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Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition)

Titel: Club Suizid: Ein lustiger Roman über ein weniger lustiges Thema (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Thun
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solche Menschen. Sie suchen Liebe bei Leuten, die nichts geben können, und können die Liebe von Menschen, die es ehrlich meinen, nicht annehmen.“
    „ Sprichst du jetzt über Menschen, die du kennst, oder über dich selbst?“
    „ Nicht über mich!“ Dann fügte sie lächeln hinzu: „Ich kann Liebe ganz gut annehmen.“
    Wir blieben noch einen Moment stehen und sahen aufs Meer hinaus. Und dann sahen wir doch tatsächlich Delphine aus dem Wasser springen. Sie schnatterten wie Flipper und spritzten mit Wasser. Es war bewegend und machte mich irgendwie glücklich und ich fragte mich, ob Devi dieser Anblick auch glücklich gemacht hätte. Ich wusste es einfach nicht, und selbst wenn sie noch leben würde, hätte ich es vielleicht nicht erfahren.
    Als die Delphine schließlich wieder verschwanden, drehte sich Isabelle zu mir um. Ihre Augen leuchteten. „Mein Gott, ist das zu glauben? Was für ein Glück wir hatten!“
    Später entschied sich Isabelle dagegen, mit in den Raum zu gehen, in dem Devi aufgebahrt lag. Sie sagte, sie könne keine Leichen sehen. Ich war mir nicht sicher, dass ich das konnte, weil ich noch nie eine Leiche gesehen hatte. Aber ich wusste, ich musste Devi wiedersehen.
    Der Bestatter, ein kleiner Mann mit dunklem Teint und vorstehenden Augen, hatte sie geschminkt und ihr einen schrecklichen roten Lippenstift verpasst. Sie trug eine schlichte weiße Bluse, die wahrscheinlich auch aus den Vorräten des Leichenschauhauses kam. Ihre Hände lagen verschränkt auf der Decke, die den Rest des Körpers verbarg, und hielten eine Kette mit einem Kreuz in der Hand. Was wusste ich, vielleicht war sie ja religiös gewesen. Wahrscheinlicher aber war, dass jede Leiche hier einen Rosenkranz in die Hand gedrückt bekam.
    Devi sah nicht unglücklich aus, nicht tot. Man könnte denken, sie schliefe.
    „ Devi“, flüsterte ich. „Warum?“ Sie antwortete nicht. Ich küsste sie auf die Wange, aber ihre Haut fühlte sich kalt und wächsern an. Eine meiner Tränen fiel auf ihr Gesicht und lief langsam in ihr Haar. Eine zweite Träne landete auf der anderen Gesichtshälfte und nun sah es wirklich so aus, als ob sie weinte.
    Hinter mir hörte ich die Tür und drehte mich um. Isabelle hatte es sich anscheinend anders überlegt und sie näherte sich vorsichtig dem Sarg. „Mein Gott, sie sieht so lebendig aus. Kraftvoll, sehr attraktiv. Aber der Lippenstift muss weg!“
    Sie nahm ein Papierhandtuch und tupfte damit vorsichtig Devis Lippen ab. Die Farbe ging nicht ganz ab, aber am Ende sah es nicht mehr so aus, als ob ein kleines Kind einer Puppe Lippenstift auf den Mund gemalt hätte. Devi wäre sicher dankbar gewesen.
    Später zeigte uns der Bestatter Särge und ich suchte einen recht einfachen aus, weil Devi das so gewollt hätte. Dafür zahlte ich das Dreifache für die Grabstelle und erhielt das feste Versprechen, dass sie ein Grab bekäme, von wo man auf das Meer hinuntersehen könnte. Hoffentlich würde sie von dort aus auch die Delphine im Meer beobachten können. Der Termin für die Beerdigung wurde für übermorgen um 10 Uhr morgens festgesetzt.
    Nach dem Besuch im Bestattungsunternehmen schlug ich Isabelle vor, noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Ich wollte noch nicht zurück ins Hotel. Jesus kannte ein kleines Lokal in einer Seitenstraße, die auf den Marktplatz führte. Es gab dort typische karibische Gerichte, aber da wir keinen großen Hunger hatten, bestellten wir uns nur eine Portion frittierte Platanas und Limonade. Jesus nahm sein Essen und setzte sich zu einer Gruppe Einheimischer, die ihn kannten.
    „ Bist du denn übermorgen noch da für das Begräbnis?“ fragte ich Isabelle.
    „ Wahrscheinlich. Weißt du, eigentlich hätte ich gar nicht herkommen brauchen, wir haben hier auf Copa Caba einen Honorarkonsul, und selbst der hätte sich um diesen Fall nicht persönlich kümmern müssen. Aber als ich hörte, dass eine Deutsche hier gestorben sei, hab ich mich bei unserem Botschafter gemeldet. Ich wollte nämlich sowieso mal auf die Insel, ich hatte auch schon von dem Hotel gehört und wie schön es sein soll. Ja, plötzlich hatte ich Lust auf Urlaub. Ich denke, ich bleibe bis Sonntag. Wenn du willst, komme ich zum Begräbnis.“
    Das war schön, denn ich wünschte mir für Devi ein Begräbnis, an dem viele Menschen teilnahmen.
     
     

Kapitel 30
    Es war schon später Nachmittag, als Jesus an unseren Tisch kam. Langsam würde es Zeit, meinte er, denn er sollte auf dem Rückweg noch einen Gast vom

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