Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra

Titel: Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frederick Forsyth
Vom Netzwerk:
geborgen worden sei; sie sei bis zur Unkenntlichkeit verbrannt, aber ein paar erkennbare Gegenstände seien geborgen worden. Man werde sie in Asservatenbeutel packen und gleich am Morgen zum Polizeihauptquartier schicken.
    Um sechs Uhr früh wurden die Überreste der Nacht im Polizeihauptquartier untersucht. Von den anderen drei Toten war keiner verbrannt, aber die Überbleibsel des vierten stanken nach Benzin und Feuer: ein zusammengeschmolzenes Mobiltelefon, ein Siegelring, ein Heiligenmedaillon, eine Uhr, an deren Armband noch Gewebefetzen klebten, und eine Brieftasche, die vor den Flammen geschützt gewesen war, weil der verunglückte Fahrer darauf gesessen hatte. Die Papiere, die sie enthielt, waren zum Teil noch lesbar. Der Führerschein gehörte zweifelsfrei einem Juan Cortez, und die panische Frau, die aus Las Flores angerufen hatte, hieß Señora Cortez.
    Am Morgen um zehn Uhr standen zwei Polizisten vor ihrer Tür. Beide machten ein düsteres Gesicht, und der eine sagte: » Señora Cortez, lo siento muchissimo …« Ich bedaure zutiefst. Señora Cortez fiel in Ohnmacht.
    Eine förmliche Identifizierung kam nicht in Frage. Am nächsten Tag erschien Señora Irina Cortez, begleitet und gestützt von zwei Nachbarinnen, im Leichenschauhaus. Was einmal ihr Mann gewesen war, lag hier jetzt als schwarz verkohlter Klumpen aus Knochen und verschmolzenem Fleisch, ein Brocken Kohlenstoff mit irrsinnig grinsenden Zähnen. Mit Zustimmung der schweigenden Polizisten, die dabei waren, ersparte der Leichenbeschauer ihr den Anblick dieser Überreste.
    Aber sie identifizierte unter Tränen die Uhr, den Siegelring, das Medaillon, das zusammengeschmolzene Handy und den Führerschein. Der Leichenbeschauer würde eine Erklärung unterzeichnen, dass diese Gegenstände im Besitz des Leichnams gewesen waren, und die Verkehrspolizei würde bestätigen, die Leiche aus dem ausgebrannten Wagen sei die des Besitzers Juan Cortez, der das Auto an diesem Abend gefahren hatte. Das genügte; die Bürokratie war zufriedengestellt.
    Drei Tage später wurde der unbekannte amerikanische Landstreicher in Cartagena im Grab des Schweißers, Ehemanns und Vaters Juan Cortez bestattet. Irina war untröstlich, und Pedro schniefte leise. Pater Isidro hielt die Totenandacht. Er hatte sein eigenes Martyrium zu durchleiden.
    War es sein Anruf gewesen? Das fragte er sich immer wieder. Hatten die Amerikaner geredet? Sein Vertrauen missbraucht? War das Kartell aufmerksam geworden? Hatte es angenommen, Cortez werde sie verraten, statt selbst verraten zu werden? Wie hatten die Yanquis so dumm sein können?
    Oder war es nur Zufall? Ein echter, ein schrecklicher Zufall? Er wusste, was das Kartell mit jemandem machte, den es im Verdacht hatte, selbst wenn die Beweise noch so dürftig waren. Aber wie hatten sie Juan Cortez im Verdacht haben können, nicht der loyale Handwerker zu sein, der er doch in Wahrheit bis zum Ende gewesen war? Pater Isidro las den Gottesdienst, sah zu, wie die Erde auf den Sarg polterte, und versuchte die Witwe und den Waisenjungen damit zu trösten, dass Gott sie wahrhaft liebe, auch wenn das jetzt schwer zu verstehen sei. Danach zog er sich in seine spartanische Unterkunft zurück und betete sehr lange um Vergebung.
    Letizia Arenal schwebte auf Wolken. Ein trüber Apriltag in Madrid konnte ihr nichts anhaben. Noch nie hatte sie solches Glück und solche Wärme verspürt. Wärmer konnte es nur in seinen Armen sein.
    Sie hatten sich zwei Wochen zuvor auf einer Caféterrasse kennengelernt. Gesehen hatte sie ihn dort schon öfter, immer allein, immer in seine Bücher vertieft. An dem Tag, als das Eis gebrochen war, hatte sie das Café mit ein paar Kommilitonen besucht, sie hatten gelacht und gescherzt, und er hatte am Nebentisch gesessen. In der kühleren Jahreszeit war die Terrasse verglast; die Tür hatte sich geöffnet, und der Wind hatte von der Straße hereingeweht und ein paar ihrer Papiere auf den Boden gefegt. Er hatte sich gebückt, um sie aufzuheben, Letizia hatte es auch getan, und ihre Blicke hatten sich getroffen. Und sie hatte sich gefragt, warum sie jetzt erst bemerkte, dass er umwerfend gut aussah.
    »Goya«, sagte er, und sie dachte, er wolle sich vorstellen, aber dann sah sie, dass er eines ihrer Blätter in der Hand hielt, die Reproduktion eines Ölgemäldes.
    » Obstpflückende Knaben «, sagte er. »Von Goya. Studieren Sie Kunst?«
    Sie nickte, und es kam ihr ganz natürlich vor, dass er sie nach Hause begleitete und sie

Weitere Kostenlose Bücher