Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
eines Anwendungsmodells besteht in
grundlegenden
methodischen Anweisungen
. Bei Therapiemodellen wird sie »therapietheoretische |140| « (
Herzog
1982) oder bei Supervisionsmodellen »supervisions-theoretische« Ebene (
Schreyögg
1991) genannt. Auf dieser Stufe eines Handlungsmodells sind Aussagen enthalten über die Ziele des Modells, die Art, wie Themen
von Klienten, Supervisanden usw. in der aktuellen Beratungssituation rekonstruiert werden, Aussagen über die beabsichtigten
Wirkungen des Modells, über den Interaktionsstil und die Handhabung von unterschiedlichen Beratungssituationen. Auch diese
Ebene eines Modells muss zu den Prämissen des Meta-Modells in Beziehung stehen. Sie muss aber auch an Positionen der Theorieebene
angebunden sein.
Die basalste Ebene eines Anwendungsmodells stellt seine
Praxeologie
dar. Hier sind die einzelnen methodischen Maßnahmen und prozessualen Anweisungen enthalten, die zur Realisierung von Zielen,
zur Erzeugung von beabsichtigten Wirkungen usw. führen. Das potenzielle Inventarium an methodischen Möglichkeiten ist auch
daraufhin zu überprüfen, inwieweit es mit den vorhergehenden Ebenen kompatibel ist.
Meta-Modell
|
Theorieebene
|
Anweisung zur Methodenanwendung
|
Praxeologie
Abbildung:
Die Struktur eines integrativen Handlungsmodells (nach
Herzog
1982)
Als Anforderung an die Wissensstruktur eines ausformulierten Coaching-Konzepts lassen sich demnach folgende Aspekte nennen:
(1) Ihr sollte ein
Meta-Modell
mit anthropologischen und erkenntnistheoretischen Prämissen zugrunde liegen. (2) Sie muss über ein
breites theoretisches
Rüstzeug
verfügen, das speziell für die Managementberatung geeignet ist. Dieses Theorieinventarium steht idealerweise mit dem Meta-Modell
des Coaching-Konzepts in Beziehung. (3) Die Wissensstruktur eines Coaching-Konzepts sollte auch explizite Anweisungen über
den
Verwendungszusammenhang von Methoden
enthalten, d. h. über Ziele, Rekonstruktionsformen, die beabsichtigten Effekte, den bevorzugten Interaktionsstil und die Handhabung
von unterschiedlichen Coaching-Situationen |141| . Diese Angaben sind idealerweise gleichfalls auf das Meta-Modell abgestimmt. (4) Darüber hinaus muss die Wissensstruktur
des Modells ein
breites Methodeninventarium
aufweisen, damit möglichst alle Anwendungsfälle von Managementberatung methodisch abgedeckt werden können. Dieses Methodeninventarium
ist wieder auf alle vorhergehenden Ebenen abzustimmen. Daneben sollte die Wissensstruktur prozessuale Anweisungen enthalten.
2.1 Ein meta-modelltheoretisches Fundament
Bei manchen Publikationen über Coaching entsteht der Eindruck, dass hier jede Methodik und jede Theorie, wenn sie nur hilft,
zu verwenden sei. So rigoros pragmatisch sollte kein Coach und dementsprechend auch kein Coaching-Konzept orientiert sein.
Natürlich geht es in jeder Beratung darum, Effekte zu erzeugen und Menschen zu unterstützen, dass sie ihr Leben, in unserem
Zusammenhang vorrangig ihren Beruf, flüssiger, effektiver oder gewandter meistern.
Wie aber in der Psychotherapie die Patienten, so sind auch beim Coaching die Klienten keine Objekte, die man mit beliebigen
Methoden, nur weil sie gerade als »brandneu« angepriesen werden, »behandeln« könnte. Und sie sind auch keine »Fälle«, die
wahllos mithilfe jeder neuen Theorie in irgendeine Schublade gesteckt werden könnten. Selbstmanagement lässt sich auf diese
Weise jedenfalls nicht fördern. Ein Coach und dementsprechend auch die Wissensstruktur eines Coaching-Konzepts benötigen vielmehr
einen normativen Rahmen, der anthropologische Orientierungsmuster enthält, welche Methoden und welche Theorien für Menschen
überhaupt angemessen sind.
Nun wird ein Interessent für Coaching nicht schon beim Erstgespräch mit dem Berater in einen umfassenden Dialog über die »Ethik
von Coaching« eintreten. Für die Zukunft dieser Beratungsform ist aber sicher von Bedeutung, dass hier überhaupt normative
Leitlinien formuliert werden; denn wer setzt sich schon etwas aus, dessen zugrunde liegende Prämissen er nicht kennt. Dabei
kann es allerdings nicht um die Formulierung von Prinzipienkatalogen oder um die »Verkündigung eines Credos« gehen, sondern
um begründbare anthropologische Positionen.
Ein damit zusammenhängender Aspekt von Handlungsmodellen betrifft die Frage, wie handlungsrelevante Phänomene vom Coach und |142| seinen Klienten überhaupt erkannt werden können. In
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