Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
Menschen in der einen oder anderen Weise von Bedeutung ist.
Coaching als qualifizierte Dialogform für berufliche Zusammenhänge erweist sich für solche Intentionen als besonders hilfreich.
Dabei fungiert es einerseits als »Therapie gegen berufliches Leid« und andererseits als »Unterstützung beruflicher Freude«,
die sich am ehesten durch eine Mobilisierung selbstgestaltender Potenziale einstellt. Der Coach übernimmt in diesem Zusammenhang
die Rolle eines »Therapeuten für berufliche Fragen«. So wie moderne Psychotherapie sich keineswegs in der Beseitigung oder
Linderung von Symptomen erschöpft, sondern auch menschliche Potenziale zu fördern sucht, ist auch der Coach zuständig für
Erweiterungen und Vertiefungen im Beruf.
2.1 Coaching als »Therapie gegen berufliches Leid«
Wir finden in beruflichen Zusammenhängen eine unübersehbare Vielfalt von Beunruhigungen, Krisen und Deformationen, die nicht
selten mit der Ausbildung schwerer psychischer und/oder physischer Symptome einhergehen. Psychotherapie ergibt hier oft keine
Besserung, während Coaching als spezifische berufliche Beratungsform in vielen Fällen neue Entwicklungen einleiten kann. In
der Realität treten allerdings auch Phänomene auf, die sich zwar im Beruf aktualisieren, die aber mit Coaching nicht zu bewältigen
sind.
|68| Warum Psychotherapie oft nicht hilft
Viele Menschen, die an der Bewältigung beruflicher Probleme »kranken«, wenden sich an Psychotherapeuten. Dabei erleben sie
nicht selten, dass diese ihre aktuellen Schwierigkeiten auf frühkindliche Erfahrungen oder jedenfalls auf individuelle Gefühlsphänomene
beziehen. Psychotherapeuten fragen oft noch nicht einmal nach der speziellen Situation im Beruf. Wenn sie sich diesbezüglich
erkundigen, wirken sie in vielen Fällen eher hilflos und wissen nicht, wie sie solche Erfahrungen zuordnen, geschweige denn
bearbeiten können.
Das ist auch nicht weiter erstaunlich, weil alle heute relevanten psychotherapeutischen Konzepte entlang der Privatwelt von
Menschen entwickelt wurden. Die Berufswelt ist seit
Freud
kein Thema.
Freud
selbst nahm an, dass Menschen nur notgedrungen im Sinne des Realitätsprinzips arbeiten. Für Arbeitsstörungen, Arbeitsunlust
usw. nahm er grundlegende Triebkonflikte an (
Freud
1926). In der Nachfolge
Freuds
finden wir unter Psychoanalytikern auch kaum Autoren, die sich des Themas Arbeit in besonderer Weise angenommen hätten. Arbeitsprobleme
werden jedenfalls regelmäßig auf frühkindliche Erfahrungsmuster reduziert (
Ammon
et al. 1983).
Psychotherapeuten aus dem humanistisch-psychologischen Lager, die zweite der heute weithin praktizierten Gruppe von Therapieansätzen,
stehen Arbeit nicht nur hilflos, sondern meist sogar kritisch gegenüber. Auf dem Hintergrund expressionistischer Positionen
der 40er und 50er Jahre propagierten die Ursprungsautoren dieser Ansätze die Kreation eines neuen Menschentyps, der sich idealiter
unabhängig von anderen und losgelöst von den Bedrängnissen des Daseins laufend »selbstverwirklicht« (
Maslow
1973;
Bühler, Allen
1974 u. a.). Hier wird im Allgemeinen ebenfalls die Tatsache ausgeblendet, dass menschliches Dasein in institutionalisierten
Handlungsprozessen, eben regelmäßig mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten, eine höchst vergnügliche, gesellschaftlich
wertvolle und sinnstiftende Dimension enthalten kann. Berufliches Leid erscheint aus der Sicht dieser Ansätze letztlich nur
als »Jammertal«, das man so schnell wie möglich abstreifen sollte. Eine kompetente und konstruktive Hilfe zur Bewältigung
beruflicher Probleme ist auch hier selten zu erwarten.
|69| Was Coaching leisten kann
Coaching als emotions-
und
problemorientierte Beratungsform kann sich schon aus den genannten Gründen keinem psychotherapeutischen Verfahren allein verpflichten.
Der Coach sucht vielmehr, natürlich entsprechend der jeweiligen Problemlage, in einem ersten Schritt den Fokus der Beschwerden
in der Berufswelt. Erst im zweiten Anlauf werden dann auch privatweltliche Erfahrungen als Ursachen in Betracht gezogen. So
strebt Coaching meistens eher Korrekturen der beruflichen Perspektiven an, der beruflichen Handlungsformen, Strukturierungsweisen
und oft auch des beruflichen Umfeldes.
Der Coach ist also neben seiner Funktion als Erwachsenenbildner idealerweise ein »Spezialist für die Besserung unterschiedlicher
Formen beruflichen Leides«. So wie ein qualifizierter
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