Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
Lukas Augen, aus denen Unverständnis sprach. Sie wusste, dass es ihm wieder einmal nicht gelang, in ihr Innerstes vorzudringen – so wie es schon einige Male der Fall gewesen war. Daher sah sie sich zu einer Erklärung genötigt.
„Ich werde es tun.“
„Was? Holly zum Vampir machen?“
Paula sank auf die Knie. Sie hatte keine Zeit mehr für lange Ausführungen. Ihr blieben maximal ein paar Sekunden. Sie griff nach Hollys Handgelenk und führte es an den Mund. Die Fangzähne schossen aus dem Ober- und Unterkiefer. Sie zögerte keinen Augenblick, bohrte die nadelspitzen Fänge in die Pulsader. Paula sog den Mund voll Blut, behielt es im Mund und führte vorsichtig die Zungenspitze über die Wunde, um sie mit ihrem Speichel zu schließen.
Ihr Haar fiel wie ein Vorhang rechts und links neben Hollys Gesicht. Paula presste ihren Mund auf die kalten Lippen. Sie bebten.
Sie fuhr mit ihrer Zunge dazwischen und ließ das warme Blut aus ihrer Mundhöhle in Hollys Kehle fließen. Mit den Händen auf Hollys Brustkorb verhinderte sie deren Aufbäumen. Holly verschluckte sich, aber das Blut quoll ihr nicht über die Lippen. Als sie alles hinuntergeschluckt hatte, erhob Paula ihren Oberkörper. Sie ergriff die Finger der Ärztin und streichelte mit den Daumen über die Handrücken. Paula hatte keine Ahnung, ob sie alles richtig gemacht hatte. Sie wartete mehrere Atemzüge. So lange, bis das Pochen in Hollys Fingern aufhörte.
Dann biss Paula sich ins Handgelenk, sog den Mund erneut voll Blut und brachte es auf demselben Weg wie zuvor in Hollys Kehle.
Erst rührte sich nichts. Panik stieg in Paula auf. War alles vergebens?
Dann spürte sie das leichte Zucken. Noch verbot sie sich, eine Gefühlsregung zuzulassen, sei es Trauer oder Freude. Sie wusste nicht, ob es geglückt war. Falls nicht … nein. Nicht darüber nachdenken.
Sie erhob sich und trat einen Schritt zurück. Daniel kauerte wie paralysiert am Boden.
„Daniel.“
Er reagierte nicht. Paula warf Luka einen Blick zu und er verstand. Gemeinsam fassten sie Daniel bei den Schultern und zogen ihn neben Holly. Paula legte Hollys Hand in seine.
Und dann musste er das Zucken spüren.
Seine Augen weiteten sich, während nur noch das Leuchten der Seelen die Lichtung erhellte und sich das Glitzern sich in seinen Pupillen spiegelte.
Tag 14
E
mily kam zu sich. Drei Augenpaare sahen besorgt auf sie herab. Mühsam versuchte sie, ihre Umgebung zu erkennen und nur verschwommen schälten sich die Umrisse einer großen Bücherwand im Hintergrund des Zimmers ab, in dem sie auf einer breiten Couch lag. Sie musste sich in der Bibliothek von Angels Manor befinden.
Sofort brannten Tränen in ihren Augen. Ausgerechnet hier. Hier hatte all ihr Unglück begonnen und seinen Lauf genommen. Erst das verhängnisvolle Gespräch, das sie überhaupt auf den Gedanken hatte kommen lassen, Cangoon aus seinem Gefängnis zu befreien, indem sie darüber informiert war, wie man seine elektronischen Fesseln lösen konnte. Viel schlimmer aber wog die Erinnerung, wie sie Daniel hier begegnet war, sich ihm hingegeben hatte und letztlich schmerzvoll hatte feststellen müssen, dass Cangoon sie auf grausamste Art missbraucht hatte.
Und dann die Beschwörung der Göttinnen. Emily erinnerte sich an jedes einzelne Wort, an ihr Versprechen, ihre Aufgabe. Hatte sie es geschafft?
Ihre Lider fühlten sich bleischwer an, ihre Lippen klebten aneinander. Sie versuchte, Worte zu formen. Jemand benetzte ihren Mund mit Wasser, presste ihr mit sanftem Druck einen Becher an die Lippen. Sie trank einen Schluck und setzte erneut zum Sprechen an. Allein ihre Lippen bewegten sich, doch sie brachte keinen Ton hinaus.
Dennoch verstanden die Anwesenden sie. „Rebecca. Lorenzo. Maisie.“
„Emily.“ Rebecca strich ihr über den Kopf.
Sie schloss die Augen, es war zu anstrengend, sie geöffnet zu halten. „Paula“, flüsterte sie. „Alles … gut …“
„Ja, Emily. Du hast es geschafft. Alles ist gut.“
Schmetterlingsflügel streiften ihre Hand, ihren nackten Arm. Als sie mühselig die Augen öffnete, waren die bekannten Gesichter in den Hintergrund getreten. Stattdessen blickte sie in die kristallklaren Augen der Schicksalsgöttinnen.
Klotho, Lachesis und Atropos. Ja, sie erinnerte sich genau. Der Pakt, den sie ausgehandelt hatte. Ihr Leben gegen das von Daniel und Holly. Dafür, dass deren Seelen in Liebe zueinanderfanden. Sich vereinten, wie vor Wochen Paulas und Lukas Seelen. Es war einer der von
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