Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)
dir?“
„ Ach quatsch. Ich muss los, du hast ja auch noch zu tun. Also bis demnächst mal wieder.“
Als ich mich noch einmal nach ihm umdrehte, saß Uwe bereits wieder an seinem Schreibtisch und hatte den Telefonhörer in der Hand.
Um Viertel nach 6 klingelte ich bei Moni. John, der 14-Jährige, machte auf.
„ Ach du. Mama hat schon gesagt, dass du kommst.“
Damit ließ er mich am Eingang stehen. Tommy, der 12-Jährige, rief aus seinem Zimmer: „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Onkel Mattes!“ Ich heiße gar nicht Mattes, ich heiße Joachim. Aber den Namen mag ich nicht, und eigentlich nennen mich alle Mattes, schon seit Schulzeiten.
Moni war in der Küche beschäftigt und drehte gerade zwei große Schnitzel in der Pfanne um. Der Salat war schon fertig, und es gab Bratkartoffeln dazu. Es roch gut und ich bekam einen Riesenappetit.
„ Tommy, deck doch schon mal den Tisch!“ rief sie in Richtung Kinderzimmer.
„ Wieso immer ich?“
„ Weil ich sonst dein Schnitzel Onkel Mattes gebe, der guckt schon so gierig.“
Tommy kam aus seinem Zimmer und suchte mürrisch Teller und Besteck zusammen. Inzwischen goss Moni uns zwei Gläser Wein ein.
„ Geh doch mal zu John, der hat da ein Problem mit seinem Computer und ich kann ihm nicht helfen.“
„ Ja, meinst du, ich kann ihm helfen? Wenn’s nicht am rausgefallenen Stecker liegt, dann weiß ich auch nicht weiter.“
Trotz meiner Proteste schob Moni mich in Richtung Kinderzimmer. Ich weiß nicht, warum sie glaubt, ich könnte auch nur im Entferntesten als Rollenmodell für ihre Jungs herhalten.
„ Was ist denn das Problem?“ fragte ich lässig. John ist ungefähr so groß wie ich, allerdings deutlich schlanker. Und natürlich jünger.
„ Ich habe eine neue Soundkarte eingebaut, und seitdem funktioniert er nicht mehr.“
„ Hast du schon mal runtergefahren und neu gestartet?“
John schickte mir einen mitleidigen Blick zu. Was war jetzt wieder falsch? Das war immer das erste, was die Leute vom Support-Center sagten, wenn ich mal mit einem Problem anrief. Manchmal half es auch tatsächlich.
„ Hier, halt mal!“ John hielt mir einen Schraubenzieher hin. Was sollte das jetzt werden? Aber ich nahm ihn doch, weil John anscheinend nur seine Hände frei haben wollte, um etwas aus seinem Computer raus zu ziehen. Prompt fiel mir das Ding aus den Händen.
„ Was machst du denn da?“ fragte John, als er mich auf allen vieren unter dem Tisch rumkriechen sah.
„ Hier, dir ist eine Schraube runtergefallen, vielleicht brauchst du die?“
„ Mensch ja, die hab ich überall gesucht!“ John strahlte glücklich, was mich merkwürdigerweise mit Stolz erfüllte.
Kapitel 4
Gegen 20 Uhr saßen wir an einem Zweiertisch in Monis Lieblingsitaliener mit Blick auf den Ludwig-Kirchplatz. Wie immer bestellten wir eine gemeinsame Vorspeisenplatte, einen Amarone Corte Brà 2006, als Hauptgang wählte sie Pasta mit Riesengarnelen, und ich nahm Merluzzo Fritto su puré di patate a tartufo piemontese.
Das Gespräch umkreiste noch immer die Essgewohnheiten und Eigenheiten ihrer Söhne, wobei meistens sie redete und ich lediglich von Zeit zu Zeit dazwischen warf: „Ach, ich war auch nicht anders in dem Alter.“ Aber ich merkte schon, dass sie eigentlich von etwas anderem reden wollte. Mehrmals hatte sie bereits einen Satz begonnen und dann wieder abgebrochen. Als sie jetzt zum dritten Mal begann: „Mattes, sag mal“, und dann wieder nur eine Gabel von meinem Kartoffelbrei klaute, hakte ich nach: „Jaaa?“
„ Wie geht’s dir eigentlich?“
„ Wieso, wie soll’s mir denn gehen? Na gut, wenn ich hier mit dir sitze.“ Ich versuchte, charmant zu grinsen, obwohl ich weiß, dass das nicht der Eindruck war, der rüberkam.
„ Also, alles gesund? Keine Sorgen, oder Probleme?“
„ Doch, wenn du es wirklich wissen willst!“ Ich senkte die Stimme und warf schnell einen Blick nach links und nach rechts. „Mein Friseur ist im Urlaub und ich traue mich nicht zu seiner Vertretung. Was meinst du, kann ich die Haare drei Wochen lang wachsen lassen, oder sieht das dann lächerlich aus?“
„ Mensch, Mattes, kannst du nicht mal ernst sein. Uwe sagt, du hättest so komische Sachen gesagt, als ob du krank seist.“
„ Uwe? UWE? Redest du von meinem Steuerberater?“
„ Von wem denn sonst? Er hat mich heute angerufen, hast du was dagegen?“
Ich antwortete nicht. Was für Abgründe taten sich denn da auf?
„ Also, wenn du es genau wissen willst: Wir
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