Coaching to go
denn sonst hätte sie sie wohl kaum lesen können. Worauf ich hinauswill: Kann man »ein bisschen« manipulieren? Das hängt ganz davon ab, nach welchen ethischen Grundsätzen wir leben!
Und da sind wir auch wieder beim Verkäufer: Wie er verkauft, hängt davon ab, welche Werte er vertritt und auch lebt. Es gibt keinen »schlechten« Verkäufer – es gibt solche, die ehrlich und fair sind – und es gibt die, die einen um jeden Preis über den Tisch ziehen und mit unguten Mitteln zu manipulieren versuchen.
Weil man sich ungern vorwirft, man habe manipuliert, bagatellisiert man lieber und spricht von »kreativ umschreiben« oder »ein bisschen an die Firma angepasst«.
Viele Bewerbungsschreiber tun das und fühlen sich damit unwohl. Dann fragen sie mich:
»Ist das in Ordnung, Bewerbungen ›ein bisschen zu beschönigen‹?« – Darauf gibt es keine allgemeingültige Antwort, nur eine andere Frage: Ist das für Sie in Ordnung?
Und so antworte ich dann auch: »Wenn es für Sie in Ordnung ist, dann ist es in Ordnung!«
Meine Werte stehen hier nicht zur Debatte.
Aus Angst vor Ablehnung kommen viele in Versuchung, in für sie selbst unguter Weise manipulativ zu werden.
Für Ursula war es nicht in Ordnung. Sie fühlte sich unwohl damit, etwas zu schreiben, was so nicht den Tatsachen entsprach. Gleichzeitig hatte sie die Befürchtung, dass sie den Job nicht bekäme, wenn sie bei der Wahrheit bliebe. Die Wahrheit war unter anderem eine »unschöne Lücke« im Lebenslauf: Sie war etwas über ein Jahr arbeitslos gewesen. In unserer Gesellschaft heißt »Ich war arbeitslos« leider so etwas wie »Ich hatte die Pest«, und daher rate ich davon ab, dies einfach so stehen zu lassen.
Was war in der Lücke passiert? Ursula war vier Monate in Thailand gewesen, sie hatte dort in der Gastronomie gejobbt, gelernt, Silberschmuck herzustellen, und ihr Englisch verbessert. Wieder zu Hause, verkaufte sie ihren Schmuck auf kleinen Märkten. Na, da steckt doch einiges drin, was man zur Linderung der Pest schreiben könnte!
Glauben Sie mir: Die meisten Menschen tun während ihrer Arbeitslosigkeit etwas! Sie wissen es nur vielleicht nicht zu schätzen oder können es nicht in Worte fassen. Hier hilft der Coach!
Bei anderen Klienten ist es nicht nur eine »Lücke«, sondern eine tief sitzende Angst davor, generell nicht gut genug zu sein.
Die Angst davor oder vor Ablehnung und Zurückweisung ist generell ein weites Feld, das ich hier bewusst nur sehr partiell beackert habe. Falls Sie sich dadurch angesprochen fühlen, empfehle ich dringend, dass Sie mit einem Coach oder einem Therapeuten über darüber sprechen. Denn jene Ängste lassen sich bestimmt nicht mit einem lapidaren: Du brauchst keine Angst zu haben!« oder »Eigentlich weißt du doch, dass du gut bist« beschwichtigen.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob ich es in Ordnung finde, Bewerbungen zu manipulieren. Nein, ich finde es nicht in Ordnung! Und nicht nur, dass es nicht in mein Wertesystem passt, »ungut« zu manipulieren ist meiner Meinung nach sogar kontraproduktiv! Es führt nämlich erstens dazu, dass der Bewerber sich unwohl fühlt, in Konflikt mit seinen Werten gerät – und dieses Unwohlsein kann man zwischen den Zeilen eines Anschreibens lesen! (Ich erinnere mich aus meiner Zeit in der Werbung an einige Bewerbungen, die irgendwie »falsch rochen …«). Und zweitens versteckt sich meist unter vermeintlich Negativem etwas Gutes, das hinaus möchte und Mehrwert schafft. Anders gesagt: Ich finde die Wahrheit attraktiver. Es findet sich immer etwas, was wahr und gut ist. Ich freue mich, wenn ich Sie durch dieses Kapitel zur Suche animieren konnte!
28. Es ist die Hölle!
Barbara (37) kam zum Coaching to go, weil ihre Ehe, wie sie sagte, »die Hölle« war. Nun ist es in 30 Minuten kaum möglich, eine Hölle in ein Paradies zu verwandeln, das war auch Barbara klar. Möglich aber war es, Barbara daran zu erinnern, wie das Paradies einmal gewesen war, damals, als alles anfing …
In der Regel beginnt nämlich jede Beziehung paradiesisch: rosa Wolken, Schweben auf Wolke Nummer sieben, Schmetterlinge im Bauch … es kaum erwarten können, den anderen in seine Arme zu schließen, die Sekunden bis zum Wiedersehen zählen …
Aber keine Beziehung ist ein immerwährendes Paradies! Wir akzeptieren besser gleich, dass es auch mal schlechte, sehr schlechte Tage geben kann. Wir sollten unsere Beziehungen nicht mit Idealvorstellungen überladen und die Realität durch die
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