Coaching - Eine Einfuehrung fuer Praxis und Ausbildung
eine relativ komplexe Anforderung dar. Wie eben schon
anklang, finden wir in der aktuellen Coaching-Szene im Prinzip eine Polarisierung zwischen Beratern, die entweder als Betriebswirte,
Ingenieure oder Juristen über Kompetenzen für die Beratung betrieblicher Zusammenhänge verfügen, und solchen, die als Psychologen,
Soziologen oder Sozialarbeiter mit sozialen Dienstleistungssystemen vertraut sind. Innerhalb dieser Gruppierungen werden ja
jeweils wie selbstverständlich unterschiedliche Kulturmuster (
Schein
1985) transportiert, weshalb sich der Transfer von Beratungskompetenzen aus der einen in die andere Kultursphäre oft als schwierig
erweist. Idealerweise verfügt zwar ein Coach über breite Felderfahrungen, sodass er für Führungskräfte unterschiedlicher Bereiche
infrage kommt. Ein guter Coach kennt aber auch seine Grenzen, d. h. er weiß, dass kein Mensch für alle Beratungsgelegenheiten
infrage kommen
kann
.
Eine Minimalanforderung an den Coach wäre, dass er sich für das berufliche Feld seines Klienten und dessen Entwicklungen interessiert
und sich ernstlich zu engagieren beabsichtigt. Manchmal lässt sich allerdings auch feststellen, dass maximal feldkompetente
Berater ungünstige Effekte erzeugen. Ein Coach etwa, dem es als früherem Geschäftsführer einer Firma gelang, diese zu besonderer
Blüte zu bringen, kann allzu schnell genervt reagieren, wenn einem von ihm beratenen Manager in vergleichbarer Position vieles
nur zäh von der Hand geht.
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2. Anforderungen an das Konzept des Coach
Wenn ein Coach beabsichtigt, das Selbstmanagement seiner Klienten zu fördern, verfügt er idealerweise über ein
Handlungsmodell
, das er diesen gegenüber beschreiben und begründen kann. Es sollte vielfältige methodische, zielspezifische, theoretische
usw. Aspekte enthalten, und es sollte auf einem möglichst deutlichen anthropologischen und erkenntnistheoretischen Fundament
basieren. Im Prinzip erhält der Klient nämlich erst dann einen Eindruck von dem, was ihn voraussichtlich erwartet, und erst |139| dann kann er eine selbstbestimmte Entscheidung treffen, ob er sich in Interaktion mit diesem einen Coach begeben will.
Bei der Frage, welche Anforderungen an ein Coaching-Konzept zu stellen sind, lässt sich Anleihe nehmen bei Anwendungsmodellen,
die für andere Bereiche angewandter Sozialwissenschaft kreiert wurden. Solche Modelle finden wir in der Psychotherapie (
Hagehülsmann
1984;
Petzold
1993), in der Pädagogik (
Herzog
1984) und in der Supervision (
Schreyögg
1991). Als basale Prämisse derartiger Modellkonstruktionen gilt, dass Anwendungsfälle eine unendliche Vielfalt aufweisen,
die nur mit theorie und methodenpluralen Konzepten abgedeckt werden kann. Psychotherapie, Pädagogik und Beratung, die sich
dann aber wahllos jeder verfügbaren Theorie und jeder verfügbaren Methode bedienen, münden leicht in unreflektierten Eklektizismus.
Dabei entstehen nämlich oft kontraproduktive Effekte, oder bei den Klienten wird Konfusion erzeugt (
Textor
1988). Zur Vermeidung solcher Phänomene empfehlen einschlägige Autoren die Kreation von Handlungsmodellen, bei denen Theorien
und Methoden auf begründete Weise in eine so genannte Wissensstruktur integriert werden.
Die Basis solcher
Wissensstruktur
bildet regelmäßig ein Meta-Modell, das einen Satz von anthropologischen und erkenntnistheoretischen Prämissen enthält. Es
dient als Maßstab für alle diagnostischen und methodischen Elemente des Ansatzes. Das heißt, die jeweils verwendeten Theorien
zur Strukturierung von Praxisereignissen und die Methodik zu ihrer Bearbeitung werden hier nicht nur nach rein pragmatischen
Gesichtspunkten ausgewählt, sondern sie weisen jeweils Anschluss an die Prämissen des Meta-Modells auf (
Schreyögg
1991).
In diesem Sinn handelt es sich um deduktive Modellkonstruktionen, die mit der Formulierung von
anthropologischen
und
erkenntnistheoretischen
Prämissen
starten. Eine nachgeordnete Ebene stellt einen
Satz von
Theorien
dar, die zunächst entsprechend dem jeweiligen Gegenstand des Anwendungsmodells zu wählen sind. Theorien dienen ganz grundsätzlich
der gedanklichen Strukturierung von realen Anwendungssituationen. Die theoretischen Konstruktionen sind aber jeweils auf ihre
anthropologischen Implikate hin zu sortieren bzw. daraufhin zu überprüfen, inwieweit sie mit den vorab formulierten anthropologischen
Prämissen kompatibel sind.
Die dritte Ebene
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