Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
sterben will.“
„ Ja, bestimmt hast du recht.“ Es war rührend, dass Rana, die sonst immer stur ihre Ideen verfolgte, mir zu Liebe gewillt war, das Thema nicht weiter zu verfolgen.
„ Na ja, du hast schon recht, dass es irgendwie komisch ist. Sie ist zum Sterben hergekommen. Was wollte sie dann von mir?“
„ Sie mochte dich. Das war ganz klar. Ich glaube sogar, sie war verliebt. Aber vielleicht hat es ihr nicht gereicht. Hat sie dir keinen Brief hinterlassen?“
„ Sie hatte einen Zettel am Bett, ein Gedanke. Ohne Anrede. Wenn es Selbstmord war, dann hätte sie mir doch bestimmt einen richtigen Brief geschrieben, meinst du nicht? Also, ich glaube nicht, dass es Selbstmord war. Es gibt ja auch eine Autopsie, das würden die dann schon feststellen.“
Rana widersprach nicht weiter und stand auf. „Willst du nicht etwas essen? Du musst doch hungrig sein.“
Ich schüttelte den Kopf.
„ Na dann, ich schau später nochmal rein, okay?“ Rana schloss die Tür hinter sich.
So wie vorher das Eis durch meine Blutbahnen geschossen war, durchfuhr mich plötzlich eine Gluthitze. Hatte ich das nicht auch gesagt gestern Abend? Ich hatte Devi versprochen, nochmal nach ihr zu sehen! Und ich hatte es nicht getan!
Vielleicht wäre sie jetzt noch am Leben! Als sie meinen Anruf nicht entgegennahm, hätte ich zu ihr gehen müssen! Warum, warum, warum hatte ich das nicht getan? Oder war sie da schon tot?
Ich brauchte unbedingt eine Abkühlung. Ich zog mir meine Badehose an und lief hinaus ans Meer, sprang hinein und schwamm, schwamm weit hinaus. Bis ich jemanden pfeifen hörte. Immer wieder, immer dringlicher, so dass ich schließlich umkehrte und zurückschwamm. Gänzlich abgekühlt warf ich mich, nass wie ich war, auf mein Bett und zog die Decke über mich.
Später am Abend klopfte es an die Tür. Rana klopfte. Henry klopfte. Schließlich nahm ich das Bitte-nicht-Stören-Schild und hängte es an die Tür. Die Vorhänge an der Terrassentür zog ich zu und das Telefon stöpselte ich aus.
Trotzdem klopfte es wieder. Dieses Mal war es Dr. Rosenblatt. Er sagte, er würde jetzt die Tür öffnen. Und tat es dann auch.
„ Lieber Mattes. Es tut mir so leid. Was für ein Schmerz! Möchten Sie ein Beruhigungsmittel, etwas zum Schlafen? Möchten Sie reden?“
Ich stöhnte. „Warum?“
„ Warum? Wenn ich das wüsste! Es ist schrecklich, wenn der Tod so sinnlos erscheint. Eine Antwort wird vielleicht nie möglich sein, aber wir könnten im Gespräch gemeinsam versuchen, eine Antwort zu finden.“
„ Morgen! Morgen vielleicht. Ganz sicher. Ich verspreche, ich komme morgen zu ihnen. Jetzt möchte ich alleine sein.“
Dr. Rosenblatt blieb noch eine Weile sitzen, legte seine Hand auf meinen Rücken, und verabschiedete sich schließlich. „Dann bis morgen!“ Leise zog er die Tür hinter sich zu.
Kapitel 27
In der Nacht träumte ich viel, wachte oft auf, schlief aber immer wieder ein, und konnte mich am nächsten Morgen an keinen meiner Träume erinnern. Es war noch nicht einmal sechs Uhr, zu früh zum Frühstück. Dabei hatte ich riesigen Hunger, ich hatte gestern den ganzen Tag nichts gegessen.
Rana hatte die Blätter über Devi dagelassen. Ich nahm sie mir nochmal vor und las jeden Bericht mehrmals durch, sah mir die Fotos genau an, als ob sich dahinter das Geheimnis verstecken würde, das alles erklären könnte. Ich war dieser Frau so nahe gekommen, und wusste doch so wenig über sie. Ich hatte sie noch nicht einmal vier volle Tage gekannt.
Gegen 9 ging ich in den Frühstücksraum und bestellte ein Omelette mit Toast und einen Kaffee. Langsam füllte sich der Saal mit Gästen und fast jeder kam an meinen Tisch und drückte Beileid aus. Anscheinend waren alle bestens informiert. Ich beendete mein Frühstück ziemlich schnell und ging in Richtung von Dr. Rosenblatts Büro. Seine Tür stand offen und ich spähte durch den Spalt. Als er mich sah, winkte er mich herein.
„ Ich bin froh, dass Sie gekommen sind. Setzten Sie sich doch und erzählen Sie mir, wie es Ihnen geht.“
„ Schlecht.“ Wo waren die verflixten Taschentücher, die sonst immer hier standen. Wer hatte sie aufgebraucht? Dr. Rosenblatt ging an seinen Schreibtisch und holte eine frische Box aus der Schulblade.
„ Haben Sie schon das Ergebnis der Autopsie?“
„ Ja. Es ist unschlüssig. Frau Eisenblätter starb vorletzte Nacht zwischen 2 und 3 Uhr. In ihrem Blut waren eine Menge Medikamente, Schlaftabletten, Antidepressiva,
Weitere Kostenlose Bücher