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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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Psychotherapeut durch seine Ausbildung und seine Erfahrung im Laufe
     der Jahre ein sensibles Gespür für bestimmte Problemkonstellationen in der Entwicklung von Menschen und ihre jeweiligen Konsequenzen
     entwickelt, erwirbt der Coach vergleichbare Qualifikationen für berufliche Entwicklungen und Konstellationen. So weiß jeder
     Coach, dass die »Luft in höheren Führungsetagen dünn« wird, d. h. mit jedem sozialen Aufstieg auch die Einsamkeit zunimmt.
     Er weiß auch, dass jede willkürliche Entscheidung von Vorgesetzten eine mehr oder weniger deutliche Kränkung unterstellter
     Mitarbeiter darstellt, dass formale Korrekturen eines Systems oder ein Leiterwechsel (
Rau
1994) immer mit »kulturellen Krisen« verbunden sind usw.
    Im Konkreten ist aber selbstverständlich jedes berufliche Problem anders gelagert. Dann wird der Coach die aktuelle berufliche
     Situation erst rekonstruieren. Denn wie der Psychotherapeut gelebtes Leben rekonstruiert (
Lorenzer
1970;
Petzold
1993), damit es vom Patienten verstanden und aktiv neu gestaltet werden kann, findet auch beim Coaching eine umfassende emotions-
     und problemorientierte Rekonstruktion statt. Ziel ist hier wie in der Psychotherapie, dass der Klient immer umfassender versteht,
     was ihn bekümmert, um sodann Veränderungen einzuleiten. Darüber hinaus wird der Klient durch übungszentrierte Sequenzen unterstützt,
     seine Veränderungswünsche zu realisieren; denn wie der Patient in einer guten Psychotherapie nicht auf seinen Erkenntnissen
     sitzen gelassen wird, sucht auch der Coach Unterstützung bei anstehenden Veränderungen zu geben.
    Der entscheidende Unterschied zur Psychotherapie besteht also in der Fokussierung auf berufliche Problemkonstellationen. Dabei
     ist zu beachten, dass berufliche Themen und dementsprechend auch berufliche |70| Probleme meistens eine andere Dynamik als private aufweisen. Die Problemkonstellationen basieren auf formaleren Regulativen
     und sind im Allgemeinen nur vom Kontext her zu verstehen.
    Wo Coaching versagt
    Coaching ist aber natürlich kein Allheilmittel. So lassen sich, selbst wenn der Coach über eine psychotherapeutische Ausbildung
     verfügt, bestimmte im Beruf entstandene Phänomene nicht »behandeln«. Es sind im Allgemeinen solche Symptome, die sich auch
     im Rahmen ambulanter Psychotherapie kaum bewältigen lassen. Entgegen den Empfehlungen mancher Autoren (z. B.
Domsch
1993) sind etwa Suchtphänomene, die sich schon stärker ausgewachsen haben, durch Coaching nicht zu reduzieren. In die Gruppe
     von unheilbaren Beschwerden gehören auch akute psychotische Zustände, die einen Klinikaufenthalt notwendig machen (
Looss
1993).
    Eine weitere Begrenzung von Coaching stellen auch objektive Faktoren im beruflichen Kontext dar. Zwar lassen sich gar nicht
     selten über die Arbeit mit Führungskräften Korrekturen von formalen und informellen Organisationsphänomenen erreichen; grundlegende
     Parameter, wie Ressourcen-Mangel oder das Wegbrechen von Märkten, sind durch Coaching natürlich nicht korrigierbar (
Looss
1992).
    Neben grundsätzlichen Grenzen von Coaching können sich auch individuelle ergeben, dass nämlich ein Coach einen bestimmten
     Klienten oder eine bestimmte Problemkonstellation nicht erfasst, dass seine Feldkompetenz nicht hinreicht oder eine berufliche
     Situation so aussichtslos ist, dass nichts zu machen ist. Dann muss der Coach, ebenso wie jeder Psychotherapeut bei »resistenten
     Patienten«, sich seine Ohnmacht eingestehen, das Coaching verantwortlich zu beenden suchen und dem Klienten eventuell sogar
     helfen, eine passendere Hilfsinstanz ausfindig zu machen.
    2.2 Coaching als Weg zur beruflichen Selbstverwirklichung
    Glücklicherweise stellen sich die Themen im Coaching meistens nicht so aussichtslos dar, und glücklicherweise geht es hier
     keineswegs nur um die Bewältigung beruflicher Leiden. In den letzten Jahren fragen immer häufiger Menschen Coaching an, weil
     sie viel Konstruktives in ihrer Arbeit |71| erleben und sie noch »dichter« oder »umfassender« ausgestalten wollen. Dieser Trend korrespondiert mit Entwicklungen in der
     Psychotherapie, wo sich in den letzten Jahrzehnten ebenfalls beobachten lässt, dass Menschen keineswegs nur mit Leiderfahrungen,
     sondern auch mit dem Wunsch nach
Selbstverwirklichung
in eine Therapie eintreten. Sie streben dann an, ein Mehr an menschlichen Potenzialen im Beruf zu entfalten, d. h. mehr Intuition,
     mehr Kreativität, mehr Sensibilität usw. So

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