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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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voraussetzen.
    |247| 4.4 Eigene Standorte benennen
    Aus dem Bisherigen mag nun der Eindruck entstanden sein, ein Coach solle sich in allen seinen sprachlichen Interventionen
     möglichst eng an den Aussagen seiner Klienten orientieren. Ein solches Postulat gilt für viele, aber keineswegs für alle Coaching-Situationen.
     Führungsberatung, bei der der Berater nie bereit wäre, selbst die Führung zu übernehmen im Sinne eigener Interpretationen
     und eigener Wertungen, mit denen er Klienten konfrontiert, wäre eigentlich ein Unding. Solche Beratung ergäbe ja ein unangemessen
     reduziertes Beziehungsmodell für die Gecoachten.
    In diesem Zusammenhang lassen sich vor allem drei Kategorien von Situationen anführen, in denen der Coach »Farbe bekennen«,
     bzw. seine eigenen Standorte deutlich machen sollte: wo ein Klient fachlichen Rat erbittet, wo er Rückmeldung für seine Aktionen
     wünscht und wo der Coach von sich aus meint, Problematisches ansprechen zu müssen.
    Statements des Coach in fachlichen Belangen
    Den Anlass von Führungsberatung bilden oft selbst eingestandene fachliche Defizite von Klienten. Wie ich im Zusammenhang mit
     den »Themen von Coaching« (Kap. 4) schon ansprach, suchen z. B. viele Sozialmanager durch Führungsberatung ihre Managementfunktionen
     fachlich zu präzisieren, die innerorganisatorische Situation besser zu verstehen und zu steuern. In solchen Fällen ist der
     Coach selbstverständlich in seiner Rolle als Personalentwickler gefragt, der dem Klienten aus seinem fachlichen Fundus Anregungen
     zur Analyse und zu situativ angemessenem Handeln gibt. Fachliche Statements stellen also in Coaching-Prozessen geradezu eine
     Selbstverständlichkeit dar.
    Entscheidend ist dabei allerdings,
wie
und bei
welchen Gelegenheiten
der Coach sein Fachwissen äußert. Jede fachliche Stellungnahme sollte immer nur als Vorschlag artikuliert werden und immer
     nur dann, wenn sie der Klient aktuell einfordert. Unpassend wären also ausgedehnte »seminaristische Auslassungen«. Solche
     könnte sich der Klient ja auch andernorts besorgen.
    |248| Feedbacks des Coach für Klientenaktionen
    Im Zusammenhang mit Feedback-Methoden thematisierte ich schon weit gefasste Rückmeldungen, die immer Deutungen des professionellen
     Kommunikators beinhalten und damit auch Wertungen. Im Prinzip bildet auch diese Art von Statements einen selbstverständlichen
     Bestandteil jedes Coaching. Viele hochrangige Führungskräfte etwa suchen ja vor allem deshalb einen Coach auf, um Feedback
     von einem organisationsfernen Menschen zu erhalten. In ihren realen Arbeitsbezügen erhalten sie nämlich in der Regel viel
     zu selten irgendeine Rückmeldung (
Hauser
1993). Feedback zu erhalten, das auf eigenen Interpretationen und Wertungen des Coach beruht, stellt aber auch für andere
     Klienten ein bedeutsames Faktum dar; denn erst auf diese Weise erhalten sie ja Gelegenheit, sich mit ihrer eigenen Wirkung
     und den Konsequenzen ihres eigenen Handelns in einem geschützten Rahmen auseinander zu setzen.
    In manchen Coaching-Sequenzen sind sogar laufend sehr gezielte Feedbacks des Coach auf das Verhalten von Klienten unabdingbar.
     Wie wir z. B. im Zusammenhang mit »Rollenspielen« (Kap. 10) noch sehen werden, muss der Coach hier nach jedem Arbeitsschritt
     ein interpretatives und wertendes Feedback geben, damit der Klient die von ihm gewünschten Fortschritte machen kann.
    Statements des Coach zu Vorgängen, die der Klient von sich aus nicht problematisiert
    In Coaching-Situationen geschieht es gar nicht selten, dass ein Klient Fragestellungen und damit verbundene Zielsetzungen
     formuliert, die sich bei einer eingehenden Rekonstruktion als wenig relevant oder sogar als Unsinn entlarven. In solchen Fällen
     stellt es eine geradezu selbstverständliche Aufgabe des Coach dar, deutlich zu machen, warum die Zielsetzung so nicht realisierbar
     und vielleicht schon die Fragestellung falsch formuliert ist.
     
    So lautete die Fragestellung der jungen Trainerin ursprünglich: »Wie lassen sich die Teilnehmer verändern, dass sie mich nicht
     mehr anmachen?« Hier war es Aufgabe der Beraterin, deutlich zu machen, dass jede Veränderung nur von ihr selbst ausgehen kann.
     
    Gelegentlich stellen Klienten auch mit der größten Selbstverständlichkeit Situationen dar, deren Brisanz sie in keiner Weise
     reflektieren. Dann ist |249| es Aufgabe eines Coach, auf das vermutlich Brisante aufmerksam zu machen.
     
    Im Beispiel der jungen

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