Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
Vom Netzwerk:
Ihrem Perlhuhn den letzten Schliff verleiht wie auch dem Auberginen-Auflauf für die Gemüsefreunde.«
    Er verschnaufte. Und plötzlich hatte er einen Aussetzer.
    Ein Augenblick verstrich. Die Gesichter wandten sich ihm gespannt zu. Buffy brach in Schweiß aus. Sein Gehirn hatte sich buchstäblich geleert; die Wörter waren den Abfluss hinunter entwischt, er konnte das Zischen und Gurgeln hören. Der Albtraum eines jeden Schauspielers, und es musste gerade jetzt passieren, wo kein anderer Mime ihm aus der Patsche helfen konnte. Er hatte in der Vergangenheit natürlich ein paar Mal Hänger gehabt; das passierte jedem. Aber es gab immer dieSouffleuse oder einen von den Mitwirkenden, um einem auf die Sprünge zu helfen. Einmal in Wer hat Angst vor Virginia Woolf? hatte er drei Seiten Dialog ausgelassen und sich und seine Bühnen-Frau aufgeschreckt, aber das Publikum schien es nicht zu bemerken. Schließlich spielten sie beide Betrunkene, und da wirkte so ein Spung ganz normal. Er erinnerte sich vage an ein inspiriertes Extempore über Gürteltiere, woraufhin sie zurück auf die richtige Seite schlingerten. Albee wäre stolz auf ihn gewesen.
    Einige Minuten vergingen. Buffy räusperte sich. Rosemary lächelte ihm aufmunternd zu. Der einzige Reim, der ihm in den Kopf schoss, war:
 
    Sellerie roh,
    macht den Kiefer so froh,
    Sellerie gedampft,
    wird leis nur gemampft .
     
    Plötzlich klingelte es an der Tür. Der Hund kläffte und lief in den Flur.
    Die Klingel war die Rettung! Es musste Amy sein, die verspätet zum Abendessen erschien. Mit einem Seufzer der Erleichterung eilte Buffy hinaus und öffnete die Haustür.
    Ein zerzauster Mann mittleren Alters stand wild dreinblickend unter der Straßenlaterne. »Ich will hier ja nicht stören«, sagte er, »aber ist Mrs Rosemary Turnbull da?«
    Buffy führte ihn ins Speisezimmer. Die Gäste schauten den Neuankömmling verwundert an. Ein später Zugang zum Kurs?
    Rosemary rappelte sich hoch. »Douggie!«
    Nolan
    Nolan lief den Gang entlang und sah das Blinklicht durchs Fenster. Er riss die Tür auf. Zwei Rettungssanitäter standen vor ihm.
    »Heiliger Strohsack!«, sagte einer.
    »Sie ist im Wohnzimmer«, sagte Nolan. »Wir haben sie nicht bewegt.«
    Sie starrten ihn an. »Ich glaube, Sie sollten sich hinsetzen, Sir.«
    Nolan schaute sich im Spiegel an. Er hatte das baumelnde Auge abgerissen, doch es war nicht zu leugnen, er sah schrecklich aus. Zwar hatte er sich das klebrige Zeug vom Gesicht gewischt, aber noch immer war seine Backe blutverschmiert und seine Augenhöhle wachsverkrustet. »Ich nicht. Mir geht's gut.«
    Die Sanitäter tauschten rasche Blicke, während ihre Funkgeräte knarzende Geräusche von sich gaben. Sie arbeiteten in vorderster Front, sie hatten mit Verrückten zu tun. Auch mit Mördern. Mit Szenen häuslichen Gemetzels, die überstiegen Nolans Vorstellungskraft, und beide waren kaum über zwanzig. Er versuchte zu lächeln, aber seine Haut war zu angespannt.
    »Es geht um meine Mum«, sagte er. »Ich glaube, sie hatte einen Herzinfarkt.«
    Er führte sie ins Wohnzimmer, Amy saß auf dem Boden und hielt die Hand seiner Mutter. Shirley lag da, wo sie hingefallen war, den Kopf gegen einen Puff gelehnt.
    Die Sanitäter knieten sich neben sie und machten sich an die Arbeit. Nolan schaute auf den gestrandeten Körper seiner Mutter. Sie hatte sich für die Schwester herausgeputzt; ihr getigertes und paillettenbesetztes Top hatte etwas Mitleiderregendes, und jetzt, da es hochgezogen wurde, kam ihr massiver, schmuddeliger BH zum Vorschein. Er wandte die Augen ab von den Fleischbergen.
    Die Sanitäter sprachen mit Shirley, fragten nach ihrem Namen, fragten sie über die Symptome aus. Shirley antwortete im Flüsterton, ihr Brustkorb hob und senkte sich. Nolan begegnete Amys Blick über den Körper hinweg. Amy sah angeschlagen aus, ihr Gesicht bleich vom grellen Deckenlicht. In dieser plötzlichen Vertrautheit mit ihr hatte er das Gefühl, sie wären zwei ungezogene Kinder, die von der Polizei erwischt worden waren. Ein Gefühl der Komplizenschaft zwischen ihnen blitzte auf und verschwand wieder.
    Im Fernsehen lief gleich House Swap . Sollte er es aufzeichnen? Es war eine der Lieblingssendungen seiner Mutter. Wollte Amy nichts wie weg? Warum hatte er das Wohnzimmer nicht aufgeräumt? Es war ein Saustall.
    Wie konnte er nur so denken? Seine Mutter lag da, nach Luft schnappend, vielleicht im Sterben, und ihm schoss lauter dummes Zeug durch den Kopf, er kam nicht mehr

Weitere Kostenlose Bücher