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Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung

Titel: Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Schreyoegg
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jede andere Fortbildungsmaßnahme einen angemessenen Transfer ermöglicht.
    So wird im Bereich von Human Service Organizations in den letzten Jahren auch immer häufiger Coaching angefragt. Dies geschieht
     allerdings in der Regel durch die Sozialmanager selbst. Im Gegensatz zur Situation in Betrieben wird es heute noch relativ
     selten durch Personalabteilungen vermittelt. Wahrscheinlich gilt es hier meistens noch als »verzichtbarer Luxus«, von dem
     man auch nicht sicher sein kann, ob er nicht doch irgendeine Form »privatistischer Seelenmassage« darstellt. Und solche zu
     finanzieren, sind öffentliche und private Träger heute oft nicht mehr gewillt. Hier finden wir eher einen Trend zur Entwicklung
     von Kollektiven, d. h. zur Teamsupervision oder zur Organisationsberatung (
Maelicke, Reinbold
1992). Die einzelnen Sozialmanager dagegen bleiben meistens auf eine private Finanzierung ihrer Fortentwicklung angewiesen.
    1.3 Coaching als Personalentwicklung für Freiberufler
    Bislang war nur die Rede von Managern und Sozialmanagern, d. h. von Mitgliedern irgendwelcher Organisationen, die eine Führungsfunktion
     bekleiden. Coaching dient aber realiter auch vielen Freiberuflern, die als Psychotherapeut, Supervisor, Unternehmensberater,
     Fortbildner, Rechtsanwalt |66| oder Arzt ebenfalls für ihre berufliche Fortentwicklung im Sinne einer Verbesserung des Managings sorgen wollen. Die generell
     große Nachfrage nach Fortbildungen aller Art aus diesem Milieu ist nicht erstaunlich, wenn man sich deutlich macht, dass berufliches
     Dasein auf dem freien Feld, eben ohne feste organisatorische Zugehörigkeit, auch eine Fülle von Nachteilen aufweisen kann.
     Wo in organisatorischen Systemen bestimmte fachliche Neuentwicklungen oft wie selbstverständlich transportiert werden, muss
     sich der Freiberufler immer aus sich heraus um Anschluss an den aktuellen Diskussionsstand bemühen. Viele befürchten dann,
     immer nur »in der eigenen Suppe zu schwimmen«, also eine Freiberufler-Blindheit zu entwickeln.
    So stellt es z. B. für Unternehmensberater oder freiberufliche Psychotherapeuten eine nicht zu unterschätzende Frage dar,
     ob sie vor lauter Arbeit überhaupt noch Anschluss an die aktuelle sozialwissenschaftliche Entwicklung haben, ob sie auf Dauer
     einen genügend breiten Horizont für ihre Arbeit entwickeln oder aufrechterhalten können usw. Darüber hinaus fehlt ihnen meistens
     ein fachlich versierter Gesprächspartner, der ihnen für das Gelungene, aber auch für das Misslungene Feedback und korrigierende
     Unterstützung gibt. Der Coach fungiert hier also oft als
Evaluator
, der die Managementfunktion der Kontrolle kompensieren soll. Der breite Handlungsspielraum von Freiberuflern bedarf aber
     auch eines sorgfältigen Planens, einer guten Organisation usw., für die sich diese Gruppierung auch nicht selten beim Coach
     Unterstützung sucht.
    Die zentralste Ursache für die Tatsache, dass überdurchschnittlich viele Freiberufler Coaching in Anspruch nehmen, ist aber
     sicher ihr generell höheres Maß an beruflicher Einsamkeit. Der Coach erhält dann, wie etwa beim Tennisstar, die Funktion eines
     beruflichen Solidarpartners, der nicht nur beim Managen, sondern auch bei der Regulation des Gefühlshaushalts helfen soll.

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2. Coaching als Dialogform über Freud und Leid im Beruf
    Solche Überlegungen führen uns zu der anderen Funktion von Coaching. Neben seiner Bedeutung als Personalentwicklungsmaßnahme
     liegt sein Wert auch darin, dass hier alle menschlichen Erfahrungen im Zusammenhang |67| mit dem Berufsleben unterzubringen sind. Jeder, der selbst lange berufstätig war, weiß, dass berufliches Dasein vielfältige
     Formen von Leid, aber auch von menschlicher Freude in sich bergen kann.
    Obgleich Arbeit im letzten Jahrzehnt einen Teil ihrer sinnkonstituierenden Bedeutung eingebüßt hat (
Schulze
1993), stellt sie, wie vor allem die moderne Krisen- (
Ulich
1987) und Job-Stress-Forschung (
Perewé
1991) zeigt, doch noch einen hochgradig wichtigen identitätsstiftenden Faktor dar (vgl.
Petzold, Heinl
1983). In westlichen Industrienationen, die einen beträchtlichen Grad an sozialer Durchlässigkeit realisieren konnten, bestimmt
     sich die gesellschaftliche Platzierung eines Menschen immer noch vorrangig nach Erfolg und Misserfolg im Beruf. So ist es
     eigentlich geradezu selbstverständlich, dass die Frage, »wie viel Leid oder Freude erlebe ich in meinem beruflichen Dasein«,
     für jeden

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