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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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dem so wäre, das wusste Jonny, würde er lange warten müssen. Er balancierte das ComBoard auf seinen Knien und begann seine Suche.
    Weissmann, Dane, Nunik – die Namen von einem Dutzend zeitweiliger Gastfamilien, und doppelt so viele zeitweilige Kameraden -, die Namen und Gesichter lebender und toter Cobras – all das sprudelte mit einer Leichtigkeit hervor, die darüber hinwegtäuschte, dass sechsundzwanzig Jahre vergangen waren. Fast eine halbe Stunde lang sprang er im Fonbuch hin und her, so schnell es seine steif gewordenen Finger zuließen, danach suchte er noch eine Stunde lang etwas langsamer weiter, bis der Strom der Namen zu einem Rinnsal wurde und schließlich ganz versiegte.

    Nicht ein Einziger von ihnen war verzeichnet.
    Er starrte auf das ComBoard – sein Verstand war nicht bereit, den offensichtlichen Beweis zu akzeptieren. Adirondack galt immer noch als Welt im Siedlungsgrenzgebiet, auf der laufend neue Gebiete erschlossen wurden – aber wie war es möglich, dass selbst nach sechsundzwanzig Jahren jeder , den er hier gekannt hatte, irgendwo anders hingezogen war?
    Er war noch immer damit beschäftigt, sich einen Reim auf das alles zu machen, als er den Kopf hob, weil sich vor seiner Zelle etwas bewegt hatte. Das Klicken von Mehrfachriegeln, die zurückgezogen wurden, ließ ihm gerade genügend Zeit, das ComBoard unter sein Kopfkissen zu schieben, bevor die Zellentür sich öffnete und eine junge Frau hereintrat. »Gouverneur Moreau?«, fragte sie.
    »Ja.« Jonny nickte. »Ich hoffe, Sie sind jemand, der hier etwas zu sagen hat.«
    Über ihr Gesicht huschte eine Regung, zu schnell, um sie erkennen zu können. »Wohl kaum. Danke«, sagte sie zu dem Posten, der über ihrer Schulter lauerte – ein anderer, wie Jonny bemerkte, als der, mit dem er zuvor gesprochen hatte. »Ich rufe Sie, wenn ich fertig bin.«
    »In Ordnung, Doktor.« Die Tür schlug hinter ihr zu.
    »Also, Gouverneur, man hat Ihre Medikamente freigegeben«, sagte sie munter, griff in eine Tasche an ihrem Gürtel und zog die beiden Fläschchen heraus, die man ihm zuvor abgenommen hatte. »Ich könnte mir vorstellen, dass Sie vor der Untersuchung etwas davon einnehmen möchten.«
    Jonny runzelte die Stirn. »Untersuchung?«
    »Reine Routine. Nehmen Sie bitte Ihre Tabletten.«
    Er gehorchte, und sie ließ sich neben ihm auf der Pritsche nieder. »Ich werde ein paar lokale Gefällsmessungen vornehmen«, sagte sie und holte einen kleinen zylindrischen Gegenstand aus ihrer Tasche. »Halten Sie einfach still, und sprechen Sie nicht.«
    Sie schaltete das Instrument ein, und ein seltsam durchdringendes Summen erfüllte den Raum. »Sie haben sich sehr verändert«,
sagte sie, kaum lauter als das Geräusch. »Ich war nicht sicher, dass Sie es sind, bevor ich Sie nicht sprechen gehört habe.«
    »Was?«
    »Bitte, sprechen Sie, ohne die Lippen zu bewegen.« Sie manövrierte das Instrument langsam über seine Brust, die Augen auf die Anzeige gerichtet.
    Jonny spürte, wie ihm der kalte Schweiß auf die Stirn trat. Wieder kam ihm die Möglichkeit in den Sinn, dass es sich um einen Test handeln könnte … aber wenn, dann war der Einsatz immens erhöht worden. Schon die passive Kooperation mit dieser Frau konnte ihm eine Anklage wegen Verschwörung einbringen. »Wer sind Sie?«, raunte er, wobei er die Lippen so wenig wie möglich bewegte.
    Zum ersten Mal sah sie ihm in die Augen, und ein sonderbar schelmisches Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. »Erinnern Sie sich nicht mehr an Ihre Musterschülerin in Geometrie?«
    Geometrie? » Danice? Danice Tolan?«
    Ihr Lächeln wurde eine Spur breiter. »Ich wusste doch, dass ich mich nicht so sehr verändert habe.« Plötzlich wurde sie wieder ernst. »Also: Was tun Sie in einem Militärgefängnis des Imperiums?«
    »Offiziell bin ich hier, weil ich mit den Trofts über Frieden verhandelt habe und man mich deshalb als Sicherheitsrisiko betrachtet. Tatsächlich bin ich hier, weil ich den Stolz eines unbedeutenden Mannes verletzt habe.«
    »Frieden.« Danice sprach das Wort aus, als wollte sie prüfen, wie es schmeckte. »Ist bei den Gesprächen irgendetwas herausgekommen, das man als Fortschritt bezeichnen könnte?«
    »Es war nicht gerade eine offizielle Verhandlung. Trotzdem: Ja, ich denke, ich kann verhindern, dass es zum Krieg kommt. Das heißt, vorausgesetzt, ich kann das Zentrale Komitee bewegen, sich dieser Ansicht anzuschließen.«
    »Was Sie ganz offensichtlich nicht von hier aus können.« Ihr

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