Cobra - Forsyth, F: Cobra - Cobra
war vergrößert.
Juan Cortez sah bei seiner eigenen Beerdigung zu. Das Bild zoomte an die weinende Irina heran, die von einer Nachbarin gestützt wurde. Dann sah er seinen Sohn Pedro, dann Pater Isidro. Dann den Mann im Hintergrund, den Mann im schwarzen Anzug und mit schwarzer Krawatte und schwarzer Sonnenbrille, den Mann mit dem finsteren Gesicht, den Beobachter, den der Don geschickt hatte. Der Film war zu Ende.
»Du siehst«, sagte der Amerikaner und warf die Fernbedienung auf das Bett, »du kannst nicht zurück. Jetzt nicht, nie mehr. Juan Cortez ist in dem brennenden Autowrack gestorben. Das ist eine Tatsache. Du musst bei uns bleiben, hier in den USA . Und wir werden uns um dich kümmern. Wir werden dir nichts tun. Du hast mein Wort, und ich halte mein Wort. Natürlich wird es eine Namensänderung geben, und vielleicht auch ein paar Veränderung im Äußeren. Wir haben hier etwas, das Zeugenschutzprogramm heißt. Du wirst dazugehören. Du wirst ein neuer Mensch werden, Juan Cortez, mit einem neuen Leben an einem neuen Ort. Ein neuer Job, ein neues Zuhause, neue Freunde. Alles neu.«
»Aber ich will nicht alles neu haben«, schrie Cortez verzweifelt. »Ich will mein altes Leben wiederhaben.«
»Das geht nicht, Juan. Dein altes Leben ist vorbei.«
»Und meine Frau und mein Sohn?«
»Warum solltest du sie in deinem neuen Leben nicht bei dir haben? In diesem Land gibt es viele Gegenden, in denen die Sonne scheint, genau wie in Cartagena. Hier gibt es hunderttausende Kolumbianer, die legal eingewandert sind und sich glücklich niedergelassen haben.«
»Aber wie kann meine Familie …?«
»Wir würden sie herbringen. Du könntest Pedro hier großziehen. Was würde in Cartagena aus ihm werden? Ein Schweißer wie du? Der jeden Tag auf der Werft schwitzt? Hier könnte er in zwanzig Jahren alles sein. Arzt, Rechtsanwalt, vielleicht sogar Senator.«
Der kolumbianische Schweißer starrte ihn mit offenem Mund an.
»Pedro, mein Sohn, als Senator?«
»Warum nicht? Jeder Junge kann hier alles werden. Wir nennen das den American Dream. Doch wenn wir dir diesen Gefallen tun sollen, musst du uns helfen.«
»Aber ich habe Ihnen nichts zu bieten.«
»O doch, Juan, mein Freund. Hier in meinem Land zerstört das weiße Pulver das Leben junger Leute wie dein Pedro. Und es kommt auf Schiffen, versteckt in Kammern, die wir niemals finden können. Erinnere dich an diese Schiffe, Juan, an die, auf denen du gearbeitet hast. Ich muss jetzt gehen.«
Cal Dexter stand auf und klopfte Cortez auf die Schulter. »Denk über alles nach. Sieh dir die DVD an. Irina trauert um dich. Pedro weint um seinen toten Papa. Es könnte alles so gut für euch werden, wenn wir sie hierher zu dir bringen könnten. Dafür brauchen wir nur ein paar Namen. Ich komme in vierundzwanzig Stunden wieder. Weggehen kannst du leider nicht. Um deinetwillen. Falls dich jemand gesehen hat. Unwahrscheinlich, aber möglich. Also bleib hier und denk nach. Meine Leute werden sich um dich kümmern.«
Das Trampschiff Sidi Abbas würde niemals einen Schönheitspreis gewinnen, und der Gesamtwert des kleinen Frachters war ein Almosen, verglichen mit den acht Ballen in seinem Laderaum.
Die Sidi Abbas kam aus der Großen Syrte vor der libyschen Küste, und ihr Ziel war die italienische Provinz Kalabrien. Im Gegensatz zu den Hoffnungen der Touristen kann das Mittelmeer eine wilde See sein. Ein Sturm peitschte den rostigen Tramp mit Riesenwellen, als er östlich von Malta keuchend auf die Spitze des italienischen Stiefels zustampfte.
Die acht Ballen waren einen Monat zuvor mit Zustimmung der Hafenbehörden in Conakry, der Hauptstadt des anderen Guinea, aus einem größeren Frachter aus Venezuela entladen worden. Aus den afrikanischen Tropen waren sie per Lastwagen nach Norden transportiert worden, vom Regenwald durch die Savanne und weiter über den glühenden Sand der Sahara. Diese Strecke hätte viele Fahrer eingeschüchtert, aber die harten Männer, die am Steuer dieser Trucks saßen, waren an Strapazen gewöhnt.
Sie lenkten die riesigen Sattelschlepper und Lastzüge Stunde um Stunde, Tag für Tag, über holprige Straßen und Sandpisten. An jeder Grenze, an jeder Zollstation waren Leute zu schmieren, damit Schranken sich hoben, und mit einem dicken Bündel großer Euroscheine in der Gesäßtasche drückten gekaufte Beamte beide Augen zu.
Das Ganze dauerte einen Monat, aber mit jedem Meter, den sie auf dem Weg nach Europa zurücklegten, wuchs der Wert jeden Kilos in
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