Club der Verdammten 2 - Liebesseele (German Edition)

Daniel sie verstand. Sie spürte sein Forschen in ihrer Gefühlswelt nach der Frage, ob seine Freunde ihn verachteten, das bange Flehen um den Funken Zustimmung, dass sie bereit wäre, ihm seinen Wunsch zu erfüllen. Sie strich mit den Daumen über seine Brauen. Der Regen sammelte sich in seinen Wimpern, tropfte auf die Wangenknochen.
    Die Engel weinen … aber sie sind mit dir einer Meinung
.
    Diesmal sprach Adriels Zwilling Jonas zu ihr. Paulas Fingerspitzen berührten Daniels Lider. Nur ein leises Zucken, dann sank er wie vom Blitzschlag getroffen in sich zusammen. Paula strich ihm eine Haarsträhne aus der Stirn und wandte sich Holly zu.

     
    Holly versuchte, sich mit der Hand über die Augen zu wischen, weil sie glaubte, einem Trugbild erlegen zu sein. Aber da war keine Hand. Sie blickte nach unten, um ihren Körper zu betrachten, doch da war kein Körper. Sie widmete ihre Aufmerksamkeit dem Geschehen einige Meter unter sich und kam sich vor wie ein Affe, der auf einem Baum hockt. Teils verborgen durch dichtes Blattwerk erfasste sie mehrere Personen.
    Vier Männer, die hinter einer knienden Gestalt standen.
    Daniel!
    Enttäuschung tobte durch ihre Seele. Das war nicht Daniel. Und auch keiner der Männer, die dort standen. Warum glitzerte und funkelte es so um die hockende Gestalt herum? Dann lenkte blaues und violettes Licht sie ab, sog ihre Aufmerksamkeit geradezu in den Nachthimmel. Hatte sie bereits geglaubt, am Boden unter ihr sprühten unendlich viele flimmernde Pünktchen, blieb ihr förmlich der Mund offen stehen, als sie das Schauspiel vor den Weiten des Universums erfasste.
    Was ging hier vor sich?
    Eine Macht, stärker als die Erdanziehungskraft, ließ sie abrupt wieder nach unten schauen, den Blick wie ein Scanner über die Lichtung gleiten. Sie erfasste die Körper, die nebeneinanderlagen, gebettet auf ein Moosbett, die Hände vor dem Bauch verschränkt.
    Gott, das war sie selbst. Das war ihr Körper. Und daneben … lag er. Daniel! Ein Stück ihrer selbst. Heiliger Bimbam!
    Das Glitzerwesen neigte seinen Kopf wie zum Kuss über ihr Gesicht.
    Holly schwanden die Sinne. Sie rauschten davon. Holly ließ den Mond hinter sich, die Sonne. Raum und Zeit verblassten, sie wurde eins mit den Sternen.

     
    Paulas Lippen berührten Hollys Stirn. Dieser Moment war heilig. Paula spürte, dass sie eine Schwester gewonnen hatte. Ein neuer Halbengel war geboren. Fast nie hatte eine Berührung süßer geschmeckt, allein ihre Liebe zu Luka übertrumpfte das Gefühl, Gutes getan zu haben. Paula machte Anstalten, sich zu erheben und schon streckten sich ihr vier Paar Hände entgegen. Sie ließ sich von Luka und den Gestaltwandlern gleichzeitig in den Stand ziehen. Das Glitzern um ihre Gestalt hatte nachgelassen, dafür erstrahlte in diesem Moment der Himmel in einer unglaublichen Pracht. Abermilliarden winzige Lichtpunkte explodierten, sprühten Funken, formten Gebilde, die sich beim nächsten Atemzug in Nichts auflösten und neuen Formationen Platz gaben.Der Regen verebbte so rasch, wie er hereingebrochen war, der Sturm hauchte seinen letzten Atem aus.
    Ein leises Knacken im Gebüsch verriet die Neuankömmlinge und Paula trat einen Schritt zurück, öffnete den Kreis, mit dem sie und ihre Freunde sich mit verschlungenen Händen um die Leiber von Daniel und Holly zusammengefunden hatten, um Rebecca, Lorenzo und Maisie aufzunehmen.
    Paula drang in die Geister aller Anwesenden gleichzeitig ein, umwickelte sie mit einem gemeinsamen Band, das ihr Bündnis für jetzt und alle Zeit besiegeln sollte. Sie lenkte die Aufmerksamkeit aller in die Weite des Universums.
    „Es sind Adriel und Jonas, die uns geholfen haben. Mit einer Armada von unzähligen Schutzengeln haben sie sich den Materieteilchen des Sonnensturms in den Weg gestellt. Selbst die Götter und Göttinnen waren behilflich.“ Sie ließ die Worte einen Moment sacken, spürte aber die Fragen, die ihren Freunden auf den Seelen brannten. „Das Universum ist der Meinung, dass die Lebewesen auf der Erde eine zweite Chance verdient haben.“
    Das Funkeln am Firmament verebbte langsam. Schweigend hielten sie sich an den Händen, bis das letzte Glühen erlosch.
    „Was ist mit Daniel und Holly, Engel?“ Luka betrachtete das noch immer reglos daliegende Paar.
    Paula spürte seine Betrübnis, die Befürchtung, Daniel und Holly könnten es nicht schaffen. Sie wusste, es fehlte Luka derzeit an der Fähigkeit, in ihre Gedankenwelten zu schlüpfen – zu weit waren die beiden