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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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grauenvollen Bedingungen fallenließ, mit denen Jonny sie angeblich freigekauft hatte. Nur bei Harmon und Dru spürte er vergleichsweise wenig von der allgemeinen Reserviertheit, doch hinter ihrer Freundlichkeit vermutete Jonny ein gutes Stück Eigennutz. Nach der langen und peinlichen Beichte, zu der Jonny sie kurz nach ihrem Entkommen gezwungen hatte, stand es in seiner Macht, recht ordentliche offizielle Geschütze gegen sie aufzubieten, und das wussten die beiden.
    Doch die gesellschaftliche Isolation war nur in geringem Maß für die Niedergeschlagenheit verantwortlich, die Jonny angesichts ihres langsamen Vorankommens verspürte. Er hatte eine echte Chance, den Krieg ganz zu vermeiden, aber dazu musste er nach Asgard kommen, bevor die eigentliche Schießerei begann.
Nach Asgard, und vor das Zentrale Komitee. Hoffentlich war Jame in der Lage, das für ihn zu organisieren. Wrey war vermutlich keine große Hilfe.
    Dann endlich setzte die Menssana auf Adirondack auf, dem Endpunkt des Korridorverkehrs, und Wrey spielte seine Trumpfkarte aus.
    »Es täte mir leid, sollte sich Ihre Suche nach einer Reisemöglichkeit zu Ihren Zielen als schwierig erweisen«, verkündete Wrey vor der Gruppe von Reisenden, als sie sich im Zollgebäude des Star Field in Dannimore versammelten. »Der Schnellkurier, den ich von hier nach Asgard nehme, bietet leider nur für mich und Captain Tarvn Platz.«
    »Und für mich, nehme ich doch an«, meldete sich Jonny zu Wort.
    »Ich fürchte, nein«, meinte Wrey kühl. »Sie werden ja wohl noch wissen, dass ich Sie gewarnt habe, sich selber auf diese Reise einzuladen.«
    Einen Herzschlag lang stand Jonny einfach da, unfähig, seinen Ohren zu trauen. »Das können Sie nicht machen, Wrey!«
    »Ach nein?«, erwiderte dieser. »Dann schlage ich vor, Sie werfen mal einen Blick in die Vorschriften, Moreau – das heißt, wenn Sie wissen, wie man in wirklich gültigen Vorschriften nachschlägt.«
    Jonny betrachtete das selbstzufriedene Gesicht seines Gegenübers, das kleine, hämische Grinsen, das um die Mundwinkel des dickbäuchigen Mannes spielte – der Kleingeist, der seinen großen Augenblick erlebte. Jonny, dem zu viele andere Dinge durch den Kopf gegangen waren, hatte mit so etwas nicht gerechnet. »Hören Sie«, sagte er in aller Ruhe, »das ist idiotisch, und das wissen Sie. Das Komitee muss erfahren, was der Kommandant des Troftschiffes mit mir besprochen hat.«
    »Ja, richtig – der ›Geheimplan‹ zur Verhinderung des Krieges, von dem Sie mir nichts erzählen wollten«, meinte Wrey und konnte sich das Feixen kaum verkneifen. »Vielleicht gehen Sie endlich mal ein wenig aus sich raus und erklären ihn mir wenigstens
in groben Zügen. Ich werde es dem Komitee gegenüber ganz gewiss erwähnen.«
    »Davon bin ich überzeugt«, presste Jonny hervor. »Sie verzeihen mir hoffentlich, wenn ich darauf nicht vertraue. Doch ist Ihnen wohl klar, in welch gefährlich tiefes Wasser Sie geraten, wenn Sie mich hier mit lebenswichtigen Informationen zurücklassen.«
    »Ach, darüber würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen.« Auf einen Fingerzeig von Wrey hin lösten sich vier Männer in Uniformen der Armee von verschiedenen Wänden, traten vor und blieben in einer lockeren Kesselformation vor Jonny stehen. »Auch was Sie selbst anbelangt, würde ich mir nicht den Kopf zerbrechen«, fügte Wrey hinzu. »Man wird sich sehr gut um Sie kümmern.«
    Jonny betrachtete die Wachtposten. Sein Blick wanderte von den wachen Gesichtern zu den Abzeichen auf den Kragen darunter. Interrorum, die schnelle Antispionage/Antiterrortruppe der Armee. »Was zum Teufel soll das?«, verlangte er zu wissen.
    »Das Militär wird Sie Erster Klasse nach Asgard fliegen«, erklärte Wrey. »Natürlich erst, nachdem man Sie auf hypnotische und unterbewusste Manipulation hin untersucht hat.«
    »Was? Hören Sie zu, Wrey, wenn in der letzten Zeit keine bürgerlichen Grundrechte außer Kraft gesetzt worden sin…«
    »Sie waren mehrere Stunden allein mit dem Troft, wie Sie selbst zugegeben haben«, unterbrach ihn Wrey schroff. »Vielleicht hat man uns gehen lassen, weil Sie auf Sabotage oder Attentate programmiert wurden.«
    Jonny spürte, wie ihm die Kinnlade herunterfiel. »Das ist doch wohl das Lächerlichste – eine solche Beschuldigung können Sie mir nicht anhängen, sie hätte nicht mal zehn Minuten Bestand.«
    »Immer mit der Ruhe, Gouverneur. Ich versuche nicht, irgendjemandem etwas ›anzuhängen‹ – ich halte mich

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