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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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meine, du musst nicht Nein sagen, wenn man dich braucht. Sei nur einfach vorsichtig.«
    »Immer«, beruhigte er sie und wunderte sich über die plötzliche Änderung ihrer Ansichten. Das war wieder die alte Chrys, die, die ihn bei seiner Arbeit unterstützt hatte, als sie damals geheiratet hatten. Doch woher rührte dieses Umdenken? Rief die neue Umgebung Erinnerungen an die Herausforderungen wach, auf die sie damals bei ihrer Ankunft auf Aventine gestoßen waren?
    Er wusste es nicht. Aber die Veränderung gefiel ihm … und er hatte noch die ganze Reise Zeit, sich zu überlegen, wie er ihre Einstellung auch nach ihrer Heimkehr diesbezüglich beeinflussen konnte.

16
    Die Erlaubnis zum Abnehmen der Filterhelme war kurz vor der abendlichen medizinischen Untersuchung von der Dewdrop erteilt worden, und Joshua hatte geglaubt, seine Nase habe sich seitdem an die exotischen Gerüche der qasamanischen Luft gewöhnt. Doch die Gruppe hatte am nächsten Morgen noch keine drei Schritte aus dem Gästehaus gemacht, als Joshua merkte, dass diese Annahme ein wenig verfrüht gewesen war.
    Der neue Geruch erschien ihm wie eine Mischung aus Backaromen, einem nicht eben würzigen Rauch und etwas, das er nicht einmal annähernd identifizieren konnte.
    Offenbar war er nicht der Einzige, dem es so erging. »Was ist das für ein Geruch?«, fragte Cerenkov Moff und schnupperte.
    Moff sog nachdenklich die Luft ein. »Ich rieche die Bäckerei eine Straße weiter, die Borraffinerie und die Abgase der Fahrzeuge. Sonst nichts.«
    »Eine Borraffinerie?«, meldete sich Rynstadt zu Wort. »Mitten in der Stadt?«
    »Ja. Wieso nicht?«, wollte Moff wissen.
    »Nun …« Rynstadt geriet ein wenig ins Schwimmen. »Vermutlich wäre es sicherer, derartige Industrien fern von dicht besiedelten Zentren zu errichten. Für den Fall eines Unfalls oder so.«
    Moff schüttelte den Kopf. »Bei uns gibt es keine Unfälle mit nennenswerten Folgen. Und die Anlage selbst steht da, wo sie steht, am sichersten.«
    »Interessant«, murmelte Cerenkov. »Könnten wir diese Raffinerie besichtigen?«
    Moff zögerte eine Sekunde, dann nickte er. »Das lässt sich vermutlich einrichten. Hier entlang.«
    Er ging an dem Wagen, der für sie am Bordstein wartete, vorbei und machte sich auf den Weg, gefolgt von den vier Aventiniern und fünf weiteren Qasamanern. Wie sich herausstellte, lag
die Raffinerie, die in einem unscheinbaren Gebäude mitten zwischen zwei extrabreiten Hauptstraßen von Sollas untergebracht war, weniger als einen Block entfernt.
    Joshua hatte eine solche Leichtindustrieanlage noch nie gesehen, und die Vielzahl von Tanks, Röhren und geschäftig hin und her eilenden Qasamanern vermittelte ihm eher den Eindruck eines Durcheinanders denn den von Produktivität. Rynstadt aber – und in geringerem Maß auch York – schien der Ort zu faszinieren. »Sehr schöne Anlage«, bemerkte Rynstadt, während er sich im Hauptraum umsah. »Von einer Methode zur Borgewinnung mittels eines kalten, durchperlten Gases habe ich noch nie gehört. Was ist das für ein Gas, wenn ich fragen darf?«
    »Ich weiß es nicht genau«, erwiderte Moff. »Vermutlich irgendeine Art Katalysator. Sind Sie Experte für diese Art von Chemiebetrieben?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Rynstadt schüttelte den Kopf. »Ich interessiere mich nur allgemein für Technik – meine Arbeit als Ausbilder verlangt, dass ich fast über jedes Gebiet ein wenig weiß.«
    »Ein wissenschaftlicher Generalist also. Verstehe.«
    Die Art, wie Moff dies sagte, gefiel Joshua nicht, so als würde Rynstadts angebliche Sachkenntnis gegen die friedlichen Absichten ihrer Mission sprechen. »Wäre eine solche Methode auf Aventine konkurrenzfähig, Marck, was meinen Sie?«, fragte er deutlich vernehmbar in der Hoffnung, Rynstadt würde den Wink verstehen.
    Er tat es. »Mit einiger Sicherheit«, meinte dieser sofort und nickte. »Bor spielt in mindestens einem Dutzend verschiedener Industrieprozesse eine entscheidende Rolle. Unsere Methoden sind zwar nicht teuer, aber etwas Billigeres wäre immer willkommen. Vielleicht können wir später ausführlicher darüber sprechen, Moff, entweder mit Bürgermeister Kimmeron oder demjenigen, der die Handelsvollmacht für den gesamten Planeten besitzt.«
    »Ich werde Ihre Anfrage weiterleiten«, sagte Moff. Seine Stimme klang neutral, doch in Joshuas Augen schien er sich ein wenig zu entspannen. Bei diesen Leuten glaubt man immer, sich auf Zehenspitzen durch ein Minenfeld zu bewegen, dachte

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