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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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noch einmal so richtig aufflammen. In solchen Situationen muss der Coach immer ein hohes Maß an Steuerung übernehmen, um Eskalationen
     aufzuhalten oder zu mildern. Manchmal erweist es sich als sinnvoller, die Eingangsdiagnostik für ein nachfolgendes Krisen-Coaching
     mit Teams durch Gespräche mit einzelnen Mitgliedern zu realisieren.
     
    So ließ sich z. B. die Krisensituation des Teams vom Vorarbeiter Uwe wahrscheinlich bündiger durch eine Einzelsitzung mit
     dem Vorarbeiter erfassen, als wenn der Coach sofort mit der gesamten Arbeitsgruppe konfrontiert gewesen wäre.
     
    Ein derartiges diagnostisches Vorgehen bewährt sich vor allem in den Fällen, wo teaminternen Konflikten aus Sicht seiner Mitglieder
     der Odem des »Peinlichen«, »Tabuisierten« oder »Unaussprechlichen« anhaftet. Da sich allerdings bei diagnostischen Zugängen
     über Einzelne oft Verdächtigungen gegen den Coach im Sinne von Komplizenschaft mit dem Erstinformanden einstellen, sei hierbei
     immer Vorsicht angeraten. Ein diagnostischer Zugang über Einzelne bedarf einer legalen Basis. Diese kann auf mehrfache Weise
     hergestellt werden: Der Coach bittet entweder die formale Leitung und/oder die Mitarbeitervertretung um ein Erstgespräch,
     oder er bittet das Team, zwei Vertreter zu einem Erstgespräch mit ihm zu entsenden.
    Der Coach sollte sich übrigens auch vor Krisengesprächen mit Teams alle verfügbaren schriftlichen Informationsquellen, wie
     z. B. Broschüren, Werbematerialien, Organigramme usw., übersenden lassen. So erhält er zumindest eine erste Ahnung von strukturellen
     oder kulturellen Problemherden. Bei krisenhaften Teams besteht immer eine gewisse Gefahr, dass sich Berater von den Eskalationsprozessen
     der Teammitglieder anstecken lassen und auf eine reflexive Analyse des gesamten Problemfeldes verzichten. Das aber führt häufig
     dazu, dass sie in mikropolitische Prozesse der organisatorischen Einheit geraten (
Neuberger
1993) oder nur pathologiestabilisierende Funktionen übernehmen.
    Im weiteren Verlauf der Arbeit mit krisenhaften Teams hat es sich bewährt, gemeinsame Teilziele zu vereinbaren, die zwischen
     den jeweiligen Sitzungen zu realisieren sind. Durch solche strukturierende Maßnahmen werden die Mitglieder zu Kooperationen
     animiert, die dann ihrer Qualität und ihrem Inhalt nach in der darauf folgenden Sitzung ausgewertet |334| werden. Ein derart strukturierendes Vorgehen bietet auch den Vorteil einer generellen kollektiven Stabilisierungshilfe. Idealerweise
     nimmt der Coach dann im weiteren Verlauf seine Strukturfunktion zurück und ermutigt das Team, sich innerhalb der Coaching-Sitzungen
     und natürlich auch in seinen sonstigen Kooperationszusammenhängen zunehmend selbst zu steuern.

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4. Die Beendigung von Coaching
    Jedes Coaching findet irgendwann ein Ende. Und auch dieses Ende bedarf einiger Überlegungen seitens professioneller Berater.
     Der Coach begleitet ja Menschen auf einem für sie mehr oder weniger wichtigen Abschnitt ihres beruflichen Daseins. Und er
     sucht sie dabei in ihren Selbstgestaltungspotenzialen für ihren zukünftigen beruflichen Werdegang zu stärken. Dadurch erhält
     jeder Coaching-Prozess eine gewisse existenzielle Bedeutung für Klienten, aber auch für den Coach. Denn dieser hat ja auch
     ein gewisses Quantum seiner Lebensenergie und -zeit in den gemeinsamen Prozess investiert, und auch er hat eine Bereicherung
     seiner beruflichen Horizonte erfahren. Dieser Bedeutung von Coaching ist dann auch bei der Beendigung der gemeinsamen Arbeit
     Rechnung zu tragen.
     
    So sollte je nach dem Setting und je nach der Dauer des Coachings ein entsprechender Zeitraum für ein abschließendes Resümee
     reserviert bleiben. Dabei sind der gemeinsame Arbeitsprozess, die besondere Bedeutung, die dieser für Klient und Coach hatte,
     und die Zukunftsvisionen des Klienten in einer Zusammenschau prägnant zu machen.
    4.1 Die Beendigung von Einzel-Coaching
    Einzel-Coaching kann als Krisenintervention nach einer einmaligen Begegnung beendet sein, als zeitlich und thematisch limitiertes
     Coaching nach fünf bis zehn Doppelstunden und als Langzeit-Coaching erst nach etlichen Jahren. Der Abschluss der gemeinsamen
     Arbeit sollte nun dem Anlass und der zeitlichen Ausdehnung Rechnung tragen.
    Bei einmaligen Kriseninterventionen wird der Coach den Klienten lediglich zehn Minuten vor Ende der Sitzung bitten, die subjektive
     Bedeutung |335| des soeben Erarbeiteten, seine

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