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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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Flughafen abholen. Und da wir unterwegs nochmal an zwei schönen Stellen Halt machten, waren wir am Ende wirklich spät dran: Das Flugzeug war schon gelandet und unser Gast stand als einziger noch auf dem Rollfeld. Jesus kam mit quietschenden Reifen zum Stehen und sprang mit einem Satz aus dem Jeep. Der Gast war eine Amerikanerin, schätzungsweise 70 oder 80, vielleicht 1,53 groß, und sie schien nicht eben gut gelaunt zu sein.
    Aufgebracht fauchte sie Jesus an, warum man sie hier in der glühenden Hitze (es war aber schon auf 28 Grad abgekühlt) auf dem Flughafen stehen lasse. Jesus entschuldigte sich und ich sprang aus Schuldgefühl auch aus dem Wagen und hievte einen bedenklich schweren Koffer auf die Ladefläche hinter dem Rücksitz. Sehr lange konnte die Frau aber nicht gewartet haben, denn eben erst wurden wenige Meter von uns entfernt die Türen des Busses geschlossen, der die anderen Passagiere abgeholt hatte und sie jetzt in die verschiedenen Hotels der Insel bringen würde.
    Ich blickte flüchtig auf und sah, wie einige der Passagiere heftig winkten. Normalerweise ignorierte ich lästige Touristen, die, sobald sie im Bus oder auf dem Spreedampfer saßen, meinten, sie müssten allen an Land gebliebenen durch Winken signalisieren, dass sie auf großer Fahrt waren, aber irgendwie identifizierte ich mich mittlerweile schon so mit der Insel, dass ich den Neuankömmlingen einen möglichst guten Eindruck mitgeben wollte. Also winkte ich freundlich zurück. Dann packte ich den zweiten Koffer ein, da Jesus noch immer damit beschäftigt war, die Frau zu beruhigen. Isabelle hatte sich mittlerweile dazu gestellt und die Frau im Namen des Hotels aufs herzlichste begrüßt. Sie hatte so eine beruhigende Art und tatsächlich lenkte die Amerikanerin ein und setzte sich in den Jeep, so dass wir abfahren konnten.
    Theoretisch zumindest hätten wir abfahren können, aber sobald sie saß, beschwerte sich die Dame darüber, dass der Jeep oben offen war und sie sich gleich den Tod holen würde. Ich vermutete, sie machte sich eher um ihre mühsam toupierten, bläulich blondierten Haare Sorge. Jesus war aber ein sehr geduldiger Mensch und holte ohne zu murren eine Plane hervor, die er oben an der Windschutzscheibe und dem Türrahmen befestigte, so dass der Innenraum mehr oder weniger windgeschützt war.
    Isabelle bemühte sich sehr, die Laune der Amerikanerin zu verbessern, aber ihre Small-talk Bemühungen, die wirklich für eine solide Grundausbildung des Diplomatischen Dienstes sprachen, oder vielleicht doch eher für ihr eigenes einnehmendes Wesen, stießen bei dieser US-Bürgerin auf Granit. Die alte Dame entsprach so gar nicht meiner Vorstellung von netter, älterer Amerikanerin. Die waren doch sonst immer so leicht zu begeistern und übermenschlich freundlich. Schließlich beugte ich mich vor und flüsterte der Dame ins Ohr: „I can show you a bar where they have great Margheritas tonight!“
    Die Dame drehte sich zu mir um und grinste. Ihr perfektes Gebiss war von ihrem knallroten Lippenstift verfärbt, ihr Atem roch nach Alkohol. „I like you, young man. What is your name?“
    „ Matt!“
    „ Great Matt, you can call my Dorothy. Come pick me up later tonight.”
    Ich lehnte mich zurück und lächelte stolz in mich hinein. Ich hatte den Drachen besiegt. Bis Isabelle mir ins Ohr flüsterte: „Du weißt schon, was die von dir will, oder? Was ist eigentlich dein oberes Limit, altersmäßig meine ich?“
    Mein Lächeln gefror und ich beschloss augenblicklich, Henry zu bitten, die alte Dame erst einmal auf die Detox-Station zu bringen. Das dürfte sie für ein paar Tage ausschalten.
    Vor uns tuckerte der Bus vom Flughafen und Jesus scherte zum Überholen aus. Als wir auf gleicher Höhe waren, tauchte ein kleiner Laster auf der Gegenfahrbahn auf. Die Passagiere im Bus winkten wie wild, und Jesus drückte nochmal auf die Tube. Jetzt winkte auch der Lastwagenfahrer. Jesus schoss am Bus vorbei, fuhr ganz knapp vor dem Zusammenprall wieder rechs rein und schrie dem Lastwagenfahrer etwas auf Portugiesisch zu. „My brother-in-law!“ klärte er uns auf. Dorothys hatte von allem nichts mitbekommen, denn sie kramte in ihrer Handtasche nach einem kleinen Fläschchen. Hinterher hatte sie rote Wangen, und ich wusste nicht, ob sie sich einen Schluck genehmigt oder nur etwas Rouge aufgetragen hatte.
    Abends aßen wir alle gemeinsam an einem Tisch: Rana, Michael, Isabelle und ich. Michael erzählte von einem kleinen Bauernhof im

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