das muss ganz furchtbar einsam sein.«
»Oder was von Cliff Richard«, sagte die andere Frau. » Seine kleine Tussi ist ja kaum aus den Windeln.«
»Douggies Trulla möchte Kinder«, sagte Rosemary. »Ich kann mir ausmalen, wie er im Sainsbury-Supermarkt ein krähendes Balg im Kinderwagen herumschiebt, sein kaputtes Bein bejammert und das Cricketspiel verpasst. Von oben bis unten vollgesabbert, versteht sich. Ein hoher Preis, den er da für so ein Techtelmechtel zahlen muss, wenn Sie meine Meinung hören wollen.«
Und jetzt war Rosemary in Trübsinn verfallen. Zusammengesackt saß sie auf dem Stuhl und formte Brotkügelchen. Buffy, der sich neben sie gesetzt hatte, suchte nach etwas Ermutigendem, was er sagen konnte. Was für ein Jammer, dass ein prima Kerl wie sie so elend dran war. Obwohl ihm Ehebruch nicht fremd war, spürte er eine Welle der Empörung über den abtrünnigen Douggie. Wie konnte der Mann nur so dem Klischee entsprechen?
Ein schwaches Krachen war aus der Küche zu hören. Schweigen hatte sich im Speisezimmer ausgebreitet. Die Artischocken waren längst entblättert oder beiseitegestellt; man wartete auf den Hauptgang.
Einen Augenblick später erschien Voda mit schweißglänzendem Gesicht. Sie ging schnell zu Buffy und duckte sich an sein Ohr.
»Kleines Unglück«, flüsterte sie. »Tun Sie was! Unterhalten Sie die Leute für zwanzig Minuten!«
Sie verschwand wieder in der Küche. Obwohl Buffy einen Moment lang verdutzt da saß, fing er sich sofort. Schließlich war er Profi. Er merkte, dass die alten Instinkte rumpelnd zu Leben erwachten, wie nach dem Sommer ein Heizkessel im Keller. Er beugte sich vor zu der ihm gegenübersitzenden Nina, der Witwe aus Whitstable.
»Sie würden also gern ein Gedicht hören?«
Ninas Gesicht strahlte. »Oh ja, bitte! Wir wollen Sie unbedingt vortragen hören. Sie sind doch richtig berühmt. Was war das für eine Überraschung, hier anzukommen und Sie anzutreffen.«
»Ich habe mich nicht getraut, es zu sagen«, gestand eine andere Frau, »aber ich fand Ihren Sergeant Whatsit in Am Endeder Reise wundervoll. Ich habe es in Beccles gesehen.« Sie stand auf und tippte an ihr Glas. »Pst, alle, bitte! Unser Gastgeber liest uns Gedichte vor!«
»Haben Sie gewusst, dass er Hammy der Hamster war?«, fragte jemand.
»Ich ziehe Die Feenkönigin vor«, sagte Nina und schaute Buffy hingebungsvoll an.
»Tut mir leid, ich kann mich an kein Wort erinnern«, sagte Buffy. »Aber es dauert sowieso noch etwas.«
Er kam mühsam auf die Beine. Am Nebentisch saßen die jüngeren Gäste, die sich inzwischen abgeseilt hatten. Die hinreißende Bella hatte sich das Haar hochgesteckt und trug ein winziges Trägertop. Sie flüsterte etwas in Des' Ohr und unterdrückte ein Kichern. Buffy starrte sie an; wusste sie denn nicht, dass Des vergeben war? Des reagierte nicht. Er schaute träumend in Richtung Küche. Sehnte er sich nach India oder nach seinem Hauptgericht?
»Ich möchte dieses Gedicht meiner Stieftochter India widmen«, dröhnte Buffy, »die gerade in diesem Augenblick
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