Club der gebrochenen Herzen
den Rollstuhl gezwängt. Er quietschte unter ihrem Gewicht. Sie wandte sich an Amy. »Haben Sie damals irgendwelche Filmstars kennengelernt?«
Nolan schaute sie überrascht an. Hatte sie gar keinen Herzinfarkt?
Buffy
Douggie, der desertierte Ehemann, hatte sich zum Abendessen hinzugesellt. Der Hauptgang war noch immer nicht serviert. Er saß neben seiner Frau und zupfte eifrig an der Artischocke der abwesenden Amy.
»Da ist so wenig dran, nicht?«, sagte er und pulte sich eine Faser aus dem Zahn. »Die ganze Arbeit, und danach ist man hungriger als vorher.«
»Sie hat dich wohl hungern lassen?«, sagte Rosemary.
Douggie zuckte zusammen. Sein Blick überflog die Tischrunde. Wie viel wussten die anderen? Nach der forcierten Fröhlichkeit der Unterhaltung zu urteilen eine Menge.
»Was für ein charmantes Haus«, plauderte er vor sich hin. »Und eine charmante Stadt. Was ich davon sehen konnte. Im Dunkeln.«
Rosemary war still. Die Verlegenheit zwischen ihnen machte das Schweigen noch unangenehmer. Eine Lachsalve ertönte vom Nachbartisch, wo die jungen Leute nichts von der Situation ahnten. Für sie wäre der Gedanke an Leidenschaft im mittleren Alter abstoßend, wenn sie überhaupt je daran dachten.
Nina räusperte sich. »Rosemary hat gesagt, Sie waren beim Militär«, sagte sie. »Sie beide sind wohl an faszinierenden Orten gewesen.«
Rosemarys Schultern zuckten nervös.
»Oh ja, wir haben in der Tat die Welt gesehen«, sagte Douggie. »Nicht wahr, Liebling?«
Er lächelte Rosemary an. Sie warf ihm einen Blick über ihr Weinglas zu und leerte es in einem Zug. Douggie fuhr mit der Hand über sein spärliches graues Haar. Sein Hemd und sein Sportsakko waren zerknittert. Kaum zu glauben, dass er einst beim Militär gewesen war.
»Und genießen Sie den Kurs?«, fragte er die Gäste.
Sie nickten nachdrücklich, die Blicke wanderten von ihm zu seiner Frau.
»Unser Lehrer könnte aus einem Caravaggio-Gemälde stammen«, sagte Nina.
»Um ehrlich zu sein, einige von uns fertigen stattdessen Ohrringe an«, sagte eine andere Frau. Sie drehte den Kopf neckisch zur Seite. »Finden Sie die nicht hübsch?«
»Äh, sehr hübsch«, sagte Douggie.
Buffy war zu ihnen an den Tisch gekommen. Eigentlich sollte er herausfinden, was sich in der Küche abspielte, in der es unheilvoll still war, aber ein Gefühl männlicher Solidarität hatte ihn zu dem abtrünnigen Ehemann gezogen. Außerdem war er neugierig. Warum war Douggie aufgetaucht? Um es wiedergutzumachen? Um seiner Frau zu sagen, dass er die Scheidung wollte? Rosemary sah sich die Zimmerdecke an. Ihr Gesicht verriet nichts. Man ahnte unausgesprochene Worte – Worte der Schuldzuweisung und Wut –, die darauf warteten, dass sie und ihr Mann alleine waren, um zuzuschlagen.
Hatte der Bursche vor, über Nacht zu bleiben? Nach Aldershot oder wo immer er abgeblieben war, konnte er nicht zurückfahren. Amy teilte sich das Zimmer mit Rosemary und würde sicher bald zurück sein, dort konnte man Douggie also nicht ins Bett stecken, selbst wenn seine Frau willens wäre – was ohnehin, nach ihrem Gesichtsausdruck zu schließen, unwahrscheinlich war. Die anderen hatten ihre Besorgnis über Amys Verschwinden ausgedrückt, Buffy allerdings war nicht übermäßig beunruhigt. Er hatte eine lange Erfahrung mit Filmcrews und ihren sexuellen Gewohnheiten. Amy hatte wahrscheinlich einen Typ im Pub aufgegabelt und würde erst im Morgengrauen zurück sein.
India erschien und flüsterte Buffy ins Ohr: »Wir können jetzt loslegen. Tut mir leid wegen der Verspätung.«
Buffy folgte ihr in die Küche. Auf dem Boden war ein feuchter Fleck.
»Uns ist der Auberginenauflauf runtergeknallt«, sagte Voda. »Selbst der Hund wollte das nicht auflecken.«
»War ja auch die vegetarische Wahl«, sagte India.
»Jedenfalls haben wir das meiste davon zusammengekratzt und noch mehr Käsesauce oben draufgetan und es wieder angebräunt, niemand wird etwas bemerken.«
Rosemary
Es war schon fast elf, und noch immer hatten Douggie und Rosemary keine Minute für sich allein gehabt. Nach dem Abendessen hatte Douggie mit leiser Stimme vorgeschlagen, sie sollten auf einen Sprung in den Pub gehen, aber Rosemary wollte lieber den Film sehen. Und so hatten sie Seite an Seite auf Plastikstühlen gesessen und sich in der Bar Und täglich grüßt das Murmeltier angeschaut. Sie hatten den Film bereits zweimal gesehen, einmal im Kino und einmal mit ihren Kindern auf Video. Passenderweise war es das dritte
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