Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Abschluss einer jeweiligen thematischen Arbeit bilden Statements der Teilnehmer zu den Inhalten und Prozessphänomenen
des soeben Erarbeiteten in einer Zusammenschau. Hier empfiehlt es sich auch wieder, schrittweise vorzugehen:
Zunächst erhält jeder Teilnehmer Gelegenheit, sein subjektives Verhältnis zum soeben bearbeiteten Thema in Form von Statements
mitzuteilen.
Daran anschließend sind alle Teilnehmer gebeten, Feedbacks im Hinblick auf das bearbeitete Thema abzugeben.
Bei Gruppen-Coaching, das sich über einen längeren Zeitraum erstreckt, empfiehlt es sich, die Bedeutung des soeben bearbeiteten
Themas für die Gesamtgruppe zu beleuchten.
5.2 Spezielle Modifikationen im Team-Coaching
Beim Team-Coaching handelt es sich um eine Anordnung, bei der Menschen zusammentreffen, die in einem kooperativen Zusammenhang
stehen und dementsprechend auch außerhalb der Coaching-Sitzungen laufend kommunizieren. Die gruppalen Gespräche gestalten
sich deshalb schon automatisch anders als bei einfachen Gruppen; deshalb muss auch der Coach ein nuanciert anderes Handwerkszeug
in den Vordergrund stellen und den Gesprächsverlauf etwas anders moderieren. Als Erfahrungswert für die Kommunikation von
Teammitgliedern gilt (vgl.
Schreyögg
1991),
|254| dass sie sich im Allgemeinen zurückhaltender äußern bzw. intensivere Formen der Selbstoffenbarung vermeiden;
dass sie oft festgefahrene Kommunikationsmuster etabliert haben, wie z. B. sich gegenseitig nicht zuzuhören;
dass sie vielfach kollektiv gebildete stereotype Statements abgeben und
dass sich ihre Fragen oft innerhalb eines eng gesteckten Bereichs bewegen, denn ihnen sind ja meistens kollektiv gebildete
Problemformulierungen unterlegt.
Der Coach ist die einzige systemfremde Person. Seine Funktion besteht darin, die Kommunikation eines Kollektivs nicht nur
zu moderieren, sondern auch dafür Sorge zu tragen, dass das Team durch die Bildung neuer Kommunikationsmuster eine kollektive
Lernerfahrung machen kann. Aus diesem Grund sollte der Coach die Gespräche im Team-Setting besonders sorgfältig überwachen
und steuern. Dies stellt allerdings in diesem Setting höhere Anforderungen als in jedem anderen, weil ja der Coach jeweils
erst Anschluss finden muss an den aktuellen Kommunikationsstand des Teams. Gespräche in dieser Anordnung lassen sich ebenfalls
entlang des soeben erläuterten Prozessmodells beschreiben.
Die Initialphase
Die Einstimmung in der Initialphase ist hier wie bei anderen Kleingruppen-Settings zu gestalten.
Die Themenfindung erfolgt oft leichter, weil viele Teams schon vor einer Coaching-Sitzung in ihren sonstigen Teamsitzungen
die aktuell relevanten Themen ausgehandelt haben. Dies spart Zeit, sodass hier rasch
mit der Grobstrukturierung eines Themas begonnen werden kann. Dabei tragen entweder alle nacheinander oder einzelne Mitglieder
des Teams die aktuelle Thematik vor, umreißen die Ziele für die Bearbeitung und erläutern, was zur Auseinandersetzung mit
dem Thema bislang unternommen wurde. Bei der Grobstrukturierung eines Themas und der Bestimmung des thematischen Einstiegs
treten hier oft gravierende Kontroversen auf, sodass der Coach immer wieder bitten muss, erst einmal aufmerksam zuzuhören,
was Einzelne zu |255| berichten haben. An dieser Stelle und im weiteren Verlauf hat der Coach immer wieder die kollektiven Perspektiven des Teams
zu verbalisieren.
Die eigentliche Arbeitsphase
Die eigentliche Arbeit kann beginnen, wenn eine vorläufige Einigung über die Problemformulierung herbeigeführt ist. Nun wird
der Coach entweder alle Mitglieder oder die Hauptprotagonisten nach ihrer Einschätzung im Hinblick auf die Thematik befragen.
Für seine Fragen lässt er sich von einer Landkarte leiten, die er im Verlauf der Grobstrukturierung des Themas schon anzulegen
begonnen hat.
Daran anschließend bittet er die jeweiligen Kontrahenten um Feedback, wobei er aber wieder darauf achten muss, dass sie von
den Übrigen aufmerksam angehört werden.
Bei gegenseitigen Schuldzuweisungen empfiehlt es sich, das übliche Gesprächsinventarium durch andere Methoden wie etwa den
»Rollentausch« zu ergänzen. Oder es empfiehlt sich, »zirkuläres Fragen« einzuführen (
Penn
1983). Hierbei handelt es sich um eine Fragetechnik aus der Familientherapie, bei der ein Mitglied A gefragt wird, was seiner
Meinung nach eine andere anwesende Person B zu diesem oder jenem Thema voraussichtlich antworten wird. Die tatsächliche
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