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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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befürchteten, den Trofts gegenüber Schwäche zu zeigen – und ganz gewiss sind die ethischen Maßstäbe einer Welt Teil ihrer Stärke insgesamt. Abgesehen davon würde es unsere Position nicht
kräftigen, wenn wir menschliche Verbündete an der Grenze zu den Trofts hätten?«
    »Sie übersehen die historischen Fakten, Brom«, wandte Jonny leise ein. »Eben weil die Trofts an zwei Seiten der Assemblage Menschen als Nachbarn hatten, waren ihre Domänen bereit, sich abermals gemeinsam in einen Krieg zu stürzen.«
    Fairleigh schnaubte. »Was die Bedrohung an den Grenzen anbetrifft, besteht ein beträchtlicher Unterschied zwischen dem Imperium der Menschen und Qasama.«
    »Nur der Größe nach. Und vergessen Sie nicht, dass Trofts nichts für Massenvernichtung von Raumschiffen aus übrighaben. Sie führen Krieg, indem sie Gebiete besetzen … und Qasama zu besetzen wäre alles andere als ein Vergnügen.«
    »Da gebe ich Ihnen allerdings Recht«, murmelte Telek mit einem Schaudern.
    »Oder mit anderen Worten«, sagte Hemner, »die Trofts bringen es nicht fertig, eine Population abzuschlachten, also heuern sie uns an, damit wir das für sie erledigen.«
    Mehrere Gouverneure versuchten etwas zu erwidern, Vartanson war es, der schließlich das Wort bekam. »Vergessen Sie die Trofts doch mal für einen Augenblick – vergessen Sie sie einfach. Lizabet hat Recht – wir müssen uns mit ihnen befassen, und wir müssen uns jetzt mit ihnen befassen.«
    Eine ganze Weile war es still in dem kleinen Raum. Jonny sah zu Hemner hinüber, doch der alte Mann starrte auf seine Hände, die zusammengepresst auf dem Tisch lagen. Nach einer Weile brach Stiggur das Schweigen. »Ich denke, wir haben angesichts des vorliegenden Datenmaterials alles getan, was wir tun konnten«, sagte er und blickte einen nach dem anderen eindrücklich an. »Die endgültigen geologischen, biologischen und soziologischen Ergebnisse sollen in zehn Tagen vorliegen. Dann werden wir erneut zusammenkommen – und zwar vor der Vollversammlung – und versuchen, eine Entscheidung zu treffen.« Er langte neben sein Display und schaltete das versiegelte Aufzeichnungsgerät ab. »Die Sitzung ist damit beendet.«

31
    Es dauerte nur wenige Tage, bis sich Stiggurs Vorhersage über das taktische Vorgehen der Opposition bestätigte, und wie auch schon Wochen zuvor, als die Qasamageschichte begonnen hatte, fand Corwin sich plötzlich im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion wieder.
    Allerdings hatte die Auseinandersetzung eine andere Richtung eingeschlagen. Zuvor hatte man in Qasama kaum mehr gesehen als eine mathematische Gleichung: auf der einen Seite eine abstrakte Aufgabe, auf der anderen die sehr konkrete Hoffnung, den Landbesitz der Cobra-Welten mehr als zu verdoppeln. Und nun hatte sich dieser wohlige Nebel gelichtet. Als Einzelheiten über die qasamanische Bevölkerung und ihre Feindseligkeit freigegeben wurden, kochten selbst in der logischsten und vernünftigsten Argumentation zunehmend Emotionen hoch, und zwar gleichermaßen bei den Befürwortern als auch bei den Gegnern. Die meisten Gegner, mit denen sich Corwin unterhielt, waren durch die Versicherung, Jonny sei ebenfalls gegen einen Krieg mit anderen Menschen, nur geringfügig zu besänftigen – gewöhnlich verlangten sie, er solle sich mehr dafür einsetzen, den Rat von ebendieser Ansicht zu überzeugen. Die Befürworter neigten dazu, derart knifflige ethische Fragen einfach zu ignorieren, und erhoben die Sicherheit der Cobra-Welten zu Jonnys dringlichstem Anliegen. Dies führte auf der Ebene der verbalen Auseinandersetzung zu einem Patt, und nach drei Tagen war Corwin es von Herzen leid.
    Als er schließlich einen Anruf von Joshua bekam, erkannte er, wie sehr das Netz für Telekommunikation und öffentliche Information wieder von seinem Leben Besitz ergriffen hatte.
    »Hast du in der letzten Zeit Justin mal getroffen?«, erkundigte sich Joshua, nachdem sie sich begrüßt hatten.
    »Seit dem Abend nach deiner Abschlussbesprechung nicht mehr.« Corwin zuckte zusammen, als ihm das plötzlich bewusst wurde.
Seit vier Tagen hatte er mit niemandem aus der Familie mehr gesprochen, von seinem Vater einmal abgesehen. Er war es nicht gewöhnt, derart den Kontakt zu vernachlässigen. »Ich hatte nicht viel Zeit.«
    »Tja, ich denke, hierfür solltest du dir besser Zeit nehmen, und das möglichst sofort.«
    Corwin runzelte die Stirn. »Wieso? Stimmt was nicht?«
    Joshuas Konterfei auf dem Telemonitor zögerte,

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