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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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ihnen
     erst in einem fortgeschrittenen Stadium der gemeinsamen Arbeit solche Methoden anzubieten. Bei sorgsamer Heranführung erleben
     sie gelegentlich sogar einen besonders hohen Gewinn.
     
    So suchte mich ein sehr korrekt und »würdig« wirkender Theologe auf, der von allerlei Problemen mit seinen Mitarbeitern berichtete.
     In den ersten Stadien gemeinsamer Arbeit beschränkte ich mich auf ein sprachliches Handwerkszeug. In der fünften Sitzung,
     wo er von Querelen mit einem Pfarrerkollegen berichtete, die ihn stark anzugreifen schienen, bat ich ihn aus einem flüssigen
     Gespräch heraus, diesen Kollegen auf einem leeren Stuhl zu imaginieren. Er schimpfte jetzt diesem gegenüber all seinen Ärger
     von der Seele und wunderte sich anschließend über sich selbst, wie gut ihm die »Sache mit dem leeren Stuhl da« getan hatte.
    Im Hinblick auf die Coaching-Situation
    Die Bereitschaft zur Regression und zur Selbstoffenbarung von Klienten erweist sich in unterschiedlichen Coaching-Situationen
     als unterschiedlich hoch. Dementsprechend müssen auch die hier zu verhandelnden Maßnahmen situationsspezifisch eingesetzt
     werden. Die größte Bereitschaft zur Arbeit mit derartigen Maßnahmen finden wir im Einzel-Coaching, weil sich Klienten hier
     nur gegenüber dem Coach »entblößen« |261| müssen. Etwas geringer ausgeprägt finden wir diese Bereitschaft im Gruppen-Coaching, wo funktions- und hierarchiegleiche Menschen
     zusammentreffen. In diesem Setting ergibt die Anwendung in der Regel erst nach einigen Sitzungen Sinn, wenn die Teilnehmer
     schon einen größeren Vertrautheitsgrad untereinander entwickelt haben. Am kompliziertesten stellt sich der Einsatz dieser
     Methodik im Team-Coaching dar; denn hier sind in der Regel schon viele, z. T. starre Interaktionsmuster eingeschliffen. Hemmungen,
     den tagtäglichen Interaktionspartnern gegenüber mehr von sich zu zeigen als bisher, reduzieren sich meistens erst nach einer
     Reihe von Sitzungen.

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3. Die speziellen Funktionen erlebnis- und handlungsorientierter Methodik beim Coaching
    Wozu dienen aber nun solche Methoden im Coaching? Hier lassen sich zwei grundlegende Funktionen nennen: Sie dienen zum einen
     der Präzisierung von Rekonstruktionen und der anschließenden Problemformulierung, zum anderen der gezielten Veränderung von
     Deutungs- und Handlungsmustern.
    3.1 Präzisierung von Rekonstruktionen und Problemformulierungen
    Im Verlauf der letzten Kapitel habe ich mehrfach betont, dass Klienten oft mit eher unklaren oder verengten Problemformulierungen
     ins Coaching eintreten. Ihre Fragestellungen resultieren ja immer aus ihrer spezifischen Horizontstruktur. Und diese erweist
     sich oft als zu schmal. Dementsprechend erfassen sie auch die beruflichen Situationen, aus denen die Fragestellung resultiert,
     mit einem eingeschränkten Horizont. Deshalb empfiehlt es sich in der Regel, die fraglichen Situationen im Coaching zu rekonstruieren.
    Und genau dafür eignen sich erlebnis- und handlungsorientierte Methoden in besonderer Weise. Die Klienten werden nämlich durch
     diese Methodik animiert, ihre bislang konstituierten Deutungsmuster zu verlassen. Jeder Berater kennt stereotype sprachliche
     Wendungen von Klienten, |262| wenn sie Phänomene aus ihrem Beruf berichten. In dem Moment, in dem der Coach sie etwa bittet, ein Streitgespräch mit allen
     Details in der Coaching-Situation zu imaginieren oder womöglich handlungsmäßig darzustellen, verlassen Klienten automatisch
     ihre eingeschliffenen Sprachformen. Gleichlaufend erkennen sie aber auch situative Besonderheiten, die ihnen bislang entgangen
     waren.
     
    In dem soeben angesprochenen Beispiel von dem Pfarrer sprach dieser ständig vom »übergriffigen Verhalten« seines Kollegen.
     Der beraumte eine Vielzahl von Veranstaltungen an, »um sich bei den Gemeindemitgliedern beliebt zu machen und um mich auszustechen«.
     Als ich den Klienten bat, in die Rolle des Kollegen zu schlüpfen und aus dessen Sicht die besagte Veranstaltungsserie zu beschreiben,
     ergab sich ein völlig anderes Bild: Der relativ neue Kollege definierte sich immer noch als »Newcomer«, und durch die Veranstaltungsserie
     wollte er sich in der Gemeinde besser verankern.
     
    Wie ich im Zusammenhang mit »szenischen Rekonstruktionen« schon gezeigt habe, ergibt sich auf diesem Wege für die Klienten
     meistens auch eine sehr viel treffendere Problemformulierung als bisher.
     
    In unserem Beispiel entschloss

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