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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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Arbeitsformen im Coaching
    Die Gestalttherapie wurde von
Friedrich S. Perls
, seiner Frau
Lore Perls
und
Paul Goodman
entwickelt. Sie ist ein tiefenpsychologisch orientiertes Verfahren, in das erkenntnistheoretische Positionen der Gestaltpsychologie,
     der Phänomenologie sowie existenzialphilosophisches Gedankengut und fernöstliche Meditationsformen integriert wurden. Es handelt
     sich um ein Therapiesystem, das den Menschen als Körper-Seele-Geist-Subjekt zu erfassen sucht und das in seiner methodischen
     Orientierung phänomenologisch, also gegenwarts- und personenbezogen orientiert ist. Das Ziel des Verfahrens besteht darin,
     Menschen in ihrer gefühlshaften, intellektuellen und leiblichen Dimension zu erfassen, um sodann bestehende Blockierungen
     im Erleben, Wahrnehmen und Handeln aufzulösen. Gleichlaufend damit sollen noch nicht genutzte individuelle Potenziale freigesetzt
     werden.
    Die »Pioniere« der Gestalttherapie praktizierten zunächst im einzeltherapeutischen Setting und wechselten dann auf eine Form
     von »Einzeltherapie in der Gruppe«. Erst spätere Generationen von Gestalttherapeuten entwickelten unter dem Einfluss der Gruppenbewegung
     und vor allem unter Verwendung psychodramatischer Arbeitsweisen den Ansatz als gruppalen fort.
    |265| Die Gestalttherapie findet heute bei unterschiedlichsten Altersgruppen (Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen und alten Menschen),
     bei unterschiedlichster Klientel (Neurotikern, Menschen mit Psychosen und Psychosomatosen, Suchtkranken usw.) Verwendung.
     Sie dient dabei nicht nur zur Bearbeitung von Defiziten, sondern auch als »Selbsterfahrungsmaßnahme« zur Persönlichkeitsentwicklung
     von »gesunden« Menschen (
Süss, Martin
1978;
Hartmann-Kottek-Schroeder
1983;
Petzold
1984a;
Bünte-Ludwig
1984 u. a.). Insbesondere im deutschsprachigen Raum wurde die Gestalttherapie vielfach mit dem Psychodrama kombiniert und
     durch die Verwendung kreativer Materialmedien methodisch ergänzt (
Petzold
1988, 1989). Die Interventionsstrategien gestalttherapeutischer Arbeit dienten auch als Grundlage für die Entwicklung des
     »Neurolinguistischen Programmierens« (
Bandler, Grinder
1975, 1979).
    Durch ihre Herkunft aus der Psychoanalyse ist die Gestalttherapie deutlicher darauf gerichtet, die Deutungsmuster von Menschen
     umzustrukturieren oder zu erweitern. Die Handlungsebene wird seltener erfasst. Die einzelnen methodischen Maßnahmen lassen
     sich aber prinzipiell danach sortieren, inwieweit sie auch die Handlungsebene von Menschen mitberühren. Sie lassen sich unterscheiden
     in Awareness-Übungen, imaginative Rollenspiele, Sprachspiele, Experimente und Hausaufgaben. Daneben kennt die Gestalttherapie
     noch Imaginationsübungen, die ich aber im Zusammenhang mit dem Psychodrama verhandeln werde.
    Im Fortlauf der Darstellungen dieser einzelnen methodischen Maßnahmen will ich jeweils das spezifische Konzept, die Einsatzmöglichkeiten
     beim Coaching und die Effekte der Methodik verhandeln.
    Awareness-Übungen
    Als für die Gestalttherapie typischste Methoden gelten die so genannten Awareness-Übungen (
Süss, Martin
1978;
Stevens
1971 u. a.).
     
    (a)
Konzept:
Awareness-Übungen sind methodische Maßnahmen, die der voll bewussten Wahrnehmung dienen sollen. Sie können sich als »interne
     Awareness-Übungen« auf die Wahrnehmung innerpsychischer und leiblicher Vorgänge richten oder als »externe Awareness-Übungen«
     auf die intensive Wahrnehmung extrapersonaler Phänomene. Der Klient ist dabei gebeten, sich so intensiv als möglich auf innere
     oder äußere Phänomene zu »konzentrieren« und seine begleitenden Sensationen wieder |266| so intensiv als möglich zu erfassen. Meistens wird er dabei noch aufgefordert, sie zu extremisieren.
    Der konzeptionelle Hintergrund für diese Gruppe von Methoden entstammt fernöstlichen Meditationsformen (
Perls
et al. 1951).
Perls
hatte während einer eigenen Krise erlebt, dass bereits die vollbewusste, »konzentrative« Wahrnehmung innerer und äußerer Phänomenkonfigurationen
     eine heilende Wirkung nach sich zieht (
Perls
1947). Es finden dabei spontane Umstrukturierungsprozesse von Deutungsmustern statt. Solche Wirkungen werden nun durch den
     gezielten Einsatz von Awareness-Übungen zu erzeugen versucht. Diese grundlegenden methodischen Maßnahmen dienen vorrangig
     zur Rekonstruktion und im weiteren Verlauf von beratender oder psychotherapeutischer Arbeit immer wieder zur bewussten Wahrnehmung
     aktuell auftauchender

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