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Club der gebrochenen Herzen

Club der gebrochenen Herzen

Titel: Club der gebrochenen Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Moggach
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unangekettet stehen! Man ließ Gemüse vor der Tür liegen mit dem Schild: Bitte bedienen Sie sich . Die Bürgersteige waren statt von Erbrochenem mit den Hüpfkästchen von Himmel-und-Hölle übersät. Himmel-und-Hölle.
    India hatte auch bislang nicht das geringste Interesse am Kochen gezeigt. Ihre übliche Mahlzeit war, wie er sich zu erinnern glaubte, das vegetarische Kichererbsenmus, das sie mit dem Finger aus dem Becher holte. Jetzt war sie stellvertretende Küchenchefin, und zwar eine begeisterte, rührte und probierte Rezepte aus und kostete von Vodas ausgestrecktem Löffel die Soßen.
    Diese Kehrtwende gefiel ihm natürlich sehr, auch ihre Aufgekratztheit, vor allem weil seine Söhne ihm erzählt hatten, wie niedergeschlagen sie noch vor kurzem gewesen war. Sie kümmerte sich mehr um ihr Äußeres. Für den Abend hatte sie das Haar gebürstet und mit zwei Schmetterlingen aus Plastik hochgesteckt. Sie trug ein geblümtes Omakleidchen, das sie bei Jill's Things in der High Street gekauft hatte, in deutlichem Kontrast zu ihrem sonstigen Schlabberzeug und den Leggings. Aber erst jetzt wurde Buffy der Grund für diesen Wandel klar. Nicht das Kochen hatte ihren Wangen Farbe verliehen, sondern Des.
    Des, der einzige Mann im Kurs. Des war wegen seiner Schüchternheit zum Objekt für Spekulationen geworden. Ein rotblonder Typ, Rugbyspieler; BMW -Bella hatte am ersten Abend versucht, ihn zum Plaudern zu bringen, doch ohne große Reaktion, sie konnte nur herausfinden, dass ein Kumpel, wegen Trunkenheit am Steuer ohne Führerschein, ihm das Auto gegeben hatte. Eine gescheiterte Beziehung schien nicht im Spiel zu sein, das hatte er mit ihr gemeinsam. Trotz dieser Übereinstimmung war Bella kaum weitergekommen mit Des, was Buffy, dessen Loyalität seiner Stieftochter galt, durchaus mit Befriedigung erfüllte.
    Denn jetzt erkannte er die verräterischen Zeichen. Als Vorspeise gab es Artischocken. Er beobachtete, wie India sich neben Des setzte, der verwirrt das Ding auf seinem Teller anstarrte, und ihm zeigte, wie man die Artischocke aß. India zog sogar ein Blatt heraus und knabberte daran. Leicht auf den Hüften schwankend, wippte sie zu ihm hin und lächelte ihn an. Des sagte etwas; und sie brach in Lachen aus, ein schrilles, flirtendes Lachen, das nicht gerade amüsiert klang, aber im Zweifel für den Angeklagten, denn sie hatte sichtlich etwas übrig für ihn.
    Buffy lächelte in sich hinein, während er den Wein entkorkte. Als er sich seinen Plan ausgedacht hatte, hatte er die Vision von kampferprobten Veteranen, wie er selbst einer war, Opfer des Krieges zwischen den Geschlechtern, die nun ihr Lager in seinem Etablissement aufschlugen und sich gegenseitig Trost spendeten. Er selbst hatte sich vom Schlachtfeld zurückgezogen, ein grauhaariger Soldat, der schwer an den Orden trug, die er für seinen Militärdienst in gefährlichem Feindesland erhalten hatte, der aber bereit war, mit Rat und Tat zur Seite zu stehen.India hatte bis dahin in diesem Szenario keine Rolle gespielt, andererseits läuft nichts, wie er schon bemerkt hatte, nach Plan.
    Er ging von Tisch zu Tisch und goss Wein ein. Wie strahlend India aussah, als sie da mit den Wasserkannen hantierte! Ihr Liebesleben war, nach allem, was er gehört hatte, ziemlich unbefriedigend gewesen, mit einem hohen Prozentsatz an Vollidioten aus dem Hoxton-Bezirk. Buffy schaute auf Des, der an seiner Artischocke verzweifelt war. Der Bursche würde die White-Cube-Galerie für Gegenwartskunst nicht erkennen, selbst wenn er frontal mit ihr zusammenstieße. Er war Sportler, stark und solide. Etwas Beruhigendes ging von seinen sommersprossigen Vorderarm-Blöcken aus, die mit hellblondem Fell überzogen waren. Sie würden India umfassen und ihr Sicherheit geben. Buffys Fantasie trieb Blüten. Die beiden würden heiraten und sich ein Cottage in Shropshire kaufen – sinnlos für India, sich herumzutreiben, schließlich war sie zweiunddreißig. Des würde ihr drei flachsblonde Söhne schenken, die mit dem Löffel auf den Küchentisch schlugen und mit piepsender Sopranstimme ihren Haferbrei verlangten.
    »Hat jemand Amy gesehen?«, fragte Rosemary.
    Buffy wurde aus seiner Träumerei gerissen. Amy war kurz am Nachmittag gesichtet worden, war dann aber wieder verschwunden. Sie hatte nicht ausgecheckt oder ihr Gepäck mitgenommen. Hier im Speisezimmer hatte ihr leerer Platz neben Rosemary – wie der des ermordeten Banquo in Macbeth  – etwas Unheilvolles an sich.
    »Hoffentlich

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