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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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interessierten die sich für Devi? Möglicherweise kannten Leute im Auswärtigen Amt sie noch aus der Zeit, als sie als Journalistin unterwegs war. Und dann begriff ich plötzlich, dass Devis Tod für die Medien ein gefundenes Fressen sein würde. „Ehemalige Olympiasiegerin tot in Sterbeklinik aufgefunden!“ Wo war Rana? Ich musste sie sofort finden! Sie war weder im Speisesaal, noch im Fitnesscenter. Dort war nur Michael, der unschlüssig zwischen den verschiedenen Laufgeräten stand.
    „ Hast du Rana gesehen?“
    „ Ja, sie hat sich Frühstücks aufs Zimmer geholt vorhin. Sie wollte arbeiten, hat sie gesagt.“
    Ich ließ Michael stehen und rannte los.
    In ihrem Zimmer war sie auch nicht. Blieb nur noch der Strand. Zwei Liegen waren besetzt, und zwar von Brian und Irene. Rana war nicht zu sehen. Oder doch, im Wasser schwamm jemand, das könnte sie sein.
    Ungeduldig hüpfte ich von einem Bein aufs Andere. Es dauerte eine Weile, aber schließlich schwamm Rana wieder Richtung Strand. Ich winkte ihr zu, und als sie mich sah, winkte sie zurück.
    Zehn Minuten später stand sie triefend vor mir. Ich nahm ihren Arm und zog an ihr.
    „ Was ist denn los? Lass mich doch erst mal abtrocknen. Wo willst du denn hin?“
    Ich ließ ihren Arm los und schrie sie an: „Hast du über Devi geschrieben?“
    Rana öffnete ihren Mund, schloss ihn aber wieder und blickte nach unten, fand ihr Handtuch und begann langsam, sich abzureiben.
    „ Rana, ich habe dir von Devi erzählt, weil du eine Freundin von mir bist. Weil ich jemanden zum Reden brauchte. Wehe, du verwendest irgendetwas davon für deine schmierigen Geschichten!“
    „ Na hör mal, ich schreibe keine schmierigen Geschichten! Meine Reportagen und Artikel sind alle gründlich recherchiert, und da ist nichts Reißerisches dran!“
    „ Ja, keine Frage, bestimmt sind all deine Reportagen so seriös und langweilig wie ein FAZ Artikel. Aber wehe, du verwendest irgendetwas von dem, was ich dir über Devi erzählt habe. Bitte versprich mir, dass du das nicht tust!“
    Rana druckste herum. „Ich habe aber schon was geschrieben!“
    „ Nein“, stöhnte ich auf. „Hast du es abgeschickt? Kann man es noch aufhalten?“
    „ Ich habe es vorhin ge-emailt. Aber es ist noch nicht in den Druck gegangen.“
    „ Kannst du es noch stoppen?“
    „ Theoretisch. Aber mein Redakteur erwartet einen Artikel von mir, und ich muss ihm dann irgendetwas anderes bieten.“
    Oh Gott, ich sah, worauf das hinauslief. „Dann ruf jetzt sofort deinen Redakteur an und zieh den Artikel zurück.“
    „ Und worüber soll ich sonst schreiben?“
    „ Worüber du willst. Ganz egal.“
    Rana sah mich prüfend an.
    „ Wenn es unbedingt sein muss, dann schreib halt über mich!“
    Rana rang mit sich. Mindestens eine ganze Minute lang. „Ok!“
    Rana packte ihre Sachen und wühlte ihr Handy aus der Hosentasche. Sie drückte einen Schnellwahlknopf. Als das Gespräch angenommen wurde, begrüßte sie ihren Redakteur und erklärte ihm, dass der Artikel über Sonja Eisenblätter nicht erscheinen dürfte. Ich nahm ihr das Handy aus der Hand, um sicher zu gehen, dass sie wirklich mit ihrem Redakteur sprach.
    „ Wer sind Sie denn?“ fragte der Mensch am anderen Ende.
    „ Ich bin die Quelle, und ich habe alles erfunden, nichts davon stimmt. Sie können das nicht veröffentlichen. Haben Sie verstanden?“
    Rana riss mir das Handy wieder aus der Hand. „Das ist der, von dem ich dir erzählt habe, du weißt schon. Ja. Okay. Ich schick dir was anderes. Ja, auch eine gute Story. Gib mir drei Stunden. Na klar. Also, bis dann!“ Und zu mir: „Dann komm und lass uns arbeiten!“
     
     

Kapitel 28
    Rana war gut. Genau drei Stunden später war der Text fertig. Ich kam nicht besonders gut dabei weg.
    Noch eine Stunden bis zum Abflug, und Lukas M. (Name von der Redaktion geändert) blättert nervös in seinen Reisedokumenten. Er hat einen Flug nach Copa Caba gebucht – einen Hinflug, wohlgemerkt. Einen Rückflugschein braucht er nicht, denn er plant keine Wiederkehr. Lukas M. ist der erste Gast des kürzlich eröffneten Hotels The Lost Paradise, das sich auf Sterbehilfe spezialisiert hat.
    Natürlich gibt es auch innerhalb Europas die Möglichkeit, sich von Ärzten beim Sterben helfen zu lassen. Aber Lukas hat sich für die Karibik entschieden, weil er in dem luxuriösen Fünf-Sterne-Plus Hotel noch einmal richtig ins Leben eintauchen will, ehe er es für immer aufgibt. Und weil er hofft, dass hier nicht so genau

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