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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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Szenen aus der Vergangenheit.
     
    (b)
Einsatzmöglichkeiten:
Awareness-Übungen stellen immer die initiale Methodik im Coaching dar, um Themen, insbesondere solche mit prärationalen Gehalten,
     zu präzisieren. Aber auch im weiteren Verlauf ist das bewusste Wahrnehmen innerer und äußerer Phänomene bei jeder Auseinandersetzung
     mit jedem Thema relevant. So ergehen also an Klienten laufend Aufforderungen zur inneren Awareness. Als externe Awareness
     können sie auch im Gruppen- oder Team-Coaching an die übrigen Gruppenmitglieder ergehen. In solchen Fällen werden sie gebeten,
     die besondere Art der Praxisdarstellungen der Protagonisten so aufmerksam wie nur möglich zu verfolgen. Externe und interne
     Awareness bilden aber auch die entscheidende methodische Haltung des Coach. Wache Bewusstheit während der Darstellungen des
     Klienten und hohe Aufmerksamkeit gegenüber eigenen inneren Prozessen, die der Klient beim Coach auszulösen vermag, sind z.
     B. die entscheidende Grundlage für seine Feedbacks.
     
    Der 45-jährige Abteilungsleiter der Fortbildungsabteilung eines Großunternehmens berichtete mir von Querelen mit einem ihm
     gleich gestellten Kollegen. Beide hatten neben anderen Tätigkeiten die Aufgabe, gegenüber jungen Mitarbeitern, die gerade
     erst in das Unternehmen eingetreten waren, als Mentoren zu fungieren. Der Klient berichtete nun ausführlich, wie er die Einarbeitung
     der »jungen Leute« begleitet. Im Verlauf seiner Darstellungen tauchten in mir als Beraterin deutlich elterliche Gefühle gegenüber
     den jungen Mitarbeitern auf. Ich sagte: »Mir scheint, Sie haben dabei eine richtig väterliche Haltung.« Er stutzte kurz und
     meinte sehr bedenklich: »Wissen Sie, meine Frau und ich konnten leider keine Kinder bekommen, ich weiß gar nicht so recht,
     wie es ist, Vater zu sein. Ich |267| versuche aber mein Bestes.« Im weiteren Verlauf der Sitzung stellte sich heraus, dass sein etwa gleichaltriger Kollege zunehmend
     eifersüchtig geworden war, weil der Protagonist von den neu eingetretenen Mitarbeitern viel häufiger um Rat gefragt wurde
     als der Kollege und unser Protagonist wohl tatsächlich von den Newcomern als »Firmenvater« gut angenommen wurde.
     
    (c)
Effekte:
Die Effekte interner Awareness-Übungen liegen zunächst darin, dass Klienten ihre eigenen, vorrangig ihre prärationalen, Deutungsmuster
     besser präzisieren. Die Effekte externer Awareness-Übungen bestehen als konzentrierte Beobachtung anderer Gruppenteilnehmer
     auch in der Unterstützung zur Präzisierung der Muster anderer.
     
    Im Verlauf eines bereits länger laufenden Gruppen-Coachings von Stationsleitern einer Klinik berichtete ein Teilnehmer ungewöhnlich
     manieriert, wie er sich mit einem Kollegen häufig stritt. Inhaltlich ergab die Darstellung zunächst keinen Hinweis, um welches
     Problem es sich handeln könnte. Als Beraterin fiel mir aber die merkwürdig gestelzte Art der Darstellung auf. Ich bat nun
     die übrigen Gruppenteilnehmer, auf die Darstellungsweise zu achten. Ein Gruppenmitglied meinte: »Ich glaube, du willst gar
     nicht mit ihm streiten, sondern ihn für dich gewinnen. Du hast sowas Anmacherisches in deinem Reden.« Der Protagonist wurde
     nun verlegen. Ihm fiel jetzt ein, dass er zu Beginn seiner Arbeit in der Klinik besonders diesen Kollegen sehr imposant gefunden
     hatte und sich stark an ihm zu orientieren suchte. Dieser Kollege hatte zwar vordergründig alle seine Annäherungsversuche
     abgelehnt, sich aber hintergründig immer als besonders attraktive Figur angeboten. »Ihr macht da ein homoerotisches Kampfspiel«
     meinte eine Teilnehmerin. Nach einem Rollenspiel, in dem die vermutete Thematik nun nochmal deutlicher wurde, beschloss der
     Protagonist, seinem Kontrahenten offen mitzuteilen, dass er ihn »sehr akzeptabel« fände, dass er aber auf seine kämpferischen
     Attitüden nicht mehr so gerne eingehen wolle. In der konkreten Arbeitssituation erreichte der Klient auf diese Weise eine
     Milderung der »Kampfspielatmosphäre«. Er hatte damit »Luft« in die verdeckte Dynamik gebracht.
     
    Der Coach kann durch bewusste Wahrnehmung, externer wie interner Art, seine eigenen Eindrücke vom Klienten und von seinen
     Praxisdarstellungen bei sich selbst »verdichten«. Und durch bewusstes Gewahrwerden aufseiten des Klienten ergeben sich oft
     schon spontane Umstrukturierungen von Deutungsmustern.
    Imaginative Rollenspiele
    Deutlich kommt der Handlungsanteil bei Rollenspielen zum

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