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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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nachgefragt wird, denn für europäische Ärzte würde seine Indikation kaum ausreichen.
    So müssen etwa in Belgien Ärzte bestätigen, dass der Patient an dauerhaften und unerträglichen psychischen oder physischen Schmerzen leidet, ehe sie todbringende Medikamente verabreichen. Bei Lukas würde wohl kein Arzt diese Diagnose stellen. Es würde wahrscheinlich noch nicht einmal für eine klinische Depression ausreichen.
    Inzwischen wurde Lukas‘ Flug ausgerufen und er zieht seine Bordkarte heraus. Er zögert. Ob er doch noch einen Rückzieher macht? Nein, sein Entschluss steht fest, er steigt ins Flugzeug.
    So begann Ranas Artikel. Und so endete er:
    Einige Tage später treffen wir Lukas M. braungebrannt am Strand des Hotels. Neben ihm liegt Gloria, die Frau seines Lebens. Wir fragen ihn, ob er froh ist, dass die Sterbehilfe auf Copa Caba ausgesetzt wurde, gerade als er ankam. „Ja, sonst wäre ich womöglich jetzt tot. Obwohl ich glaube, am Ende hätte ich es doch nicht getan. Ich bin einfach zu neugierig darauf, was das Leben noch zu bieten hat.“
    Auch die anderen Gäste, die sich am Strand oder am Hotelpool sonnen, sehen glücklich aus. Vielleicht ist gerade das die Ironie des Lebens: Erst wenn man alle Erwartungen aufgegeben hat, kann man sich vom Leben wirklich überraschen lassen. Am Ende macht Das Verlorene Paradies seinem Namen alle Ehre: hier finden die Gäste wieder, was sie längst verloren geglaubt hatten!
    „ Aber das stimmt doch alles gar nicht, was du da geschrieben hast! Wer soll denn diese Gloria sein?“ bemerkte ich.
    „ Na Irene! Hast du nicht gemerkt, dass ich dich und Brian in Lukas zusammengeführt habe? Das macht man so, damit der Leser nicht überfordert wird. Man nimmt eine Identifikationsfigur und fasst da mehrere Persönlichkeiten in eine.“
    „ Ach ja?“
    „ Ja, und jetzt brauche ich noch ein paar gute Fotos, vorher und nachher.“
    „ Wieso Fotos? Dann erkennt man mich ja.“
    „ Ja, toll, nicht wahr? Du wirst ein Star. Vielleicht kriegst du sogar eine Einladung zum Jungle Camp.“
    „ Um Gottes Willen. Rana. Ich will das nicht.“
    „ Tut mir leid, aber wir sind eine Illustrierte ! Das bedeutet, die Artikel werden mit Bildern illustriert. Was hast du denn gedacht?“
    „ Dann nimm doch Fotos von Brian. Wie er am Strand mit Irene knutscht.“
    „ Das geht doch nicht!“ sagte Rana entrüstet. „Man darf doch keine Fotos von Menschen verwenden, ohne deren Erlaubnis eingeholt zu haben!“
    „ Und welche Fotos hattest du in deinen Artikel von Rana eingebaut? Hattest du ihre Erlaubnis?“
    „ Es gab bereits Fotos von ihr in den Medien, auf die darf man dann schon zurückgreifen. Also was ist jetzt? Du hast gesagt, ich darf über dich schreiben. Dann musst du auch deine Zustimmung zu den Fotos geben.“
    „ Wenn ich muss“, seufzte ich. „Aber kann man vielleicht einen Balken über mein Gesicht machen, oder mich so von hinten fotografieren, dass man nicht wirklich erkennen kann, dass ich das bin?“
    Rana schüttelte nur unwillig den Kopf und klickte sich durch ihre Fotodateien. Sie hatte Hunderte von Fotos gemacht! Es gab tatsächlich eins von mir am Flughafen in Barbados. Ich sah ziemlich blass aus und mein Lächeln wirkte nicht sehr überzeugend. Das wählte sie aus. Dann gab es noch Fotos von mir von unserer Inselrundfahrt mit dem Jeep. Ich stand oben auf dem Berg und weit unten sah man die Küste der Insel. Ich wirkte ziemlich locker. Das klickte Rana auch an.
    „ Leider bist du knallrot im Gesicht. Aber unser Fotoeditor kriegt das hin, der verpasst dir einen supercoolen, braunen Teint! Ich überlege, ob das Foto besser rüberkäme, wenn wir dich an den Strand stellen, was glaubst du?“
    Langsam begriff ich, warum manche Menschen den Medien nicht mehr vertrauen. Da war ja nichts mehr echt!
    Rana scrollte weiter und die nächste Serie von Fotos zeigte die Gäste des Lost Paradise, alles Nahaufnahmen, die von einem sehr guten Teleobjektiv zeugten. Wahrscheinlich hatte niemand bemerkt, dass er fotografiert wurde.
    „ Ist das nicht die, mit der du vorgestern Abend getanzt hat?“ fragte ich und zeigte auf ein paar Fotos, die zeigten, wie eine sehr attraktive Frau für die Fotografin posierte.
    Rana errötete ein wenig. „Du bist nicht der Einzige, der hier die Freuden des Lebens wiederentdeckt hat. Komm, lass uns gucken, ob wir noch was zu Mittag kriegen.“
    „ Und wer ist das da?“ Ich zeigte auf einen Ordner namens „Julie“, dessen Deckfoto eine Frau mit

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