Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)
der Lage war, einen Menschen zu tragen, ohne ihm Schaden zuzufügen. Dann sah er plötzlich das Bild vor sich.
Ihm war keineswegs nach Lachen zumute. Das Grinsen, mit dem sich seine Lippen ungewollt verzogen, musste eher eine schmerzverzerrte Grimasse sein, als Daniel den Gorilla auf dem Rücken liegend erblickte. Seb und Vince betteten Holly auf seine breite Brust. Die Beine des Affen klammerten sich rechts und links an die Motorradsitze, die Arme an die Hosen der Fahrer. Wie eine Trage hing das schwarze Ungetüm zwischen den schweren Maschinen. So also hatten sie Holly transportiert.
Verdammt, wo seid ihr hingefahren?
Daniel wusste nicht, woher er die plötzliche Überzeugung nahm. Noch bevor er den Gedanken zu Ende gebracht hatte, schwang er sich in seiner Vogelgestalt in die Luft und nahm Kurs auf den Heiligen Ort. Er machte sich so flach es ging, bot dem Wind kaum Widerstand und beschleunigte seinen Flug auf das doppelte der normalen Geschwindigkeit eines Steinadlers. Er verlangte seinem Körper das Maximum ab, geriet weit über seine Grenzen hinaus. Daher überschlug er sich bei der Landung mehrfach auf der Lichtung. Fast noch, bevor seine Transformation zurück in Menschengestalt vollständig abgeschossen war, schnellte er auf die Füße und rannte auf die kleine Gruppe zu.
Die Gestaltwandler wichen zur Seite und gaben ihm Platz, neben Holly auf einen Moosteppich zu sinken.
Ihr Gesicht leuchtete blass, nahezu schneeweiß. Die schwarzen Haare teilten sich in wirre Strähnen, einige steinhart vom getrockneten Blut. Ihre Lippen zeichneten sich in ihrem Gesicht ab wie mit unnatürlicher blauer Farbe nachgezeichnet. Daniel fasste nach ihrer schlaffen Hand, beugte sich über ihren Oberkörper, horchte auf ihren unregelmäßigen Herzschlag, auf ihr flaches Atmen. Er war unfähig, zu schreien, unfähig, zu weinen.
Die Qual brannte in seinen Augen. Er hob den Blick zu Vince.
„Ihr könnt nichts für sie tun?“ Daniel kannte die Antwort und sie schüttelte seinen Körper vor Entsetzen.
Vince legte ihm die Hand auf die Schulter. „Nein, Daniel.“ Er drückte fester. „Sie hat eine Gehirnblutung und weitere schwere innere Verletzungen. Es tut mir leid. Unsere Kräfte reichen nicht aus.“
Daniel brach zusammen. „Holly“, flüsterte er rau. „Holly, ich liebe dich.“
Minute um Minute saß er neben ihr, streichelte sie, und sah hilflos mit an, wie das Leben aus ihr wich. Ihr Herz war so stark, immer wieder pochte es mit sich aufbäumender Energie in ihrem Brustkorb, weckte Hoffnung, die ein mutloser Blick von Vince, Seb oder Jonathan sogleich zunichtemachte. Der Herzschlag setzte zum ersten Mal für Sekunden aus.
Daniel brüllte seinen Schmerz hinaus. Hollys Herz hüpfte. Das Hämmern setzte wieder ein, schwach und unregelmäßig.
„Du musst sie zu einer Vampirin machen.“
Daniel ignorierte Vince’ leise Bemerkung.
„Oder du verlierst sie.“
Als ob er das nicht wüsste. Ich kann nicht. Ich kann nicht. Alles in ihm schrie und tobte.
Ich kann es nicht
. Sie lebt in einer Welt der Wissenschaft, allem Beweisbaren – da blieb kein Raum für Paranormales. Sie würde ihn hassen.
„Tötet mich“, forderte Daniel, seinen Blick fest auf die Gestaltwandler gerichtet. „Der Fluch hat gesiegt, ich bin verwundbar. Sobald Holly den letzten Atemzug getan hat … “, seine Stimme wurde zu einem innigen Flehen: „Tötet mich! Erweist mir das als letzte Ehre.“
Tageslicht brach in die Höhle. Und dann befand Paula sich plötzlich im Freien. Sie kauerte auf den Knienneben einem Grabstein. Lukas Arme schlossen sich um ihren Oberkörper. Ungläubig nahm sie wahr, dass die Sonne bereits wieder unterging. Es mussten Stunden vergangen sein. Warum erinnerte sie sich nicht?
„Alles okay mit dir, Engel?“
„Ich glaube ja. Was ist passiert? War das eine Illusion?“
„Nein. Ein Gestaltwandler. Er hat sich in einen Elefanten verwandelt und die Höhle zum Einsturz gebracht, um zu entkommen.“
„Wo ist er?“
„Keine Ahnung. Vielleicht als Wurm im Erdreich verschwunden.“
„Und Cangoon?“
„Geflohen.“
„Mist.“
Luka drückte ihre Hand. „Du hattest ein Blackout.“
„Im Ernst?“
„Ja. Als die Höhle zusammenstürzte, stand ich mehrere Meter von dir entfernt. Du bist unter dem Erdreich begraben worden, während ich mich ziemlich leicht befreien und aus dem Loch kriechen konnte. Ich habe Stunden gebraucht, dich zu finden, weil ich deine Gedanken nicht lesen konnte.“
„Ich erinnere
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